Mit im Boot sind auch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Die Medienpartnerschaft umfasst neben der Bundesliga auch die zweite Liga, den Pokal und das Final Four. Das Live-Engagement der ARD beschränkt sich allerdings auf ein paar Spiele pro Jahr.
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Die Vereinbarung mit der HBL bedeutet für uns ein deutliches Statement für die Sportart Handball, die für uns im Ersten und in den Dritten Programmen nach Fußball die wichtigste Ballsportart ist. So berichten wir auf internationaler Ebene ja stets umfassend von den Handball-Europameisterschaften. Um den Fokus noch stärker auch auf den nationalen Handball zu legen, werden wir deshalb zukünftig neben der regelmäßigen Berichterstattung in unseren Sport-, Magazin- und Nachrichtensendungen bis zu zwölf Livespiele übertragen.
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Axel Balkausky, ARD-Sportkoordinator
Die Vergabe der Handball-Medienrechte ab der Saison 2017/2018 hat ein Ende gefunden. In einem nach unseren Informationen engen Duell aus Deutscher Telekom und Sky ist der Pay-TV-Sender aus Unterföhring als Sieger hervorgegangen. Diese Entwicklung zeichnete sich in den vergangenen Tagen, als vereinzelte Publikationen der Telekom noch die Favoritenrolle zuschoben, bereits ab. Die HBL bestätigte am Montag einen entsprechenden Vertragsabschluss. Wichtigster Knackpunkt des Deals: Sky hat auch ARD und ZDF mit ins Boot geholt. In den dritten Programmen und/oder im Ersten sollen bis zu zwölf Live-Spiele gezeigt werden, inkludiert ist hier auch das DHB-Pokalfinale. Mit Mannschaften aus ländlicheren Regionen wie etwa Melsungen, Minden oder Gummersbach würde eine Live-Verwertung im jeweils regionalen dritten Programm durchaus Sinn ergeben. Die Vereine könnten hier auf eine Reichweiten-Steigerung gegenüber dem jetzigen Status Quo beim Privatsender Sport1 hoffen. Außerdem werden alle Sender und das ZDF regelmäßig Highlights des Spieltags in ihren Nachrichten- und Sport-Sendungen zeigen. IPTV-, Web- und Mobilrechte sind ebenso Bestandteil der Vereinbarung, die ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sogar zukunftsweisend nennt.
Sky selbst könnte ebenfalls für Free-TV-Präsenz sorgen: Ab Dezember ist Sky Sport News HD frei empfangbar und soll neben ausführlichen Sportnachrichten auch immer wieder Live-Sport zeigen. Sky schweigt sich aktuell noch davon aus, in welchem Umfang man aus der HBL berichten wird. Sportchef Roman Steuer erklärte am Montag derweil: "Die Partnerschaft mit der DKB Handball-Bundesliga macht Sky zur Heimat für alle Handballfans. Bereits mit unseren Live-Übertragungen der Velux EHF Champions League und der vergangenen Handball-WM haben wir unsere redaktionelle Kompetenz in der Handball-Berichterstattung unter Beweis gestellt. Gemeinsam mit der DKB Handball-Bundesliga und unseren Partnern ARD/ZDF wollen wir diesen großartigen TV-Sport in den kommenden Jahren in einer Qualität präsentieren, wie man es zuvor in Deutschland noch nicht kannte." In der HBL spielen 18 Mannschaften, ergo finden pro Runde neun Partien statt. Leer ausgegangen ist damit die Telekom, die mit der HBL gerne ein ähnliches Produkt aufgezogen hätte, wie es aktuell bei Telekom Basketball und Telekom Eishockey verfügbar ist.
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Eine solche Art der Medien-Kooperation, wie wir sie als Öffentlich-Rechtliche in diesem Fall mit Sky umsetzen, hat es bis dato noch nicht gegeben - dies kann zukunftsweisend sein.
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Axel Balkausky, ARD-Sportkoordinator
Die Telekom produziert hier alle Spiele live und zeigt sie über Entertain, über Apps und im Internet. Hauptproblem: Normale Partien generieren hier nicht sonderlich hohe Reichweiten. Zudem ist vor allem aus dem Basketball-Bereich eine leichte Enttäuschung zu hören, dass es die Telekom nicht schaffe, Fans der Mannschaft X auch mal für ein weiteres Spiel der Mannschaft Y in ausreichendem Maße zu begeistern, weil es im Fernsehen an einer redaktionellen Klammer fehle. Gut über 100.000 Leute nutzen das Basketball-Angebot des Telekommunikationsunternehmens. Klar ist aber auch, dass manche Einzelspiele nur auf eine sehr geringe Wahrnehmung stoßen. DAZN, das derzeit in Sublizenz von Sport1 einige Spiele der HBL streamt, war nach übereinstimmenden Informationen sehr schnell kein Thema für die HBL-Spitze.
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Handball ist ein wichtiges und geschätztes Programmelement im Sportangebot des ZDF. Die neue Vereinbarung gibt uns die Möglichkeit, auch weiterhin regelmäßig von Spielen der Handball-Bundesliga berichten zu können. Damit kommen wir sehr gerne unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag und vor allem dem Interesse unserer Zuschauer nach, die Vielfalt des Sports abzudecken. In diesem Zusammenhang ist die Zusammenarbeit mit Sky Deutschland beispielhaft und richtungsweisend.
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ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz
Sky hat somit ein Versprechen wahr gemacht und sich im Sportbereich auch abseits des Fußballs breiter positioniert: Ab Januar 2017 hat man die ATP-Tour im Programm, die vor allem unter der Woche viele Programmstunden mit Live-Sendungen füllen wird. Von dieser findet aktuell das Finale in London statt, bisher aber nur bei Sport1+ und somit etwas versteckt. Von der Tennis-Serie wird Sky vor allem 500er und 1000er-Turniere zeigen: Das erste 500er-Turnier startet Anfang Februar in Rotterdam, die ATP World Tour Masters 1000 startet gar erst im März in Indian Wells. Neben Handball, Tennis (auch Wimbledon ist bei Sky), zeigt der Kanal noch Golf, die Formel 1, Beach-Volleyball, vereinzelt Boxen und Eishockey aus Österreich. Zudem hat man vergangene Woche auch Wrestling-Rechte zurückgeholt und in der Nacht auf Montag das erste große Event gegen Extra-Gebühr übertragen.
Handball ist bei Sky bis dato kein neuer Sport: Mit dem On Air-Team um Moderator Jens Westen, die Experten Heiner Brand, Pascal Hens, Henning Fritz und die Kommentatoren Karsten Petrzika und Heiko Mallwitz zeigt der Pay-TV-Sender aktuell schon die Spiele der Handball-Champions-League. Der Vertrag hierfür läuft im Sommer aus; allerdings hat der Sender eine Verlängerungs-Option, deren Nutzung nun Sinn machen würde. Außerdem gibt es Gerüchte, auch die Handball-WM im kommenden Januar könnte nach 2015 erneut bei Sky ihr Zuhause finden. Das ist aber ebenso noch unbestätigt wie die Information, dass die Medienrechte nun für einen Zeitraum von sechs Jahren vergeben wurden. Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga GmbH sagte am Montag: „Für den deutschen Profihandball ist dieser Abschluss eine sehr gute Nachricht. Durch die Partnerschaft mit Sky sowie ARD und ZDF erhält der Handball einen neuen medialen Stellenwert. Von der herausragenden Qualität, dem Know-How der Partner sowie der Angebotsvielfalt werden Klubs, Fans und Sponsoren profitieren. Diese einmalige Partnerschaft wird den Handball in Deutschland insgesamt noch weiter nach vorne bringen.“
Lesen Sie zum Thema Handball im TV auch unseren aktuellen SportCheck mit Zuschauerzahlen aus der Champions League beim Aufeinandertreffen von Flensburg und Kiel.