Große Serie, kleine Quote: Die Kreation von Shonda Rhimes bestätigte im zweiten Durchgang ihre zu geringe Massentauglichkeit und verfehlte selbst nach Mitternacht noch mitunter den Senderschnitt.
Leben wir in einem großen Serien-Zeitalter? Man kann diese Frage durchaus bejahen im Hinblick auf die zahlreichen hochwertigen Produktionen und große Anbieter-Vielfalt, die unsere Zeit prägen - und es Serienfans immer schwerer machen, überhaupt mitzukommen im Serien-Dschungel. Die deutschen Fernsehsender hingegen dürften zu einem weitaus negativeren Urteil gelangen, denn schon seit Jahren gelingt es kaum mehr, serielle Importware erfolgreich ans Publikum zu bringen - insbesondere Formate mit fortlaufender Handlung sind zuletzt verlässliche Flop-Garanten geworden. Dies musste in den letzten Wochen auch einmal mehr VOX im Rahmen seiner Ausstrahlung der zweiten
«How to Get Away with Murder»-Staffel feststellen, die vor allem in der werberelevanten Zielgruppe fast ausnahmslos unterhalb der Sendernorm rangierte.
An den letzten drei November-Mittwochabenden lief die in den USA mittlerweile um eine dritte Staffel verlängerte Serie von Shonda Rhimes noch im Anschluss an einen Doppelpack von «Rizzoli & Isles» um 22:10 Uhr, machte dort aber erhebliche Probleme: Gerade einmal zwischen 0,94 und 1,06 Millionen Zuschauer erreichte die frühere von jeweils zwei ausgestrahlten Episoden, bevor die spätere dann im Bereich von 0,65 und 0,72 Millionen rangierte. Mit Marktanteilen zwischen 4,2 und 4,9 Prozent, die für sämtliche sechs Folgen zu Buche standen, hätten die Programmverantwortlichen in Anbetracht eines Senderschnitts von gut fünf Prozent gewiss noch leben können, doch die 4,7 bis 5,3 Prozent Zielgruppen-Marktanteil waren schlichtweg zu wenig für einen Sender, der derzeit eher bei siebeneinhalb Prozent liegt. Im Vorporgramm wurden schließlich noch regelmäßig über sieben Prozent Gesamt- und acht bis neun Prozent Zielgruppen-Marktanteil verzeichnet.
Drum reagierte der Sender im Zuge des Monatswechsels auch mit einer Handlung, die bereits als eine Art Selbstaufgabe im Umgang mit dem Format gedeutet werden konnte: Man versendete ab dem 7. Dezember die beiden wöchentlichen Ausgaben erst nach 23 Uhr - und damit fast drei Stunden später als ursprünglich einmal zum Serienstart 2015 angedacht. Wirkliche Besserung stellte sich aber in der Auftaktwoche erst nach Mitternacht ein, als bereits 0,48 Millionen Zuschauer für gute 5,6 Prozent bei allen sowie akzeptablen 6,7 Prozent bei den werberelevanten Konsumenten ausreichten. Um 23:05 Uhr dagegen war man mit 4,8 und 5,2 Prozent bei 0,69 Millionen nach wie vor auf dem unzureichenden Niveau unterwegs wie in der zweiten November-Hälfte.
Am 14. und 21. Dezember sanken dann die Zielgruppen-Marktanteile sogar nach Mitternacht auf nun auch hier viel zu schwache 5,9 und 5,2 Prozent, während die früheren Episoden keine große Bewegung zeigten. In Anbetracht der rückgängigen Werte für die Spätfolge sei allerdings angemerkt, dass beim Gesamtpublikum in beiden Fällen gute 5,7 Prozent bei bis zu 0,57 Millionen auf dem Papier standen. Am 28. Dezember erhöhte man anlässlich des Staffelfinals die Dosis sogar auf gleich drei Ausgaben, wobei einzig die letzte mit 6,2 und 7,5 Prozent bei 0,45 Millionen Interessenten so wirklich zu überzeugen wusste. Vor allem um 23:05 Uhr lief es dagegen angesichts von nur 3,9 und 4,6 Prozent bei 0,71 Millionen desolat, ja erst- und letztmals im Rahmen dieser Staffel wurde sogar die Vier-Prozenthürde beim Gesamtpublikum verfehlt.
Durchschnittlich lockte der zweite «How to Get Away with Murder»-Durchgang 0,70 Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte, was zumindest beim Gesamtpublikum einem noch einigermaßen ansprechenden Marktanteil von 4,9 Prozent entsprach. Vom Soll war man damit nicht allzu weit entfernt, verzeichnete VOX im November und Dezember insgesamt nur noch etwas mehr als fünf Prozent. Äußerst problematisch waren hingegen die gerade einmal 5,3 Prozent bei 0,29 Millionen werberelevanten Serienfans, lag man damit doch locker zwei Prozentpunkte entfernt vom VOX-Normalniveau.
Aufgrund der unterschiedlichen Sendezeiten fällt ein direkter Vergleich mit dem ersten Durchgang schwer, der nämlich zu lukrativerer Stunde noch eine weitaus höhere Zuschauerzahl von 1,19 Millionen, gleichzeitig aber einen klar schwächeren Marktanteil von 4,2 Prozent generiert hatte. Umso dramatischer liest sich dagegen der Absturz bei den 14- bis 49-Jährigen, denn selbst um 20:15 Uhr waren im Vorjahr noch klar bessere 6,2 Prozent zu holen gewesen als nun zwischen 22 und ein Uhr nachts. Man wird sich also zweimal überlegen müssen, ob und in welcher Form man die dritte Staffel der Krimiserie auch noch ausstrahlen möchte - ein viel besseres Lead-In als das verlässlich erfolgreiche «Rizzoli & Isles» hätte es nämlich schon jetzt kaum geben können.