Quotencheck: «Modern Family»

Auch im sechsten Anlauf gelang es der hochklassigen US-Mockumentary nicht, bei RTL Nitro Fuß zu fassen. Die zweite Staffelhälfte brachte man mit einer Ramsch-Programmierung schnell hinter sich.

Fragen Sie sich auch manchmal, ob Ihr Leben ganz anders hätte laufen können, wenn Sie bestimmte elementare Weichen anders gestellt hätten? Bei der RTL-Gruppe dürfte es in den vergangenen Jahren einige dahingehende Überlegungen im Zuge der Ausstrahlungspolitik von «Modern Family» gegeben haben, denn während das Format in den Vereinigten Staaten zu einem der größten Publikumshits überhaupt auf dem Sitcom-Markt avancierte, kam es hierzulande nie über sein Nischendasein hinaus. Im Zuge seiner ersten fünf Staffeln lernte es dabei zahlreiche Sendeplätze kennen, so recht heimisch fühlte sich das störrische, von seinen Eltern aber auch stets nach Belieben herumgeschubste Luxus-Girlie aber nirgends. Das sollte sich im Zuge des sechsten Durchgangs nicht ändern.

Ab dem 15. September liefen jeweils donnerstags ab 22 Uhr zwei neue Folgen bei RTL Nitro, was gleich zum Auftakt mit einem überschaubaren Interesse einherging. Während in der klassischen werberelevanten Zielgruppe immerhin noch einigermaßen akzeptable 1,0 und 1,2 Prozent bei jeweils 0,10 Millionen Fernsehenden erzielt wurden, waren beim Gesamtpublikum selbst mit der etwas stärkeren zweiten Folge nur 0,6 Prozent bei 0,13 Millionen zu holen. In Woche zwei ging es dann sogar noch ein wenig bergab, bevor Folge fünf erstmals leichte Hoffnungen auf Besserung machte: Immerhin 0,16 Millionen Gesamt-Zuschauer entsprachen zwar wieder nur 0,6 Prozent Marktanteil, in der Zielgruppe jedoch wurden durchaus solide 1,4 Prozent bei 0,12 Millionen erzielt.

Bedauerlicherweise sollte dies allerdings auch schon der Gipfel des Erfolgs bleiben, an den die sechs im Oktober ausgestrahlten Folgen zu keinem Zeitpunkt anknüpfen konnten: Lediglich 0,09 bis 0,13 Millionen sahen hier noch im Durchschnitt zu, was in aller Regel einem halben Prozent Marktanteil entsprach. Vor allem aber lief es nun auch bei den 14- bis 49-Jährigen konsequent klar unterdurchschnittlich, wobei in besonders schwachen Fällen schon mal nur 0,7 oder 0,8 Prozent erreicht wurden und gleichzeitig keine einzige Episode über 1,2 Prozent bei 0,10 Millionen mehr hinaus kam. Anstatt nun weitere sechs späte Donnerstagabende für die 2009 gestartete Mockumentary freizuräumen, entschied man sich bei Nitro dazu, die zweite Staffelhälfte an drei Abenden mit je vier Episoden möglichst schnell hinter sich zu bringen.

Aus Sicht der Einschaltquoten stellte sich dies als gar nicht mal so schlechte Entscheidung heraus: Mit 0,10 bis 0,15 Millionen Serienfans am 3. November gingen beim Gesamtpublikum zwar weiterhin klar unterdurchschnittliche, aber doch immerhin rekordverdächtige 0,6 und 0,7 Prozent Marktanteil einher, in der Zielgruppe erreichte die letzte Folge des Abends mit 1,7 Prozent sogar erstmals einen leicht überdurchschnittlichen Wert - nachdem die drei Folgen zuvor auf immerhin solide 1,2 bis 1,4 Prozent gelangt waren. Eine Woche später dürften die Verantwortlichen dann nicht schlecht gestaunt haben, als sie nicht weniger als 1,8 bis 2,4 Prozent Zielgruppen-Marktanteil für die Serie ausgewiesen bekamen und selbst beim Gesamtpublikum bis zu 0,20 Millionen verzeichnet wurden. Zur Relativierung dieses Erfolgs sei jedoch darauf verwiesen, dass die letzten vier Episoden 21 bis 24 schließlich am 17. November mit nur maximal 0,14 Millionen Interessenten und Zielgruppen-Werten zwischen schwachen 1,0 Prozent und immerhin ordentlichen 1,7 Prozent wieder deutlich moderater abschnitten.

Dennoch dürfte RTL Nitro die Zahlen der letzten drei Wochen mit sehr großem Interesse zur Kenntnis genommen haben, fielen diese doch unterm Strich deutlich besser aus als zuvor in der Doppel-Dosis: Gelangten die ersten zwölf Ausstrahlungen bis Ende Oktober gerade einmal auf 0,5 Prozent Gesamt- sowie 1,0 Prozent Zielgruppen-Marktanteil, waren es im Anschluss immerhin 0,7 bzw. 1,6 Prozent - und das noch nicht einmal auf Kosten von Zuschauerzahlen, denn auch diese erhöhten sich im November von 0,12 auf 0,15 Millionen. Es könnte also so etwas wie der letzte Notnagel sein, um den US-Hit hierzulande zumindest zu einem moderaten Nischenerfolg avancieren zu lassen - immerhin befindet man sich ja im Heimatland schon in Durchgang Nummer acht, für Nachschub ist also gesorgt.

Unterm Strich kamen die 24 Folgen der sechsten «Modern Family»-Staffel auf eine durchschnittliche Zuschauerzahl von gerade einmal 0,13 Millionen, was einem wieder einmal viel zu schwachen Marktanteil von 0,6 Prozent entsprach. Wie weit die Serie damit von den eigentlichen Erwartungen des Spartensenders entfernt lag, offenbart sich mit Blick auf den Senderschnitt, der im Oktober 1,3 Prozent betrug - mehr als das Doppelte. Hoffnung dürfte den Programmverantwortlichen jedoch der Umstand machen, dass es in der werberelevanten Zielgruppe mit 1,3 Prozent bei 0,10 Millionen weitaus besser aussah, denn hier verpasste man die Norm von 1,5 Prozent nur denkbar knapp und lag im November sogar in der Mehrzahl der Fälle über ihr. Zumindest für Ramsch-Programmierungen am späten Abend dürften sich die Geschichten rund um die Familien Dumphy und Tucker eignen - so durch und durch falsch und unwürdig dies im Hinblick auf die Weltklasse des Formats auch klingen mag.
22.11.2016 14:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/89507