Nach zwei extrem starken Staffeln musste der große Bruder diesmal wieder einige Federn lassen und kam letztlich sogar hinter dem Auftaktjahr über die Ziellinie. Zu keinem Zeitpunkt konnte man wirklich begeistern.
Staffelbilanz «Promi BB»
- S1: 2,04 Mio. (9,4% / 13,7%)
- S2: 2,92 Mio. (14,1% / 18,7%)
- S3: 2,43 Mio. (12,6% / 17,8%)
Durchschnittliche Werte aller jeweils 15 Folgen.
Seit 2013 läuft
«Promi Big Brother» inzwischen in Sat.1 und hat sich in dieser Zeit so ein wenig den Status des "kleinen Dschungelcamps für den Spätsommer" erarbeiten können. Vor allem die Staffeln zwei und drei stellten sich im direkten Duell mit dem RTL-Format als ernst zu nehmende Alternative heraus, die zumindest hinsichtlich der Protagonisten sogar ein namhafteres und spannenderes Aufgebot zu bieten hatte. In diesem Jahr war die Gemengelage jedoch eine etwas andere: Durch Olympia sah man sich dazu gezwungen, erst im September und damit zum Start der neuen Kernsaison ins Rennen zu gehen, wo auch die Konkurrenz vermehrt zugkräftige Neustarts und Rückkehrer ausstrahlte. Und im dritten Jahr hatte sich auch ein wenig der lähmende Geist der Routine ins Haus eingeschlichen, sodass sich die spektakulären Dynamiken in Grenzen hielten. Die Folge war ein deutlicher Absturz in der Quotenbilanz.
Dass man sich besser nicht auf die faule Haut legen sollte, deutete sich bereits im Rahmen der fast dreieinhalbstündigen Auftaktfolge am 2. September an: Mit 2,29 Millionen Fernsehenden wurden zwar zweifelsohne starke 9,9 Prozent Marktanteil eingefahren, jedoch schnitten die ersten beiden Staffeln ungleich stärker ab - und die dritte vor allem deshalb nicht, weil sich die Programmverantwortlichen im Vorjahr dazu entschieden hatten, den Staffelstart in den direkten Wettbewerb mit dem Bundesliga-Auftaktspiel zu schicken. Ähnlich sah es auch in der werberelevanten Zielgruppe aus, wo 15,1 Prozent bei 1,18 Millionen gemessen wurden. In beiden Konsumentengruppen sollte dies den höchsten Zuschauerzahlen überhaupt entsprechen.
Problematisch war dann vor allem das Auftreten am ersten Wochenende, wo man dem Publikum inhaltlich schlichtweg Dienst nach Vorschrift anzubieten schien und damit einige weitere Fans vergraulte: Wurden am Samstag noch 1,87 Millionen Fernsehende und 14,4 Prozent Zielgruppen-Marktanteil ausgewiesen, fiel man am Sonntag auf nur noch 1,80 Millionen und 11,6 Prozent zurück. Hier brannte nun der Baum, denn seit Durchgang eins hatte sich die Sendung nie mehr mit einem derart überschaubaren Wert begnügen müssen. Mit dem Auszug Edonas und der großen Aussprache zwischen Richard und Cathy Lugner verbesserte man sich zwischen Montag und Mittwoch auf immerhin wieder gut zwei Millionen Zuschauer und 13,6 bis 13,7 Prozent der Werberelevanten. Für eine solch große Sendung waren dies sicherlich noch immer keine überragenden Zahlen, aber immerhin wieder etwas bessere als zuvor.
Eine weitere Verkettung von nun endlich einmal auch positiven Umständen sorgte schließlich an Tag sieben für den erfolgreichsten Tag der gesamten Staffel: Bei einer Reichweite von 2,22 Millionen wurden herausragende 12,8 Prozent des Gesamtpublikums und 16,7 Prozent der Zielgruppe verzeichnet. Dazu kam, dass an diesem Abend die Konkurrenz nicht überragend agierte, der frische Wind der Vortage noch durch das Promi-Haus wehte und vor allem auch endlich einmal das Vorprogramm stark lief. An diesem Abend ging nämlich die neue Serie «Blindspot» erstmals auf Zuschauerjagd und war mit 13,1 Prozent Zielgruppen-Marktanteil von einer «Men in Black 3»-Wiederholung abgesehen wohlgmerk die einzige Übertragung in den gesamten zwölf Tagen, die zur besten Sendezeit auf einen zweistelligen Marktanteil zu verweisen hatte.
Dass eben jene Zweistelligkeit sogar für «Promi BB» keineswegs mehr ein Selbstläufer war, zeigte sich im Rahmen der zweiten Freitagsausgabe, die bei genau zwei Millionen Zuschauern nur noch auf 10,9 Prozent der 14- bis 49-Jährigen gelangte. Für die Verantwortlichen dürfte dies ein großer Rückschlag nach dem sukzessiven Aufwärtstrend der vorherigen Tage gewesen sein, zumal hiermit das Schicksal der Show gewissermaßen besiegelt war: Die drei Spätabend-Folgen danach blieben bei eher enttäuschenden 11,3 bis 12,0 Prozent hängen, insgesamt verpasste man mit nur noch 1,75 Millionen Fernsehenden nur knapp einen neuen Allzeit-Negativrekord, markierte aber zumindest das Staffeltief.
Die Folgen vom Dienstag und Donnerstag kamen dann mit jeweils etwas mehr als zwei Millionen Zuschauern doch nochmal etwas besser weg, mehr als 13,9 und 13,3 Prozent der Kernzielgruppe war allerdings nicht mehr zu holen - offensichtlich hatten bereits zu viele Anhänger entschieden, dass ihnen das Schicksal der Bewohner dieses Jahres eher egal war. Entsprechend dürftig lief schließlich auch das große Live-Finale am 16. September, das sich mit 2,06 Millionen Fernsehenden zu begnügen hatte und hinsichtlich der Marktanteile mit 8,0 und 10,6 Prozent sogar noch einmal neue Staffeltiefstwerte markierte. In allen drei Vorjahren hatte die Finalshow mehr oder minder deutlich stärker abgeschnitten.
Unterm Strich sahen in diesem Jahr durchschnittlich genau 2,00 Millionen Menschen
«Promi Big Brother», was mit einem soeben noch zweistelligen Gesamt-Marktanteil von 10,2 Prozent einherging. Dies waren ohne Frage starke Werte für einen Sender, der mittlerweile gerade einmal noch auf gut sieben Prozent des Gesamtpublikums gelangt, doch in den beiden Vorjahren war man noch auf deutlich beeindruckendere 14,1 und 12,6 Prozent bei streckenweise rund drei Millionen Interessenten gelangt. Im direkten Vergleich mit Durchgang eins ergab sich dagegen ein ambivalentes Bild: Zwar hatten vor drei Jahren mit 2,04 Millionen noch etwas mehr Menschen zugesehen, der durchschnittlich verbuchte Marktanteil lag mit 9,4 Prozent allerdings gleichzeitig ein gutes Stück unterhalb des diesmal erzielten Werts - der überraschend knackige Spätsommer dürfte hier eine gewisse Zahl potenzieller Interessenten vom Fernsehen abgehalten haben.
In der werberelevanten Zielgruppe fiel die Backpfeife dagegen im Vergleich mit den Vorjahren deftig aus: Nur 0,95 Millionen Zuschauer entsprachen einem ungleich schwächeren Wert als im Zuge aller drei Vorjahresstaffeln mit 1,18 bis 1,54 Millionen und auch der Marktanteil war angesichts von 12,9 Prozent der geringste überhaupt. Die Auftaktstaffel war auf 13,7 Prozent gelangt, in den beiden Vorjahren hatten 18,7 und 17,8 Prozent zu Buche gestanden. Gegenüber dem Senderschnitt war man dagegen standesgemäß sehr gut unterwegs, der lag zuletzt nämlich nur noch bei etwa neun Prozent.
Nun ist Sat.1 nachvollziehbarerweise darum bemüht, die Gesamtbilanz seiner Sendung in einem möglichst positiven Licht dastehen zu lassen - und einige Erklärungsansätze für die deutlichen Verluste gibt es ja auch durchaus. So ist der Fernsehmarkt im September traditionell härter umkämpft als im von der generellen Sommermüdigkeit geprägten August, das Vorprogramm fiel insbesondere aufgrund der Flops von «Crime Scene Riviera» und «Karawane der Köche» am Montag und Mittwoch desolat und an den meisten anderen Tagen ebenfalls höchstens solide aus. Zudem dürfte die einmal mehr starke Online-Nutzung und der Social-Media-Hype um das Format zumindest von einer gewissen Relevanz sein.
Andererseits gelang es aber auch nicht, nach einem etwas drögen Start nachhaltig für frischen Wind zu sorgen und das starre Geschehen zu entkrampfen. Das führte letztlich dazu, dass die Werte innerhalb der Staffel sogar noch abstürzten: Gelangte die erste Staffelhälfte noch auf etwas mehr als zwei Millionen Zuschauer und immerhin 13,7 Prozent Zielgruppen-Marktanteil, hatte man sich an den letzten sieben Tagen mit durchschnittlich nur noch etwas weniger als zwei Millionen sowie 12,2 Prozent zu begnügen. In den beiden Vorjahren hatte man sich staffelimmanent hingegen verbessern können und selbst der als Enttäuschung abgestempelte erste Durchgang schnitt in seiner zweiten Hälfte etwas besser ab. Unterm Strich kann man also schon von einer Enttäuschung auf sehr hohem Niveau sprechen, was die Programmverantwortlichen jedoch kaum davon abhalten dürfte, eine weitere Staffel in Auftrag zu geben. Nur die in diesem Jahr allgegenwärtige "Weiter so!"-Attitüde wird wohl deutlich hinterfragt werden - in diesem Jahr hat «Promi Big Brother» nämlich schlichtweg über weite Strecken nicht so recht geliefert.