Die glorreichen 6 XXL: Exzessive Laufzeit, enormer Filmgenuss (Teil II)

Vor diesen Produktionen, für die man drei Stunden oder mehr freimachen muss, sollten Filmliebhaber keine Berührungsängste haben: Weiter geht es in unserer Reihe mit dem Wall-Street-Epos «The Wolf of Wall Street».

Die Handlung


Filmfacts: «The Wolf of Wall Street»

  • Regie: Martin Scorsese
  • Produktion: Stanley Kramer
  • Drehbuch: Terence Winter
  • Darsteller: Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie, Matthew McConaughey, Kyle Chandler, Rob Reiner, Jon Favreau, Jon Bernthal
  • Kamera: Rodrigo Prieto
  • Schnitt: Thelma Schoonmaker
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
  • Laufzeit: 180 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Der New Yorker Börsenmakler Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) lebt seine eigene Version des amerikanischen Traums: Auf dem Weg nach oben findet er sich schnell in der korrupten Realität des Kapitals zurecht. Denn der Erfolg kennt nur eine Maxime: hemmungslose Habgier. Als Broker jongliert Belfort bald mit Millionen, feiert Ende der 80er-Jahre exzessive Erfolge mit seiner Maklerfirma „Stratton Oakmont“ und lebt schon mit Anfang 20 ein Leben in überbordendem Luxus und Überfluss – was ihm den Titel „The Wolf of Wall Street“ einbringt.

Geld. Macht. Frauen. Drogen. Die Versuchungen lauern überall und ein Widerstehen ist nicht nötig! Belfort und seine Wolfsmeute lassen sich von keiner Behörde einschüchtern. Sie erkennen schnell, Bescheidenheit wird überbewertet und das Credo der Ellenbogengesellschaft lautet: Mehr ist nie genug!

Warum nur diese exzessive Filmlänge?


Bei einer derart komplexen Hauptfigur, die zu allem Überfluss auch noch auf einem real existierenden Vorbild baut, genügt es nicht, lediglich die wichtigsten Eckpfeiler in dessen Vita abzuhaken. Um die Faszination einer Figur zu begreifen, die sich irgendwo zwischen widerwärtigem Ekel und einlullendem Genie befindet, muss man zeigen, wie sie es so weit bringen konnte. Daher ist schon die Inhaltsbeschreibung von «The Wolf of Wall Street» nicht annähernd so ausführlich, wie sie sein müsste. Im Fokus kann nämlich nicht bloß Jordan Belfort stehen, sondern vor allem das gute Dutzend Naivlinge, mit dessen Hilfe Belfort den Wall-Street-Olymp schneller besteigen konnte, als man „Black Monday“ sagen kann.

Legal ist so ziemlich nichts an diesem Unterfangen. Doch selbst bürointerne Orgien und Bestechungsversuche gegenüber der Polizei können nicht verhindern, dass Million um Million auf die Konten Belfords fließt. Und genau an dieser Stelle kommt die üppige Lauflänge ins Spiel! Martin Scorsese muss während seines dreistündigen Films nicht nur mehrmals zwischen den Genres hin- und herspringen, um die völlige Bandbreite von Belforts Vita zu entschlüsseln. Es darf außerdem nicht abrupt stattfinden. Er muss durchleuchten, wie Belfort zu den einzelnen Stationen gelangen konnte und weshalb ihm trotz der überdeutlichen Illegalität lange Zeit Niemand auf die Schliche kam. Der ganze Kosmos von «The Wolf of Wall Street» ist viel zu gewaltig, um die komplette Ausleuchtung desselben in einen Eineinhalb-, oder Zweistünder zu pressen.



Die 6 glorreichen Aspekte von «The Wolf of Wall Street»


Martin Scorseses dreistündige Börsen-Groteske «The Wolf of Wall Street» in einer einzigen Review zu besprechen, grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Zu viele Superlative mögen einem angesichts der opulenten Inszenierung einfallen, zu facettenreich ist die Geschichte.

Bei den Academy Awards gehörte der «Wolf» neben «American Hustle» damals zu den großen Verlierern des Abends. Aus den fünf Nominierungen sollte nicht eine Auszeichnung entspringen. Zu Unrecht! Martin Scorsese («Departed - Unter Feinden») beweist mit seinem Mammutprojekt nicht nur, dass er selbst noch lange nicht zum alten Eisen gehört, sondern vor allem, dass sein Schützling Leonardo zur absoluten Spitze der Hollywood-Riege gehört. Drehbuchautor Terence Winter («Boardwalk Empire»), dessen Skript sich stark an den Memoiren der (real existierenden) Hauptfigur orientiert, kreierte geschliffene Dialoge und diverse Gelegenheiten für den übergroßen Cast, sich zu profilieren.

Wut und Trauer, Euphorie und Resignation: Scorseses Darsteller – allen voran DiCaprio selbst – spielen die Klaviatur vom Drama- hin zum Komödienkino, sie spielen den Softporno ebenso wie den Actionfilm, performen den Thriller und die Geschichtsstunde.

Die oft kritisierten 180 Minuten umfassen eine Story, die manch anderer vielleicht in einen Mehrteiler, vermutlich jedoch nie zu stemmen gewusst hätte. «The Wolf of Wall Street» ist ein Rausch, vor allem aber ein Statement: So geht der moderne Blockbuster!

«The Wolf of Wall Street» ist auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich und via Amazon Prime, Maxdome, iTunes, Google Play, Wuaki, Microsoft, Videoload, Videociety, JUKE und Sony streambar.
12.02.2017 10:00 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/91158