Dem Sat.1-Traditionsmagazin steht zum Jahreswechsel ein großer Umbruch bevor. Woran seit Monaten gewerkelt wurde, erfuhr die «akte»-Redaktion am Donnerstagnachmittag. Das Ausscheiden von Moderator Ulrich Meyer nach fast 22 Jahren ist dabei nur ein Teil der geplanten Änderungen.
Das Sat.1-Traditionsmagazin
«akte», seit 1995 im Programm und somit eine der langlebigsten Sendungen im deutschen Privatfernsehen, steht vor einem größeren Umbruch. Zum Jahresende wird Ulrich Meyer, der die Sendung fast 22 Jahre maßgeblich mit gelenkt und nicht zuletzt auch von Beginn an moderiert hat, seinen Ausstand feiern. Über die personelle Veränderung wurde das Team der «akte» am Donnerstagnachmittag informiert. Ulrich Meyer, der im Dezember 61 Jahre alt wird, wird in Zukunft also kürzer treten. Ganz in TV-Rente geht Meyer nicht, so soll er weiter die «ServiceAkte» präsentieren (neue Folgen ab 16. November bei Sat.1 Gold). Gespräche über neue Aufgaben für Meyer in Sat.1 würden zudem laufen. Zuletzt präsentierte Meyer beim Privatsender auch eine Primetime-Show im Ranking-Stil, «Wir sind Deutschland». „Es ist ein ungeheures Glück für einen Journalisten, Moderator und Produzenten, in intensivem Teamwork ein Langzeitformat entwickelt zu haben, das läuft und läuft und läuft – und das sich noch dazu der so oft und so dankbar geäußerten Wertschätzung des Publikums erfreut“, sagt Meyer in einem Statement, das Quotenmeter.de exklusiv vorab vorliegt. „Aber jetzt möchte ich etwas mehr Privatleben haben – auch am Wochenanfang.“ Letztmals wird Meyer eine Live-Sendung seines Babys am 27. Dezember präsentieren.
Seine Nachfolge am Dienstagabend in Sat.1 tritt ab dem 10. Januar 2017 Claus Strunz an, der Meyer zuletzt in seinen seltenen Abwesenheitsfällen schon vertreten hatte. Strunz war in Sat.1 schon Moderator der Talksendung «Eins gegen Eins» und ist derzeit Programmgeschäftsführer von MAZ&more. Weil er diese Arbeit auch 2017 fortführen soll, ergibt sich eine bemerkenswerte Konstellation: Mit MAZ&More mischt Strunz maßgeblich beim «Frühstücksfernsehen» mit, zuletzt hatte man am Vorabend in Sat.1 mit «Fahndung Deutschland» sogar noch eine weitere Sendung am Start. Und mit «akte» ist Claus Strunz quasi prägendes Gesicht des anderen wichtigen Sat.1-Magazins, das weiterhin von der zur Endemol Shine gehörenden META hergestellt wird.
Auch inhaltlich soll die Sendung überarbeitet werden. Von frühen Glanzzeiten wie einst, als Reporter des Formats Drogenspuren im Bundestag fanden, war das Format zuletzt weit entfernt. Es hatte sich nach einer sehr schwachen Phase im Jahr 2016 aber inhaltlich erholt und zeigte sogar leichte Ansätze von Innovativität – etwa, als man im Frühjahr ein Fahndungsspecial ausprobierte. Claus Strunz gibt einen ersten Einblick, wie er sich das Format künftig vorstellt: „Ich freue mich sehr auf die Moderation und die Weiterentwicklung der Sendung. Investigativer Journalismus und Nutzwertthemen nah am Zuschauer erzählt, immer auch mit unterhaltenden Momenten und einer klaren Haltung – das ist die Art der Berichterstattung, für die ich stehe.“
Änderungen tun auch Not: Die «akte 20.16», von der in diesem Jahr bis dato 33 Ausgaben zu sehen waren, steckt in einem Quotenschlamassel. Nimmt man die beiden Folgen, die nach dem erfolgreichen «Promi Big Brother» liefen und erst um Mitternacht starteten, aus der Betrachtung, waren es nur zwei Ausgaben, die überhaupt zweistellige Marktanteile schafften. Im Jahresschnitt liegt die «akte» in der klassischen Zielgruppe gerade bei unrühmlichen 7,8 Prozent und somit noch knapp unter dem schon nicht guten Wert des Jahres 2015. Mit 1,24 Millionen Zuschauern gesamt blieb die Reichweite im Jahresschnitt gegenüber 2015 unverändert. Vor sechs Jahren zum Beispiel erreichte die META-Produktion noch locker über zwei Millionen Einschaltende. Den Quotenturbo soll nun also Claus Strunz zünden, der zuletzt als Mann hinter den Kameras mit dem «Frühstücksfernsehen» Erfolge feierte.