Der schräge Halbstünder mit Kristen Bell und Ted Danson ist inhaltlich einer der gelungensten Neustarts der aktuellen Season.
Cast & Crew
Produktion: Fremulon, 3 Arts Entertainment und Universal Television
Schöpfer: Michael Schur
Darsteller: Kristen Bell, Ted Danson, William Jackson Harper, Jameela Jamil, D'Arcy Carden, Manny Jacinto u.v.m.
Executive Producer: Michael Schur, David Miner, Morgan Sackett und Drew Goddard„Willkommen! Alles ist gut!“, steht da an der Wand des Wartezimmers, in dem Eleanor (Kristen Bell) sitzt. Beruhigend. Liest man gerne. Die Tür geht auf, ein sympathischer, älterer Herr, der sich ihr später als Michael (Ted Danson) vorstellen wird, eskortiert sie in sein Büro und eröffnet ihr, warum sie hier ist: Eleanor ist tot, kürzlich verschieden in einem so tragischen wie saukomischen Unfall, und tritt hier nun ihre Existenz im Jenseits an.
Sie dürften nun dieselben Fragen stellen wollen, die Eleanor in diesem Moment auch beschäftigen. Michaels schlagfertige Antworten: Keine Religion liegt in nennenswerten Bereichen mit ihren Vorstellungen der Nachwelt richtig; beeindruckt war man im Jenseits dagegen von den drogeninduzierten Monologen eines völlig unbekannten kanadischen Losers in den siebziger Jahren, mit denen er weitgehend ins Schwarze traf.
Der Todestag ist in «The Good Place» zwar ein Tag der Abrechnung, aber keiner mit einem ernst dreinblickenden Jesus Christus, loderndem Höllenfeuer, dröhnenden Trompeten, göttlichen Gestalten in strahlend weißen Gewändern oder einem donnernden Urteilsspruch. Stattdessen blättert Ted Danson, gekleidet in einem geschmacklosen Anzug, in einer Akte und verkündet Eleanor, dass sie es geschafft hat: Ihr Engagement für Waisenkinder in Kriegsgebieten und ihr nimmermüder juristischer Einsatz für amerikanische Todeskandidaten machen sie als einen von nur wenigen Menschen würdig, in den
Good Place zu kommen.
Denn die Kriterien, um in dieses NBC-Pendant zum Himmelreich zu kommen, scheinen äußerst harte zu sein. Von allen bisher verstorbenen US-Präsidenten hat es nur Abraham Lincoln geschafft. Elvis Presley, Michael Jackson, sogar Florence Nightingale mit ihrem schmucken Lämpchen in der Hand – sie alle haben in ihrem Leben nicht genug Gutes getan und sind im
Bad Place gelandet. Wie es dort genau zugeht, können die Bewohner des
Good Place nur ahnen. Da bei einer kurzen Audio-Zuspielung dorthin jedoch nur panikerfüllte Schreie zu vernehmen sind, schlussfolgert Eleanor mit messerscharfem Verstand, dass es da wohl nicht gerade
awesome ist.
Blöd für sie: Sie gehört hier eigentlich nicht hin. Zwar ist sie tatsächlich die Eleanor, deren Name auf Michaels Liste steht, aber weder hat sie sich je um Waisenkinder in Kriegsgebieten noch um zum Tode verurteilte Straftäter gekümmert. Stattdessen hat sie ihr Geld damit verdient, alten kranken Leuten mit dubiosen Methoden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und auch privat war sie nicht gerade nett zu ihren Mitmenschen. Irgendwas ist da bei der kosmischen Zuteilung richtig schief gelaufen. Natürlich setzt sie alles daran, dass der Schwindel nicht auffliegt. Wer will schon in die ewige Verdammnis?
Es gab in den vergangenen Jahren nicht wenige schräge Comedy-Versuche im amerikanischen Fernsehen. Viele von ihnen waren jenseits ihrer innovativen Idee sehr laut und schrill und vergaßen dabei, dass man narrativ von einem abwegig-neuen Konzept allein nicht leben kann. Entsprechend wurden ihre Figuren oft zu Pausenclowns degradiert oder der Lächerlichkeit preisgegeben, während ihre Handlungsstränge wenig mehr als dramaturgische Alibis waren, um vermeintlich komische Absurditäten abspulen zu können.
«The Good Place» funktioniert anders, und setzt neben einem herrlichen Ideenreichtum in einem konfus zusammengeschraubten Jenseitsort auf witzige, zugespitzt aber nicht überdreht geschriebene Figuren, die vor allem die beiden Stars der Show Kristen Bell und Ted Danson charmant und augenzwinkernd in Szene setzen. Die Serie hat eine tolle, einzigartige Ausstrahlung und trifft komödiantisch genau den richtigen Ton –
a good place indeed.