Uwe Morawe ist inzwischen regelmäßig bei DAZN zu hören. Der Kommentator kommt dann gerne in Retro-Shirts oder –Jacken besonderer Traditionsclubs in den Sender. Aber nicht nur Fußball, sondern auch Football hat es ihm angetan.
Mal vorgestellt*
Wunsch-Position: Offensiver Achter.
Wunsch-Trikotnummer: Die 8.
Wunsch-Verein: Ich glaube ich würde Werder Bremen helfen, wieder ein großer Verein zu werden.
Wunsch-Stadion: Ich habe die Classicos schon in beiden Stadien am Spielfeldrand gesehen. Ich glaube ich müsste mich zwischen dem Dortmunder Stadion und dem Bernabeau entscheiden. Das Bernabeau aber nur bei Flutlichtspielen. Nachmittags mit Erdnüssen ist das bisschen langweilig. Aber: Ich glaube das neue Atletico-Stadion könnte bald in meine Top-Liste aufrücken.
Wunsch-Trainer: Da habe ich zwei. Diego Simeone und Antonio Conte. Bei der EM 2012 haben noch 15 von 16 Mannschaften mit 4-2-3-1 gespielt. Die beiden haben das aufgebrochen. Nicht jede Mannschaft hat so geniale Flügelspieler wie Robben und Ribery. Simeone und Conte passen sich perfekt dem vorhandenen Spielermaterial an. Und sie machen herausragendes Teambuilding.
*Uwe Morawe wie er antworten würde, wäre er ein Spitzen-Fußballer
Ein Blick in seinen Kleiderschrank offenbart: Dieser Mann hat ein echtes Herz für Fußball. Für morgen habe er sich eine Jacke der Wolverhampton Wonderers herausgelegt, erklärt Uwe Morawe, der seit vielen Jahren für inzwischen viele verschiedene Sender Fußballspiele kommentiert. Dass er das gerne mal in (Retro)-Klamotten der teilnehmenden Klubs macht, ist für ihn keine große Sache. „Naja, ich stehe halt auf Fußball. Alles andere wäre ja schlimm“, sagt er. Es sind hauptsächlich Jacken und Trikots ausländischer Vereine, die seinen Schrank füllen – hin und wieder tauchen auch deutsche Vereine auf. Vom FC Bayern habe er nichts im Angebot, grinst er – was vielleicht daran liege, dass er in einer Zeit nahe Bremen aufwuchs, als die Bayern noch Konkurrent auf Augenhöhe mit Werder waren.
Auch beruflich hat sich Morawe inzwischen eher auf ausländischen Sport fokussiert. Früher da war er eine der markanten Stimmen beim Sportsender Sport1 – kommentierte die erste Bundesliga und Spiele aus Liga zwei. Als sich Sport1 für einen inhaltlichen Umbruch entschied, folgte auch eine Phase der Veränderungen für Morawe. Der Sportjournalist musste sich neu orientieren. Und das klingt einfacher als es war. „Wenn man heute die Bundesliga live im Stadion kommentieren möchte, geht das nur bei einem Sender. Sonst gibt es keine andere Chance.“ Morawe musste erleben: „Wer Fußball-Kommentator in Deutschland ist, hat weniger potentielle Arbeitgeber als ein Atomphysiker.“ Zumal die entsprechenden Stellen auch seit Jahren besetzt seien. Das treffe auch auf die ARD zu. „Tom Bartels war da der einzige, der auf hohem Niveau vom Privat-Fernsehen ins Erste gewechselt ist“ – das aber ist auch schon rund zehn Jahre her.
So passte es Uwe Morawe sehr gut, dass mit DAZN ein gänzlich neuer Anbieter auf den Markt kam, der sich eine schlagkräftige Truppe zusammenstellte. Neben Morawe hat DAZN eine Vielzahl an jungen Talenten in seinen Reihen. „Die bekommen da eine wunderbare Spielwiese, die es mindestens seit dem Aus von Liga total! 2013 nicht mehr gab“, meint Morawe. Für den Streaming-Dienst ist der Fußball-Experte nun querbeet im Einsatz. England, Spanien, Italien, Schottland, manchmal sogar Frankreich. „Das Angebot von DAZN begeistert mich. Sky hatte nie diese Fülle an Spielen, die für echte Liebhaber des Sports fantastisch ist.“ Sie helfe auch, sich bestens auf Spiele vorzubereiten – nie sei es schließlich leichter gewesen, mal eben ein Spiel eines italienischen oder französischen Klubs abzurufen. „Das Schöne ist, dass man hoffnungsvolle Talente im Ausland mal wirklich bei ihrer Entwicklung Spieltag für Spieltag verfolgen kann“, freut sich der Sportjournalist – und meint damit auch Trainer. Monacos Leonardo Jardim sei so einer. Kaum einer kennt ihn – das aber könnte sich bald ändern. „Monaco ist in diesem Jahr der absolute Wahnsinn. 21 Spiele, 64 Tore – die werden richtig was reißen.“
Aber auch in England sei etwas los. Sollte Chelsea nur ein oder zwei Spiele verlieren, dann erwartet sich Morawe einen richtig spannenden Titelkampf. „Das Niveau im Vereinsfußball ist nirgends so hoch wie in England und Spanien“, ist Morawe überzeugt. Klubs dieser Nationen würden in den kommenden Jahren auch die wichtigen europäischen Wettbewerbe gewinnen. Die Schwäche der Engländer in der Champions League sei vorbei, meint er. „Weil die Klubs dort verstanden haben, nicht nur starke Spieler, sondern auch starke Trainer zu verpflichten.“
Bei DAZN begleitet er die Spiele derweil nicht alleine. Bei Top-Spielen hilft ein zweiter Kommentator, der vor der Partie und in der Halbzeit-Pause zum Einsatz kommt und ein Experte. Alle Experten sind ehemalige Spieler, allerdings nicht welche, die der obersten Spielerkategorie angehörten: Moritz Volz, Sebastian Kneißl. Ralph Gunesch, Jonas Hummels oder Tobi Schweinsteiger gehören zum festen Stamm des Anbieters. Zwei Punkte hätten ihn vor dem DAZN-Start stutzen lassen, lässt Morawe Revue passieren. Zum einen waren es die Pläne, 15 Minuten Halbzeit-Pause („Gott sei Dank machen wir keine Werbung“) mit Inhalten zu füllen, zum anderen war es der durchgehende Einsatz von Experten. „Beides klappt prima.“ Das liege nicht zuletzt daran, dass die jungen Experten mit Spaß und Akribie arbeiten würden. „Sie sind noch nicht Talkshow-verseucht und überall zu sehen, haben aber dennoch große Erfahrungen als aktive Spieler gesammelt. Ein Ralph Gunesch hat halt schon mal einen Ellbogen-Schlag des Celtic-Kapitäns abbekommen“, grinst Morawe.
Und als ob der Wechsel zwischen den vier europäischen Spitzenligen noch nicht genug wäre, tummelt sich Morawe sonntags regelmäßig auch im «ran»-Studio. Für die Football-Show macht Morawe Zusammenfassungen und vereinzelt auch Live-Spiele. „Natürlich bin ich mit dem Fußball groß geworden. Aber Football verfolge ich seit 15 Jahren.“ Bei der US-Sportart ist Morawe besonders froh, einen Experten an seiner Seite sitzen zu haben. „Ich würde sicher einen sendefähigen Kommentar hinbekommen, aber es ist immer gut, jemanden an seiner Seite zu haben, der die Sportart auch aktiv betrieben hat.“ «ranNFL» ist nach zwei Jahren bei ProSiebenMaxx und in Sat.1 weiter ein Erfolgsmodell. „Das ist ein super Produkt, das «ran» da auf die Beine gestellt haben. Damit holt ProSiebenMaxx am Sonntagabend genau die Quoten, die sich Sport1 seit zehn Jahren gewünscht hat. Man muss wissen, dass Sport1 vor «ran» die Rechte an der NFL hatte, aber das Potential wohl nicht erkannte“, sagt Morawe.
Abseits des Fernsehens ist der 51-Jährige übrigens regelmäßig „in der besten Fußballkneipe Münchens“ zu hören. Im Stadion an der Schleißheimer Straße lässt er sich nicht nehmen, regelmäßig Champions League-Spiele für die Besucher der Bar zu kommentieren. Und dann genießt er auch die Freiheit, Dinge sagen zu dürfen, die er sich im TV nicht unbedingt trauen würde. „Zum Beispiel, wenn Cristiano Ronaldo vor einem Freistoß wieder rumhampelt“, sagt er.