Sonntagsfragen an Borris Brandt
Vor genau fünf Jahren startete die erste Staffel «Big Brother». Jetzt, im Jahr 2005 wagt Endemol einen gewaltigen Schritt - «Big Brother» soll ewig dauern, zumindest so lange wie Gott und die Zuschauer es wollen. Zunächst aber muss noch ein Gewinner der fünften Staffel gefunden werden.
Die fünfte «Big Brother»- Staffel geht zu Ende. Das große Finale steht an – wer ist denn Ihr Favorit?
Wir dürfen ja keine Favoriten haben, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn nicht einer von den Dreien gewinnen wird, die von Anfang an im Haus sind. Also Sascha, Franzi oder Michael.
Zeitgleich startet am 1. März die sechste Staffel von «Big Brother». Dieses Mal werden die Bewohner in ein Dorf ziehen. Im Jahr 2002 floppte Staffel drei, weil diese knapp einen Monat nach der Zweiten begann. Sehen Sie diese Gefahr jetzt nicht?
Wir haben jetzt ein ganz anderes Format.
Aber es ist ebenfalls ein «Big Brother»-Format. Warum hat das denn bei «Big Brother 3» nicht funktioniert?
«Big Brother 3» hat nicht funktioniert, weil die Kandidaten schlecht ausgewählt wurden und weil auf ein Event ein weiteres Event folgte. Jetzt haben wir kein Event hinter einem Event, schließlich liegt bereits ein Jahr «Big Brother» hinter uns. Nach diesem Jahr kommt «Big Brother» jetzt als Daily Soap. Wir machen damit die modernste Daily Soap der Welt.
Rechnen Sie in der sechsten Staffel mit ähnlichen Quoten, wie in der fünften Staffel?
Ja, damit rechnen wir.
RTL II und der Werbevermarkter El Cartel hat bereits öfter betont, dass es schwierig ist, Werbung während dem Format «Big Brother» zu verkaufen. Große Firmen wollen währenddessen nicht werben, obwohl sie das im Umfeld von ausländischen «Big Brother»-Formaten zum Beispiel in Spanien durchaus tun. Wo liegt das Problem in Deutschland?
In Deutschland urteilen viele Menschen über etwas, das sie gar nicht kennen. Da gibt es auch Medienwächter, die erstmal rumkrähen, bevor sie die Sendung überhaupt gesehen haben. Dieses Problem hat Big Brother: Manch einer hat vielleicht in der ersten Staffel mal reingeschaut, aber das Format hat sich deutlich verändert. Es ist eine FSK 6 – also freigegeben ab 6 Jahren – Daily Soap, also nichts anderes als «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».
Wenn Sie das Publikum betrachten, welches «Big Brother» schaut, dann sind das die Haushaltsentscheider, die Frauen, die die Haushalte führen – somit eigentlich die beste Zielgruppe. Da muss man jetzt einfach dran bleiben, aber die Zahlen sprechen für sich. Es ist inzwischen auch so, dass die Industrie das merkt. Coca-Cola, Pepsi… die ganzen Firmen, die in der Welt bei «Big Brother» werben, werden auch in Deutschland bei «Big Brother» werben. Und inzwischen gibt es auch andere Sender, die sich mit denkwürdigen Formaten hervorgetan haben, bei denen man lieber keine Werbung bucht, weil es zu unappetitlich ist. So etwas passiert bei uns nicht. Bei uns gibt es nichts Unappetitliches, bei uns gibt es keinen Sex – bei uns gibt’s FSK 6 und das muss man ja am Vorabend auch haben.
In der aktuellen Ausgabe der TV Digital ist zu lesen, dass Sie andere «Big Brother»-Formate in der Hinterhand haben. Als Beispiel wird das Format «The Tower» angeführt.
Das hat aber mit «Big Brother» überhaupt nichts zu tun.
Bei «The Tower» sollen ebenfalls Leute im «Big Brother»-Stil beobachtet werden. Somit handelt es sich auch um ein Reality-Format.
Da ist eben der Unterschied. Früher stand „Reality“ an erster Stelle, heute ist es die „Soap“.
Demnach wäre das «Tower»-Format auch eine Soap.
Ja, das ist dann die echte «Lindenstraße».
Wird der Markt dadurch nicht auch wieder übersättigt?
Wenn es zu viele gleiche Formate gibt, dann tritt irgendwann eine Übersättigung ein. Wenn ich mir die aktuelle Situation anschaue, wie viele Daily-Soaps es gibt, die erfolgreich laufen, dann stelle ich fest, dass da schon noch genug Platz ist. Wir haben den Vorteil, dass wir die modernste Daily Soap der Welt sind. Wir haben unser Publikum – egal was draußen passiert.
Ich habe in der TV Digital noch etwas gelesen. Es handelt sich um eine Aussage des Ex-Bewohners Sascha M. Nicht der Sascha, der bis zum Ende im Haus war, sondern der Ziegenbart-Sascha. Der wird dort wie folgt zitiert: „Manchmal erklang eine Stimme über die Lautsprecher, die die TV-Zuschauer nicht hören konnten. Mir erzählte «Big Brother» zum Beispiel, ich solle tougher sein, mir nichts gefallen lassen.“ Das wäre dann aber nicht mehr ganz das wahre Leben…
Das ist Blödsinn.
Die Aussage stimmt nicht?
Wir haben noch nie ungefragt Regieanweisungen gegeben. Dann hätten das ja auch alle anderen Kandidaten so erzählt. Wenn aber jemand mental sehr schwach ist – das war bei Sascha M. ja der Fall – und nicht weiß, wie er sich verhalten soll, dann sagen wir natürlich auf Nachfrage, dass derjenige mehr aus sich herausgehen muss. Es sind ja immer Psychologen vor Ort. Ein solcher Satz kann in einem solchen Gespräch schon gefallen sein. Wir machen so etwas aber nicht, damit unser Programm attraktiver wird. Das wäre totaler Blödsinn. Es wäre keine Reality mehr, das wäre dann geskriptet.