Vier deutsche Horrorfilme und vier aktuelle, internationale Produktionen, die für Gänsehaut sorgen: Unser Miniguide für einen gelungenen Halloween-Filmabend.
«10 Cloverfield Lane»
Michelle (Mary Elizabeth Winstead) flieht überstürzt aus ihrem bisherigen Leben. Dabei gerät sie in einen schweren Unfall, nach dem sie in einem unterirdischen Bunker erwacht. Eingeschlossen in einem kargen Raum. Festgekettet. Der streng dreinblickende Mann (John Goodman), der Michelle überwacht, spricht in wirren Worten davon, dass draußen etwas Grausames vor sich gegangen sei. Nur in diesem Schutzbunker wäre man also noch sicher. Michelle schenkt dem Mann allerdings keinen Glauben. Deutet doch alles daraufhin, dass sie entführt wurde. Dann aber bemerkt Michelle, dass sich eine weitere Person im Bunker befindet: Emmett (John Gallagher Jr.), der beteuert, dass es an der Erdoberfläche tatsächlich zu erschreckenden, mysteriösen Ereignissen gekommen sei. Sagen die beiden Männer womöglich die Wahrheit? Oder wartet das Grauen eher im Inneren des Schutzbunkers?
Suspense, statt Schrecken? Fesselnde, undurchschaubare Interaktion zwischen den drei Protagonisten eines nervenaufreibenden Kammerspiels statt Splatter? Wer an Halloween einen Filmabend veranstalten, aber nur gepackt, statt geschockt sein möchte oder Freunde auf dem Sofa hat, die mit Horror so ihre Probleme haben, findet hier eine hochspannende Alternative mit starken Performances.
Mehr zum Film in unserer Kritik.
«Unfriend»
Die beliebte Studentin Laura (Alycia Debnam-Carey) genießt das College-Leben, das sie gern auch mit ihren über 800 Freunden auf Facebook teilt. Aber als sie eines Tages die Freundschaftsanfrage der mysteriösen Außenseiterin Marina (Liesl Ahlers) annimmt, gerät sie in den Bann eines schrecklichen Fluchs: Lauras engste Freunde sterben auf grausame Weise. Ihr selbst bleiben nur wenige Tage Zeit, um das dahinter stehende Rätsel zu lösen und den tödlichen Bann zu brechen.
Der übernatürliche Online-Horror bietet mit seinem kühlen Look und seinem aus dem heutigen Kommunikationsalltag gegriffenen Aufhänger genau den richtigen Stoff für einen Halloween-Filmabend unter Freunden dar, die sich nach einer Aktualisierung typischer 90er-Mainstream-Horrorstoffe sehnen.
Mehr zum Film in unserer Artikelreihe 'Die glorreichen 6'.
«The Neon Demon»
Die minderjährige Waise Jesse (Elle Fanning) zieht nach Los Angeles, um ins Modegeschäft einzusteigen. In der Stadt der Schönen und Reichen angelangt, begegnet die naive Schönheit eiskalten Persönlichkeiten, einer schneidenden Grundstimmung und brutalem Neid … Stylische Optik. Elektrisierende Musik. Bildhübsche Menschen in garstik-grotesken Situationen. Diese Arthouse-Psychothrillerhorror-Modebranchesatire ist ein Kunstwerk, das einen, je nach Persönlichkeit, verstört, ratlos oder makaber amüsiert zurücklässt.
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«Rammbock»
Michael hat den weiten Weg nach Berlin auf sich genommen, um seiner Exfreundin Gabi den Wohnungsschlüssel zurückzugeben – nach außen hin soll es als Geste dienen, dass er mit ihrer Entscheidung einverstanden ist, die Beziehung zu beenden. Insgeheim erhofft er sich jedoch, durch die Begegnung ihre Zuneigung für ihn wieder entfachen zu können. In Gabis Wohnung angelangt, trifft Michael jedoch nur auf zwei Handwerker, die ihm nicht sagen können, wo sich die Mieterin derzeit befindet. Kurz darauf bricht eine Zombie-Epidemie aus, die Michael von der Wohnung seiner Ex aus beobachten kann …
Klassische Zombiefilmelemente treffen auf neue Ansätze und Hitchcocks «Das Fenster zum Hof»: Die ZDF-Produktion «Rammbock» ist ein spannendes Sehvergnügen mit guten Darstellern und smarten Rückverweisen auf Genrekonventionen.
Mehr zum Film in unserer Artikelreihe 'Die glorreichen 6'.
«Der Nachtmahr»
Frenetisch flackern die Studiologos über die Leinwand, ehe eine Gruppe jugendlicher Freundinnen von derben Technobeats begleitet zu einer Party düst. Sie saufen, machen Scherze, sind fies zueinander. Die 16-jährige Tina (Carolyn Genzkow) bekommt einen dieser vermeintlichen Späße in den falschen Hals, was ihr direkt die Partylaune vermiest. Doch der sie und ihre Freundinnen lockende (illegale?) Rave in einem Freibad bei Berlin hämmert mit seinen kühlen, schnellen Sounds Tinas Gedankenwelt hinfort, versetzt sie mit einem desorientierenden Gewitter an farbenfrohen Blinklichtern in einen beklommenen Rausch. Losgelöste „Mir gehört die Welt!“-Stimmung sieht anders aus, Miesepeter-Laune aber auch. Doch dann überkommen sie in einem ruhigen Moment Panikattacken, die immense Wellen nach sich ziehen: Auch im sicheren Schoß ihres Kinderzimmers wird sie von Furcht und Angst geplagt, in Albträumen wird sie von einem seltsamen Fabelwesen heimgesucht. Tinas Eltern nehmen ihre Sorgen nicht ernst, vor ihren Freunden traut sie sich nicht, die Maske der abgeklärten Partymaus fallen zu lassen – und den Rat ihres Psychiaters, Kontakt zu diesem Monstrum aufzunehmen, findet sie absurd …
Krasser Experimentalfilm-Rave. Irrer Drogentrip. Horrorgeschichte. Psychodrama. Coming-of-Age-Parabel. Die deutsche Nischenproduktion «Der Nachtmahr» ist ein einzigartiges, eigensinniges Leinwanderlebnis.
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«Zimmer 205»
Katrin (Jennifer Ulrich) kann es kaum erwarten, mit ihrem Studium zu beginnen. Endlich weg von zu Hause und der Aufsicht des überfürsorglichen Vaters, endlich weg von einer düsteren Vergangenheit – ein neuer Lebensabschnitt soll beginnen. Sie zieht in ein Studentenwohnheim, stürzt sich ins Uni-Leben und lernt schnell eine Clique aus höheren Semestern kennen. Dass ihre Vormieterin spurlos verschwunden ist, kümmert sie zunächst wenig. Doch kurz darauf findet sie das Videotagebuch der Vermissten, das ein grausames Licht auf ihre neuen Freunde wirft. Katrin versucht herauszufinden, was im Zimmer 205 passiert ist und weckt durch ihre Neugier die Dämonen der Vergangenheit. Ein unerklärlicher Bann zwischen ihr und der Verschwundenen sorgt für mysteriöse Todesfälle, und plötzlich steht Katrin im Zentrum der polizeilichen Ermittlungen.
Eine bemitleidenswert psychisch zerrissene Protagonistin, das Flair eines J-Horrors und eine beklemmende Stimmung: Wer an Halloween gebannt sein will und eine obskure deutsche Produktion genießen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
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«Der Babadook»
Nach dem tragischen Tod ihres Mannes führt die junge Krankenschwester Amelia (Essie Davis) ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Sohn Samuel (Noah Wiseman). Dieser hat sich mit seinen sieben Jahren zu einem echten Satansbraten entwickelt, der in der Schule mit Steinschleudern hantiert und seine Mutter mit regelmäßigen Wutausbrüchen zur Weißglut treibt. Eines Abends liest Amelia ihrem Sohn ein Kinderbuch mit dem Titel „Mister Babadook“ vor und Samuel glaubt darin das Monster aus seinen Träumen zu erkennen. Anfangs denkt Amelia, die Furcht des Jungen sei unbegründet, muss jedoch gestehen, das Buch auch selbst ziemlich unheimlich zu finden. Die vermeintliche Gutenachtgeschichte entfaltet schon bald ihren verstörenden Sog und Amelia wird zunehmend mit unheimlichen Phänomenen konfrontiert. Mit dem „Babadook“ sickert eine unheilvolle Bedrohung schleichend in das Leben der beiden. Denn wenn er erst einmal da ist, lässt er sich nicht mehr vertreiben. So steht es geschrieben.
Eine melancholisch-beunruhigende Metapher auf Verlust- und Bindungsangst, zugleich ein spannungsgeladenes Schockszenario mit einem zwischenmenschlichen Drama: «Der Babadook» ist klug, emotional und nervenaufreibend.
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«Sieben Monde»
Der junge Übersetzer Thomas Krömer (Jan Josef Liefers) hat schriftstellerische Ambitionen, aber in beruflichen Fragen ebenso wenig Erfolg wie in der Liebe. Damit sind seine Sorgen völlig belanglos im Vergleich zu dem, was die Münchener Polizei derzeit umtreibt: Seit Wochen geht ein Mörder um, der seine Opfer verstümmelt und am Tatort ein riesiges Chaos hinterlässt – sowie Tierhaare. Schnell macht sich in der Bevölkerung die Sorge breit, dass womöglich ein Werwolf umgeht. Als Thomas eines Nachts ein riesiges, haariges Etwas anfährt und kurz darauf von diesem Etwas gebissen wird, fürchtet er, dass er es nun ist, der diesen Fluch weiterträgt. Doch das Werwolfsein hat auch seine Vorzüge, ist er nun doch entschlossener und durchsetzungsfähiger …
Etwas Spaß muss sein – auch an Halloween: Jan Josef Liefers und Christoph Waltz irren mit süffisantem Humor durch eine das Horrorgenre kommentierenden und mit Märchenreferenzen bestückenden Thrillerkomödie. Charme, statt Grauen.
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