Popcorn und Rollenwechsel: Never Stop Never Stopping
Im Kino blieb uns dieser Spaß leider verweigert: «Popstar: Never Stop Never Stopping» ist «This is Spinal Tap» für eine neue Generation.
Ins Kino kommen Filme jeglicher Qualitätsstufe. Ins Fernsehen auch. Direkt auf DVD und Blu-ray gelangt derweil nur Schrott. So lautet jedenfalls ein altes Vorurteil, das dank tonnenweise billig produzierter, ideenarmer Horrorfilmchen aufrecht erhalten wird. Dabei gibt es so viele Ausnahmen von der Regel, dass sie kaum noch als Ausnahmen von der Regel durchgehen können. «ABCs of Death» ist solch ein Fall. Generell lassen sich einige kreative Horrorwerke finden, die zu garstig sind, als dass sie sich in gebührender Breite den Weg ins Kino bahnen könnten. Aber auch in anderen Genres gibt es sehenswerte DVD-Premieren – wie die Mockumentary «Popstar: Never Stop Never Stopping», eine wahnsinnig lustige Komödie, die in den USA brutal an den Kinokassen floppte, woraufhin der Verleih Universal Pictures kalte Füße bekam und ihn in vielen Märkten gar nicht erst auf die Leinwand brachte.
Deutschland zählt zu den Ländern, die um das große, irrsinnige Kinovergnügen beraubt wurden – aber ab sofort lässt sich der Film mit der Comedy-Musiktruppe The Lonely Island wenigstens auf DVD und Blu-ray erwerben. Und der Blindkauf lohnt sich – nicht nur für Fans des Trios Akiva Schaffer, Andy Samberg und Jorma Taccone, sondern für jeden, der Lust auf Musikbusiness-Satire hat, die überdreht-gaga daherkommt, statt bitter-verquarzt.
In bester «This is Spinal Tap»-Manier erzählt «Popstar: Never Stop Never Stopping» von der Unfähigkeit großer Musik-Acts, mit Problemsituationen umzugehen. In diesem Fall geht es um den Pop/Rap-Star Conner4Real (Andy Samberg), der nach dem Zerfall seiner alten Kombo ein immens erfolgreiches Soloalbum veröffentlicht hat. Nun begleitet eine Filmcrew Conner während der letzten Vorbereitungsphase seines Nachfolgealbums sowie während der dazugehörigen Konzerttour – bei der er angesichts der giftigen Reaktionen auf seine neuen Songs damit zu kämpfen hat, die Hallen zu füllen. Es folgen: Egomanie, Verdrängung durch Selbstsucht und anbiedernde PR-Aktionen.
Narrativ erfindet der US-Kinoflop das Musikmockumentary- und Showbiz-Satirerad zweifelsohne nicht neu. Aber mit irrem Slapstick, kindlich-naiv vermittelten Vulgäreskapaden, einer unfassbaren Dichte an spitzfindigen Dialogen, Ohrwurmmelodien sowie einer Parade an humorigen Promigastauftritten stört dies nicht weiter. Spritziger wurde das Musikgeschäft schon lange nicht mehr auf den Arm genommen – und da es lange Strecken gibt, in denen praktisch jeder Satz eine versteckte, pointierte Bedeutung hat, lädt er zum direkten Rewatch ein. Nur das hektische Ende trübt den Gesamteindruck, ebenso wie die Unmenge an Pointen, die zwar den Weg auf den Soundtrack, aber nicht in den Film geschafft hat.
Also: Zuschlagen, als seid ihr das US-Militär und der Film Bin Laden!