Am Dienstag überraschten die ProSieben-News mit ihrem stärksten Marktanteil seit Monaten - ein gern gesehener Ausrutscher nach oben für das das Bindeglied zwischen «taff» und den «Simpsons».
Quotenvergleich der ProSieben-Formate
- «taff» (17 Uhr): 0,77 Mio. (5,0% / 12,6%)
- «Newstime» (18): 0,84 Mio. (4,5% / 11,8%)
- «Simpsons» (18:10): 0,82 Mio. (4,1% / 11,3%)
Durchschnittliche Werte aller in der zweiten November-Hälfte zwischen Montag und Freitag ausgestrahlten Folgen.
Anders als bei den Öffentlich-Rechtlichen und mit Abstrichen auch RTL gehören die Nachrichten sicherlich nicht zu den Kernkompetenzen des Senders ProSieben - was nicht zuletzt immer wieder bei besonderen Ereignissen oder zuletzt auch der US-Präsidentschaftswahl durchscheint, die beim Unterföhringer Sender lediglich eine Nebenrolle spielen. Und doch hat zumindest die tägliche zehnminütige
«Newstime» um 18 Uhr eine nicht gänzlich zu unterschätzende Rolle: als sanftes Bindeglied zwischen «taff» unter der Woche bzw. Sitcoms und Spielfimen am Wochenende und den «Simpsons» zu fungieren, das möglichst viele Zuschauer bei der Stange hält. Dieser Aufgabe ist man zuletzt meist sehr ordentlich nachgekommen (siehe Infobox), in dieser Woche gab es sogar einen verblüffenden Ausreißer nach oben.
Genauer gesagt war dem am Dienstag mit herausragenden 17,2 Prozent bei 0,91 Millionen werberelevanten Zuschauern so. Damit wurde der höchste Zielgruppen-Marktanteil seit Anfang Juni und immerhin noch der viertbeste im gesamten Kalenderjahr verzeichnet. Mit der herausragenden Performance von «taff» im direkten Vorprogramm lässt sich dieser Erfolg nur bedingt in Verbindung bringen: Zwar lief es in Anbetracht von 13,4 Prozent hierfür alles andere als schlecht, allerdings lag das Boulevard-Magazin damit im oberen Bereich der eigenen Norm, während die Nachrichten im direkten Anschluss durch die Decke gingen - und der anschließenden «Simpsons»-Folge mit 15,2 Prozent ebenfalls mit den besten Wert in der jüngeren Vergangenheit verschafften. Angesichts dessen fielen die 1,10 Millionen Fernsehenden und 5,8 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum fast schon enttäuschend gewöhnlich aus, lagen aber dennoch klar oberhalb des Normalbereichs.
Generell durchleben die Nachrichten des Privatsenders aktuell eine ganz gute Phase, denn die letzten neun Ausgaben im November lagen auch abseits der Überraschungsrekorde mit 11,4 bis 12,7 Prozent ausnahmslos oberhalb des Schnitts. Zum Auftakt in den Dezember lief es dann sogar mit 15,4 und 15,3 Prozent am Donnerstag und Freitag wieder richtig toll. Beim Gesamtpublikum schwankten die Zahlen etwas deutlicher, unterm Strich wurden etwas mehr Werte unterhalb als oberhalb der (dem ProSieben-Schnitt sehr nahe kommenden) Fünf-Prozentmarke bei knapp unter einer Million Interessenten verzeichnet. Bei allen Fernsehenden gibt es also durchaus noch Luft nach oben, dies allerdings lässt sich als Gesamt-Tendenz der vergangenen Monate bezeichnen: In aller Regel ist die «Newstime» sogar für ProSieben-Verhältnisse noch ein ziemlich junges Format.
Allzu weit zurück in die Vergangenheit muss man allerdings auch nicht blicken, wenn man eine etwas schwierigere Phase der Sendung erspähen möchte: Die neun Episoden zwischen dem 13. und 21. November verfehlten mehrheitlich die Zweistelligkeit bei den 14- bis 49-Jährigen, lagen bis auf zwei Ausnahmen mit 12,0 bzw. 12,1 Prozent stets unterhalb der Norm und wurden im Durchschnitt nur von etwa 0,8 Millionen verfolgt. Das ist bereits ein Hinweis darauf, dass die «Newstime» immer wieder mal mit schwankenden Werten zu kämpfen hat - ein Phänomen, das sich auch auf die restliche Daytime des Senders übertragen lässt. Doch bei allen Sendungen gilt zur Freude der Programmplaner auch schon seit ziemlich langer Zeit, dass sie in der Gesamtbilanz allesamt ordentliche bis starke Werte verzeichnen, weshalb sich die Zahl der Programmänderungen auch in ziemlich eng gesteckten Grenzen hält.
Erweitert man seinen Blick etwas und führt sich die «Newstime»-Performance in der zweiten Novemberhälfte der vergangenen Jahre vor Augen, lässt sich sagen, dass man gegenüber dem Vorjahr doch leichte Einbußen von 12,5 auf 11,8 Prozent zu verkraften hatte, damit allerdings quasi auf identischer Flughöhe wie in den Jahren 2013 und 2014 lag. Deutlich schlechter schnitt man zuletzt vor vier Jahren ab, wo allerdings auch «taff» eine deutlich schwierigere Phase durchlebte als aktuell. Letztlich rangiert das Nachrichten-Team also seit Jahren auf nahezu konstantem Niveau und dürfte sich damit für die Manifestierung des Status Quo qualifizieren: Für eine Ausweitung der Nachrichten sind die Werte nicht stark genug und die journalistische Kompetenz ein zu homöopatischer Anteil der Sender-DNA, für eine Degradierung besteht andererseits ebenfalls keinerlei Anlass. Viele Fernsehmacher dürften bei solch komfortablen Verhältnissen durchaus neidisch werden.