Für das Amt des Bundespräsidenten reichte es nicht, wie hoch aber war der Beliebtheitsgrad für den TV-Richter Alexander Hold zuletzt im Sat.1-Tagesprogramm?
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Das Amt des Bundespräsidenten wäre natürlich das Ende aller Fernsehpläne. Mit dem Kandidatenstatus lässt sich das aber gut verbinden. Und weil die Wahl zum Bundespräsidenten keine Direktwahl durch die Bürger ist und daher keinerlei Wahlkampf stattfindet, gibt es da auch kein Konfliktpotenzial bei Fernseh-Auftritten.
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Den Namen Alexander Hold dürften die meisten Menschen dem Fernsehen zuordnen, dennoch stellte sich der politisch engagierte TV-Richter im vergangenen Jahr überraschenderweise als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl auf. Für die Freien Wähler erreichte er am Sonntag lediglich 25 Stimmen, Frank-Walter Steinmeier von der SPD setzte sich schlussendlich deutlich mit 931 von 1239 gültigen Stimmen bereits im ersten Wahlgang durch und wird somit im März der Nachfolger von Joachim Gauck. Ins Schloss Bellevue darf «Richter Alexander Hold» somit nicht einziehen, im Fernsehen kann es daher ohne Probleme munter weitergehen. Als Staatsoberhaupt der BRD hätte Hold seine TV-Karriere nämlich begraben müssen (siehe Infobox) und Sat.1 sich etwas Neues für sein Daytime-Programm einfallen lassen müssen, denn dort läuft «Richter Alexander Hold» weiterhin in Dauerrotation.
Zwar greift der Privatsender seit Februar 2013 nur noch auf Wiederholungen zurück, doch diese punkten vor allem häufig beim Gesamtpublikum ab drei Jahren. In den ersten beiden Sendewochen des Jahres 2017 schauten montags bis freitags zwischen 12 und 14 Uhr im Mittel 1,26 Millionen Menschen zu, 11,6 sowie 12,9 Prozent Marktanteil gingen damit einher. Zur Einordung: Im Januar verzeichnete Sat.1 bei allen Fernsehenden eine Quote von durchschnittlich 6,6 Prozent. Von den für Sat.1 aber eigentlich anvisierten 14- bis 49-Jährigen schauten nur je 0,26 Millionen zu, allenfalls mittelprächtige 7,8 sowie 8,4 Prozent Marktanteil kamen zustande. Im Januar betrug der Senderschnitt in der Zielgruppe 8,1 Prozent.
Zum 16. Januar schraubte Sat.1 an seinem Line-Up. Hold ging seitdem bereits ab 11 Uhr mit Doppelfolgen on Air. Bei den Werberelevanten sorgte dies für gesteigertes Interesse. Auf 9,1 Prozent kletterte die Wochenquote, 0,24 Millionen der 14- bis 49-Jährigen waren dabei. Dreimal gelangte man auf Marktanteile im Zehn-Prozent-Bereich, wohingegen in den beiden Wochen davor bloß einmal eine Zahl jenseits der Zehn-Prozentmarke gemessen worden ist (12,3 Prozent am 12. Januar). Bei allen Fernsehenden dagegen verschlechterte sich die Lage leicht mit im Schnitt 0,96 Millionen Zusehern, der dazugehörige Marktanteil ging auf 11,8 Prozent zurück. Nach wie vor war trotz Verlusten alles im Lot beim Gesamtpublikum.
Nicht von der Hand zu weisen war aber die Tatsache, dass seit der Sendeplatz-Verschiebung im Wochenschnitt keine Reichweiten mehr oberhalb von einer Million möglich waren, sie pendelten ab dem 23. Januar zwischen 0,91 und 0,94 Millionen. 10,6 bis 11,5 Prozent Marktanteil wurden generiert. Die Woche vom 23. Januar bis 27. Januar verlief besonders schwach bei den Umworbenen, wo der Marktanteil auf 6,7 Prozent krachte. 0,19 Millionen der 14- bis 49-Jährigen sahen zu. In den beiden Wochen darauf besserten sich die alten Geschichten aus dem Gerichtssaal wieder auf solide 9,1 beziehungsweise maue 7,7 Prozent.
Das Fazit fällt gemischt aus. Beim Gesamtpublikum blieb «Richter Alexander Hold» in der jüngeren Vergangenheit zweifelsohne ein Hit für Sat.1, bei den Umworbenen sah das anders aus. Während insgesamt seit dem 2. Januar 2017 1,05 Millionen Zusehende sowie tolle 11,6 Prozent Marktanteil ermittelt wurden, sprangen bei den 14- bis 49-Jährigen nicht mehr als 0,23 Millionen Zuschauer und 8,1 Prozent Marktanteil heraus. Immerhin lag die Constantin-Entertainment-Produktion mit letzterem Ergebnis exakt auf dem Januar-Schnitt des Münchner Bällchensenders. Dass nicht mehr drin war, ist einfach zu erklären: Ungefähr die Hälfte der von uns seit Jahresbeginn betrachteten Sendungen verharrte bei Werten unter dem Soll in der Zielgruppe.
Warum es Sat.1 trotz des anhaltenden Erfolgs bei den Älteren nicht mit neuen Ausgaben probiert? „Vielleicht spielt auch die Angst vor den Medien eine Rolle, die fragen: Mensch, fällt denen denn nichts mehr Neues ein? Ich glaube, das ist die Angst der Kreativen. Aber wir sehen, dass zum Beispiel das «Herzblatt» nach 25 Jahren wieder aufgelegt wird und dazu laut geklatscht wird. Vielleicht braucht es diesen Abstand. Wenn man ein Format reaktiviert, bei dem viele dachten, das verschwinde gerade vom Fernsehmarkt, dann kommt der Reflex: Denen fällt nichts Neues ein“,
spekulierte Alexander Hold Ende Juli 2016 im Gespräch mit Quotenmeter.de.