Erstmals einstellig: «Circus HalliGalli» verzeichnet seit der Sommerpause alamierende Einschaltquoten. Doch diese Entwicklung lag nicht nur an den besonders schwachen Jahresabschluss-Specials.
Nach dem Abschied von Stefan Raab sind Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf die letzten beiden konstanten Formatlieferanten für ProSieben. Sei es das in diesem Jahr pausierte «Duell um die Welt», «Die beste Show der Welt», «Duell um die Geld», «Mein bester Feind» oder «My Idiot Friend» – Joko und Klaas liefern dem Unterföhringer Sender regelmäßig Show-Innovationen. Ähnlich verhielt es sich bis Ende 2015 mit Stefan Raab, der für ProSieben vor allem starke Samstagabend-Formate auf die Beine stellte. Nur sein tägliches Steckenpferd «TV Total» lief in den letzten Jahren seiner Karriere mehr schlecht als recht. Joko und Klaas‘ wöchentlicher
«Circus HalliGalli» am späten Abend zeigt mittlerweile eine ähnliche Quotentendenz.
Die Einschaltquoten der montags gegen 22.10 Uhr laufenden Show waren 2016 im Allgemeinen kaum überzeugend, auch wenn sie nach dem Ende der Sommerpause sogar einen kleinen Aufschwung verzeichnen durfte. Zwar kehrte «Circus HalliGalli» nur mit 0,77 Millionen Zuschauern und schwachen 8,1 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe zurück, allerdings ging es danach fünf Wochen lang bergauf. Bestenfalls lockte die Show Mitte Oktober sogar beinahe eine Million Zuschauer an – mit 0,98 Millionen Interessierten verbuchte «Circus HalliGalli» am 17. Oktober die höchste Reichweite der neuen TV-Saison. Und auch bei den 14- bis 49-Jährigen steigerte sich die Sendung auf bis zu 0,83 Millionen Zuschauern. Dabei haben Joko und Klaas weiterhin eine bemerkenswert junge Zuschauerschaft: im Schnitt waren seit der Sommerpause 85 Prozent der Zuseher im werberelevanten Alter zwischen 14 und 49. Das ist die große Stärke von «Circus HalliGalli». Doch selbst dieser Aufschwung in den ersten Wochen der neuen TV-Saison ist ernüchternd: die siebte Staffel kam bis vor dem Sommer im Mittel noch auf Reichweiten, die die neuesten Folgen gerade mal in der Spitze erreichten.
Der kleine Aufwärtstrend äußerte sich auch in den Marktanteilen, die an zwei Montagen in den zweistelligen Bereich kletterten und damit in die Nähe des Senderschnitts wanderten. Den Höhepunkt erreichte «Circus HalliGalli» dann sogar schon am 19. September mit 10,8 Prozent bei den Umworbenen. Demgegenüber stehen trotzdem immer wieder Marktanteile unter neun Prozent – eigentlich zu tief für die Verhältnisse des Senders. Ab Mitte Oktober konsolidierten sich die Zuschauerzahlen: die Reichweite pendelte nur mit einem Ausreißer nach unten zwischen 0,86 und 0,95 Millionen. Marktanteile zwischen neun und zehn Prozent wurden zur Normalität – keine überragenden Werte, zumindest aber eine stabile Situation. Am 21. und 28. November gelangen der Show sogar zwei Wochen hintereinander Marktanteile über zehn Prozent – das gelang schon seit Mitte März nicht mehr.
Auch die beiden Ausgaben am Dienstagabend, als «Circus HalliGall» «Duell um die Geld» weichen musste, stellten keine Ausnahme dar. Mit 8,9 sowie 9,3 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe rangierten die beiden Folgen auf dem Niveau des Show-Schnitts seit dem Ende der Sommerpause. Für ProSieben bleibt allerdings die Erkenntnis: der Montags-Slot hat grundsätzlich keine Schuld an den durchwachsenen Quoten von «Circus HalliGalli».
Zum Jahresabschluss wollten Joko und Klaas ihren Zuschauern dann noch die doppelte Menge Spaß gönnen: mit zwei jeweils doppelt so langen Shows verabschiedete sich «Circus HallIGalli» in die Winterpause. Doch mit solch enttäuschenden Einschaltquoten hatte wohl niemand gerechnet. Das Weihnachts-Special am 12. Dezember verzeichnete die bis dato niedrigste Reichweite in der Showgeschichte. Gerade einmal 0,65 Millionen Zuschauer schalteten ein, 0,55 Millionen waren zwischen 14 und 49 Jahre alt. Auch die Quote durchbrach erstmals in dieser TV-Saison die Acht-Prozent-Marke und fiel auf 7,9 Prozent.
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Sieben Tage später sank die Zuschauerzahl des Jahresrückblicks auf 0,55 Millionen und unterbot den Tiefstwert aus der Woche deutlich. An dieser Stelle sei auch erstmals der Marktanteil beim Gesamtpublikum erwähnt – für «Circus HalliGalli» und ProSieben eigentlich ein vernachlässigbarer Wert. Doch 2,8 Prozent bei den Zuschauern ab drei ist ein absolut katastrophaler Wert – vor allem angesichts der recht stabilen 3,9 Prozent, die die Show zuletzt erreichte. Und selbst damit lag man schon klar unter dem Senderschnitt. Wenig überraschend fiel «Circus HalliGalli» auch in der werberelevanten Zielgruppe auf alarmierende 6,6 Prozent Marktanteil – vom Sendermittel war man am 19. Dezember mit diesem absoluten Tiefstwert mehr als vier Prozentpunkte entfernt.
So zogen die beiden langen Ausgaben zum Jahresabschluss die Durchschnittswerte von «Circus HalliGalli» ordentlich nach unten. 0,84 Millionen schalteten im Mittel ein, wovon 0,72 Millionen zwischen 14 und 49 Jahre alt waren. Beim Gesamtpublikum generierte die Show von Joko und Klaas 3,9 Prozent, bei den Umworbenen waren es 9,1 Prozent. Im Vergleich zu Anfang 2016 fielen die Marktanteile um beinahe einen Prozentpunkt – ein neuer Tiefpunkt nach dem anderen für die Show. Aber selbst ohne die beiden verheerenden Folgen zum Schluss muss man die Einschaltquoten von «Circus HalliGalli» mit Sorge betrachten: die einstündigen Ausgaben bis Anfang Dezember kamen im Schnitt nur auf 9,3 Prozent Marktanteil. Trotzdem dürfte «Circus HalliGalli» wohl nicht von der Absetzung bedroht sein. Denn auch wenn «TV Total» in den letzten Jahren seiner Ausstrahlung nicht mehr wie einst glänzte, war es Stefan Raabs fester Anker bei ProSieben, ohne den Formate wie «Schlag den Raab» kaum entstanden wären. Dasselbe gilt wohl für Joko, Klaas und «Circus HalliGalli».