Mit 37 Jahren hat Regisseur Jan Haering einen ersten großen 90-Minüter inszeniert und dabei versucht dem fast schon ausgelutschten Genre RomCom einen neuen Anstrich zu geben. Was das mit dem „Jahrmarkt-Effekt“ zu tun hat und weshalb er sich über Welpenschutz freut…
Zur Person Jan Haering
Filmografie: 2008: Regie bei «Loose Connection», 2009 Regie und Buch zu «Zwei Welten», 2010 Regie und Buch zu «Bambule». 2011/2012 Regie und Buch zu «Eine lange Nacht». Alle vier Produktionen waren Kurz-Filme.Herr Haering, Sie sind ein junger, frischer Regisseur. Warum ist «Undercover küsst man nicht», das einige Elemente von Romantic Comedy-Filmen hat, ein junger und frischer Film?
Weil «Undercover küsst man nicht» die Romantic Comedy mit einem skurrilen Krimi-Plot auffrischt und damit über die Frage „Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht?“ hinaus den Spaß am Enträtseln der Geschichte mit sich bringt. Der Film ist ein temporeicher Genremix, der augenzwinkernd mit den Erwartungen des Publikums spielt.
Nun war die Romantic Comedy ein zuletzt ein wenig überstrapaziertes Genre. Die Dosis solcher Filme nahm eine Zeit lang wieder ab. Ist es jetzt Zeit, in diesem Bereich wieder Gas zu geben?
Ich finde, dass man für die Romantic Comedy wieder spannendere Ausgangssituationen finden muss. Das haben wir mit unserem Krimi-Plot versucht, der sich an klassischen Screwball-Comedies orientiert, aber es geht natürlich auch ganz anders. «Harold und Maude» zum Beispiel ist eine Liebesgeschichte zwischen einem 18-Jährigen und einer 80-Jährigen. Sowas müsste man mal wieder machen!
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Georg Seeßlen spricht vom „Jahrmarkt-Effekt“. Wir mögen es, Nervenkitzel in einem gesicherten Rahmen zu erleben.
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Regisseur Jan Haering über die Liebe der Deutschen zu Krimistoffen
Der Film hat auch eine ordentliche Portion Krimi zu bieten. Haben Sie eine Idee, wieso es vielen Deutschen nichts ausmacht, Krimis rauf und runter zu schauen?
Georg Seeßlen spricht vom „Jahrmarkt-Effekt“. Wir mögen es, Nervenkitzel in einem gesicherten Rahmen zu erleben. Darüber hinaus glaube ich, dass wir einfach Spaß daran haben, mitzurätseln.
Die Dreharbeiten zum Film liefen im Hochsommer, bei Temperaturen teils an die 40 Grad. Inwiefern war das auch eine Herausforderung für Sie als junger Regisseur?
Ich darf mich überhaupt nicht beschweren. Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter und im Film sieht ja niemand, dass ich hinter dem Monitor mit einem nassen Handtuch über dem Kopf sitze! Die Schauspieler hatten es da wesentlich schwerer. Durch die Filmlampen steigt die Temperatur sogar noch und der arme Florian Bartholomäi musste im Anzug spielen. In den Büroszenen mussten wir ihn zwischen den Takes regelrecht trocken föhnen!
Die Hauptrolle des Films ist besetzt mit Florian Bartholomäi – in wie weit hat sein Mitwirken an «Deutschland 83» da für einen Karriere-Schub gesorgt?
Florian war schon immer ein sehr angesehener und „hungriger" Schauspieler, einen „Karriere-Schub“ benötigt er gar nicht. Schließlich spielt er auch in internationalen Produktionen wie «Der Vorleser» oder zuletzt «The Missing» mit. Und im Moment dreht er mit Florian Henckel von Donnersmarck
«Werk ohne Autor».
Man hört, Sie hatten bei den Dreharbeiten für die längeren Szenen etwas mehr Zeit als es sonst üblich ist. Ein echter Luxus oder etwas, das künftig wieder vermehrt an den Sets einkehren soll?
Eher Letzteres, aber das ist wohl Utopie. Üblich sind mittlerweile ca. 20 Drehtage, da muss man schon sehr effizient arbeiten. Für einen Erstling gibt es zum Glück noch etwas „Welpenschutz“.
Danke für das Gespräch.