«Ultimate Beastmaster»: Das bessere «Ninja Warrior»?

180 Meter Nervenkitzel: Bei Netflix stellen sich Kandidaten aus sechs Nationen dem epischen Hindernis-Parcours, den man nur „das Biest“ nennt. Ist Netflix’ erste Reality-Spielshow auf Anhieb besser als ihre Vorbilder? Unser Review.

Facts & Figures

  • 108 Teilnehmer aus sechs Nationen
  • Parcours ist 180 Meter lang (unterteilt in vier Level)
  • Deutsche Hosts: Luke Mockridge, Hans Sarpei
  • Ausf. Produzenten: David Broome, Sylvester Stallone
  • Produktion: 25/7 Productions für Netflix
  • Folgen: 10 (je ca. 60 Min.)
Weil Action-Spielshows ein Hexenkessel der Superlative sind, muss der größte Superlativ gleich am Anfang kommen: Netflix’ neue Spielshow «Ultimate Beastmaster» hat den größten und den längsten – Hindernisparcours der Welt. Natürlich auch den schwersten. Nur ein Name könne das ausdrücken, was die Kandidaten bei dieser Herausforderung erwartet: der Name ist „das Biest“, dieses gilt es zu bezwingen.

Mit der Show liegt der Streaming-Gigant voll im Trend, wieder einmal: Das Franchise «Ninja Warrior» feiert international große Erfolge und wird auch in Deutschland gut angenommen. Die erste Staffel im Sommer letzten Jahres fuhr starke Zuschauerzahlen ein; «Ninja Warrior Germany» gehört zu den erfolgreichsten Show-Neustarts 2016. Neu ist die Idee allerdings nicht: Schon in den 90er Jahren feierte das Format «American Gladiators» in den USA Erfolge und wurde hierzulande im DSF gezeigt – zusammen mit «Takeshis Castle», das ebenfalls ein Pionier der Action-Spielshows ist. Vor einigen Jahren war das – eher fun-orientierte – «Wipeout» erfolgreich.

Die aktuellen Vertreter des Genres kommen deutlich kompetitiver daher – Stichwort Superlative. Es geht um Höchstleistungen, um den perfekten Lauf, um den großen Moment. Im Stile sportlicher Wettkämpfe wird das Geschehen von Live-Kommentatoren am „Spielfeldrand“ begleitet, es geht um Schnelligkeit, Körperkraft und Geschick. Darin unterscheidet auch sich «Ultimate Beastmaster» nicht von ähnlichen Formaten. Die von Sylvester Stallone mitproduzierte Netflix-Show versammelt Athleten aus sechs Nationen (Deutschland, Brasilien, USA, Südkorea, Mexiko, Japan). In jeder Folge treten zwölf Kandidaten gegeneinander an, zwei aus jedem Land. Nur der beste wird „Beastmaster“ und schafft es in das Finale, wo die Sieger der vorherigen Episoden aufeinandertreffen und sich im letzten Kampf messen. Am Ende steht der Titel des namensgebenden Formats, am Ende darf sich ein Kandidat „Ultimate Beastmaster“ nennen.

Die Show wird für jede der sechs teilnehmenden Nationen leicht unterschiedlich produziert. Unter anderem hat jedes Land seine eigenen Kommentatoren, die ihre Kandidaten besonders stark anfeuern. Für Deutschland kommentieren Comedian Luke Mockridge und der ehemalige Profifußballer Hans Sarpei. Die jeweiligen Ländervertreter werden etwas ausführlicher vorgestellt als die Teilnehmer der anderen Nationen; größere Änderungen gibt es allerdings nicht. Der große Pluspunkt von «Ultimate Beastmaster» gegenüber anderen Action-Shows ist damit genannt: Es herrscht eine Wettkampfatmosphäre zwischen verschiedenen Nationen, die die Kommentatoren der sechs Länder zusätzlich anheizen. Da wird mal in die Kabinen der anderen Hosts gestürmt, mal verspottet man sich gegenseitig, mal feiern alle gemeinsam eine großartige Parcours-Leistung.

Bei «Ultimate Beastmaster» geht es um Punkte, nicht um Zeit


Stichwort Parcours: Tatsächlich wirkt das „Biest“ imposanter und spannender als das Pendant bei «Ninja Warrior Germany» – allein schon aufgrund der Größe. «Ninja Warrior Germany» wurde in einer Halle aufgezeichnet und bot einen eher kompakten Parcours, der sich durch die Halle schlängelte. Bei «Ultimate Beastmaster» geht es eher in die Länge: Rund 180 Meter erstrecken sich vor den Kandidaten, aufgeteilt in vier Level. Nach jedem Level fliegen die schwächsten Teilnehmer aus dem Wettbewerb. Auch hier besteht ein Unterschied zu den Ninja-Kämpfern: Während es dort gilt, innerhalb der vorgegebenen Zeit den Kurs zu durchlaufen, hat «Ultimate Beastmaster» keine Zeitvorgabe. Wichtiger sind die Punkte, die man für die Bewältigung der jeweiligen Hinderniselemente bekommt – je schwerer, desto mehr Punkte.

Auf dem Weg zum Ziel können auch Sonderpunkte eingesammelt werden, die einen riskanten Umweg erfordern, aber einen entscheidenden Punktevorteil gegenüber den Konkurrenten bedeuten können. Nur bei Punktgleichstand kommt die für den Parcours benötigte Zeit als Entscheidungskriterium hinzu. Sobald ein Kandidat ein Hindernis nicht bewältigen kann, ist sein Lauf in diesem Level vorbei und der Punktestand wird eingefroren. Dies heißt aber nicht, dass er aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist: Sind andere Kandidaten noch schlechter, kann auch er es noch ins nächste Level schaffen.

Durch die vier Level, die verschiedene „Körperpassagen“ des Biests darstellen, schafft «Ultimate Beastmaster» eine gewisse Dramaturgie in jeder Folge herzustellen. Allerdings bleibt der Kurs gleich, bei jeder Folge – «Ninja Warrior» ändert die Hindernisse jeweils leicht ab. Wo die Netflix-Show ihren Vorteil beim Wettkampfcharakter und damit der Spannung ausspielt, hat «Ninja Warrior Germany» die bessere Stimmung zu bieten. Dies liegt am Live-Publikum, das in der Halle anfeuert (bei «Ultimate Beastmaster» gibt es kein Publikum) sowie am unvergleichlichen Frank „Buschi“ Buschmann. Selbst das Lesen eines Telefonbuchs würde er zu einer unterhaltsamen Show hochkommentieren. Luke Mockridge und Hans Sarpei können da nicht mithalten – dennoch machen sie ihre Sache sehr gut. «Ninja Warrior Germany» punktet stimmungsmäßig zusätzlich mit den prominenten Kandidaten, die Abwechslung in das Format bringen.

Auf der anderen Seite besticht «Ultimate Beastmaster» durch seine epische Atmosphäre und cineastische Aufbereitung, die im Reality-Fernsehen so noch nicht zu sehen war. Der Anspruch von Netflix ist hoch, sagt Produzent David Broome: „Das ist nicht nur die erste Reality-Spielshow bei Netflix, dies ist eine Reality-Spielshow, die dem globalen Anspruch von Netflix hinsichtlich Umfang, Größe und kreativer Umsetzung gerecht wird.“ Eine zweite Staffel ist bereits bestellt.

Nein, «Ultimate Beastmaster» ist nicht besser als «Ninja Warrior Germany». Sondern anders. Freunde von Action-Spielshows werden an beiden Formaten ihren Spaß finden. Bei jedem auf seine eigene Weise.
24.02.2017 09:00 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/91430