Quotencheck: «Bambi»

Der altehrwürdige Medien- und Fernsehpreis hat in den vergangenen Jahren ein wenig an Glanz verloren. Nach mauen Quoten im Vorjahr stellt sich inzwischen die Frage nach seiner Relevanz.

Seit 1948 wird der Bambi bereits verliehen, seit den frühen 60ern verantwortet ihn der Burda-Verlag hauptverantwortlich. Er ist damit einer der ältesten deutschen Medienpreise, aber auch Vertreter einer im deutschen Fernsehen zunehmend aussterbenden Population: die der noch so richtig prominent platzierten Preisverleihungen. Am Donnerstagabend verzeichnete das Erste Deutsche Fernsehen vor allem auch wieder im vergangenen Jahr eher enttäuschende Zahlen, sodass sich mittlerweile auch hier die Frage danach stellt, wie lange er noch seine bisherige Primetime-Tauglichkeit aufrecht erhalten kann.

Dabei sah es zu Beginn unseres Jahrzehnts noch richtig gut aus für das Rehkitz, das seit vielen Jahren besonders bedeutenden Film- und Medienvertretern überreicht wird. So sahen 2010 noch genau 5,00 Millionen Menschen durchschnittlich zu und bescherten dem Ersten einen herausragenden Marktanteil von 17,1 Prozent. Deutlich zurückhaltender waren die 14- bis 49-Jährigen in ihrem Konsumverhalten, obgleich auch hier zumindest deutlich überdurchschnittliche 8,9 Prozent bei 1,08 Millionen möglich waren.

Ein Jahr danach machte bereits im Vorfeld der TV-Übertragung die Würdigung des Rappers Bushido in der Kategorie "Integration" Schlagzeilen und sorgte für kontroverse Debatten, ob einem Mann, der sich in seinen Texten nicht selten vulgär und homophob äußerst, dieser Preis zugesprochen werden darf. So kritisch man diese Entscheidung auch bewerten mag, war sie aus PR-Sicht ein großer Coup: Mit 6,03 Millionen Zuschauern und spektakulären 20,3 Prozent Gesamt-Marktanteil sowie 11,6 Prozent bei den Jüngeren konnte man sich über Zahlen freuen, die danach immer illusorischer wirkten.

Im Jahr 2012 musste man dann unter anderem gegen das mit rund sieben Millionen Zuschauern höchst erfolgreichen «Wer wird Millionär?»-Promi-Special anlässlich des alljährlichen Spendenmarathons antreten, was dem Bambi mal so überhaupt nicht gut tat. Mit gerade einmal 9,3 und 4,5 Prozent fiel die Zuschauerbeteiligung schlichtweg desolat aus, kamen doch insgesamt gerade einmal 2,61 Millionen Menschen zusammen, die an jenem Donnerstagabend zuschauen wollten. In der Medienbranche galt dieser Flop auch als Anzeichen dafür, dass viele Menschen ohnehin nur noch dann zuschauen, wenn es für sie keine attraktiven Alternativ-Angebote gibt - oder aber ein Bushido für denkwürdige Momente sorgen könnte.

In den Jahren 2013 und 2014 erfolgte dann eine gewisse Stabilisierung auf deutlich höherem Niveau, mit 4,83 und 4,51 Millionen dürften die Programmplaner der ARD ebenso wie die Veranstalter des Bambis recht zufrieden gewesen sein, führten diese Zahlen doch zu immerhin knapp 17 Prozent Gesamt-Marktanteil. Bei den Jüngeren sahen jeweils rund eine Million Menschen zu, die Folge waren recht ansehnliche 9,6 und 8,5 Prozent. Doch im Vorjahr dann sackte man wieder deutlich auf nur noch 3,62 Millionen ab, was insbesondere beim Gesamtpublikum eher enttäuschenden 12,7 Prozent Marktanteil entsprach, während bei den Jungen zumindest noch 7,9 Prozent bei 0,80 Millionen auf dem Papier standen.

Unterm Strich generierte die «Bambi»-Verleihung in den abgelaufenen neun Jahren eine Zuschauerzahl von 4,76 Millionen, was einem Marktanteil von 16,6,5 Prozent entsprach. Verglichen mit dem Senderschnitt des Ersten Deutschen Fernsehens, der sich auf etwa elf bis zwölf Prozent belief, sind das durchaus ansehnliche Zahlen, die allerdings immer weniger Glamour versprühen - und das dürfte deutlich eher die Zielsetzung der Initiatoren sein, als im "ganz ordentlichen" Bereich zu liegen. In der jüngeren Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen standen 8,9 Prozent bei 1,03 Millionen auf dem Papier, was alles in allem ähnlich zu bewerten ist wie beim Gesamtpublikum. Zumindest auf diesem Niveau sollte man auch diesmal wieder liegen, wenn die Sinnfrage der TV-Ausstrahlung nicht wieder allzu laut diskutiert werden soll. Manch einer wird sich angesichts dessen vielleicht sogar einen weiteren bushido'esken Eklat herbeiwünschen.
17.11.2016 14:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/89418