Roger Schawinski war es seiner Zeit, der mit der Idee, «Navy CIS» auf den Sonntag zu legen, den Grundstein für eine elf Jahre andauernde Programmierung legte.
Darauf musste erst einmal wer kommen. US-Serien am Sonntag. Gegen den
«Tatort» im Ersten. Gegen die starken Filme im Zweiten und gegen die beliebten Blockbuster bei ProSieben und RTL. Roger Schawinski war einer dieser Programmmacher mit Mut. Das bewies er im Sommer 2006. Damals, als Sat.1 noch in Berlin beheimatet war, stieß er den Sommer der Veränderungen an. „Zwei Schätzchen für den Sonntag“ nannte seine Kommunikationschefin Kristina Faßler die Idee damals im Gespräch mit Quotenmeter.de. «Navy CIS», das zuvor donnerstags um 21.15 Uhr in Sat.1 lief, und das damals noch vollkommen neue «Criminal Minds» wurden dafür ausgewählt, am Sonntag in die Quotenschlacht zu ziehen.
«Navy CIS» hielt es elf Jahre auf dem Sendeplatz aus, «Criminal Minds» wurde schon vor Jahren zur Stärkung des Donnerstags wieder auf einen Platz unter der Woche gelegt. Es waren doch mehrheit erfolgreiche Jahre für den US-Krimi mit Mark Harmon. Denn auch wenn zuletzt regelmäßig einstellige Marktanteile in der Zielgruppe standen (die auch den Ausschlag für den Wechsel hin zu «The Voice of Germany» gaben), allzu lange sind die Mega-Erfolge noch nicht her. Am 4. März 2012 holte die US-Serie im Sat.1-Programm ihre bisher beste Zuschauerzahl, als ab 20.15 Uhr 4,44 Millionen Menschen ab drei Jahren zuschauten. Damals wurden in der klassischen Zielgruppe 18 Prozent Marktanteil erreicht.
Bei den Umworbenen datiert die stärkste Folge des Formats übrigens auf den 26. April 2009 – das ist schon etwas länger her. Damals kam das Format auf tolle 20,3 Prozent Marktanteil. In beiden Fällen hieß der Gegner übrigens «Tatort». Ende April 2009 zeigte Das Erste den Fall „Bittere Trauben“ (mit mit Maximilian Brückner und Gregor Weber aus Saarbrücken), der auf 7,40 Millionen Zuschauer kam, bei den Jungen aber mit etwas mehr als 15 Prozent dem US-Krimi in Sat.1 in der Tat unterlegen war. Etwas anders sah es am 4. März 2012 aus: Da lebten beide Formate in friedlicher Ko-Existenz, denn der «Tatort» namens „Scherbenhaufen“ war mit 9,59 Millionen Zusehenden ein absoluter Erfolg.
Die guten Tage der Serie, sie sind noch nicht ganz vorbei. Mit 3,83 Millionen Zuschauern (der Reichweite der bisher stärksten Ausgabe von «NCIS» in diesem Jahr) hat Mark Harmon als Hauptdarsteller dem Münchner Kanal die beste Reichweite dieses Jahres beschert. In der Zielgruppe landete diese Episode bei schönen 13,3 Prozent. Etliche Ausgaben haben sich inzwischen aber Richtung Senderschnitt oder sogar darunter bewegt – und das will Sat.1 am wichtigsten Abend der Woche eben nicht mehr mit ansehen. Oder anders gesagt: «Grill den Henssler» (VOX) soll größere Showkonkurrenz bekommen, weshalb in den kommenden Wochen die neue Staffel von «The Voice of Germany» zum Ausklang des Wochenendes gezeigt wird. Ob diese Idee ähnlich viel Erfolg haben wird wie die von Schawinski vor elf Jahren?
Vielleicht beruhigt es ja, dass der heute so viel gepriesene TV-Manager in jenem Sommermärchen-Sommer auch mehrheitlich daneben lag. Die damals ebenfalls angestoßenen Veränderungen jedenfalls gingen schief. Die neu etablierte Telenovela «Schmetterlinge im Bauch» war schnell Geschichte, ebenso der Versuch des Boulevard-Magazins um 18.00 Uhr und des Wetteberichts um 18.27 Uhr. Und auch die zweite Staffel von «Verliebt in Berlin» mit Tim Sander als sympathischem Hochstapler sollte nicht an alte Erfolge anknüpfen.