Arrogant und reich trifft auf Öko und bescheiden. Soweit so bekannt. Auch die «Hochzeitsverplaner» fügen einem ausgedienten und schalen Screwball-Mix nichts Neues hinzu.
Cast & Crew «Die Hochzeitsverplaner»
Regie: Christina Schlewe
Drehbuch: Daniel Scotti-Rosin
Kamera: Raphael Beinder
Darsteller: Rebecca Immanuel, Christoph M. Ohrt, Lea Ruckpaul, Tilman Pörzgen, Lukas Spisser, Jana Julie Kilka, Peter Mitterrutzner
Producer: Maximilian Vetter
Produzenten: Uli Aselmann, Sophie Adelhoven
«Edel & Stark» war von 2002 bis 2005 für Sat.1 ein durchaus moderater Erfolg, der über vier Staffeln anhielt. Die beiden Hauptdarsteller Rebecca Immanuel und Christoph M. Ohrt kabbelten sich in bester Screwball-Manier als Rechtsanwälte, die in einer Partnerschaftskanzlei arbeiteten. Die beiden wurden zwar nicht gerade zu Kultfiguren, aber sie waren immerhin so charmant und beliebt, dass man sich eine Wiedervereinigung wohl nicht verkneifen konnte. Allerdings schlüpfen die Schauspieler nicht in ihre alten Rollen, sondern wollen etwas Neues präsentieren. Anders herum wäre es jedoch besser gewesen, denn originell sind «Die Hochzeitsverplaner» sicherlich nicht.
Dr. Herbert Schechen (Christoph M. Ohrt) ist Schönheitschirurg in Los Angeles. Er ist ein Macho, ein arroganter und nervtötender Mann von Welt. Claudia (Rebecca Immanuel) arbeitet dagegen als Chakra-Masseurin, lebt spartanisch und opfert sich für ihren Sohn auf. Die beiden können sich schon bei ihrem ersten Treffen kaum ausstehen. Das Problem: Ihr Sohn Oliver (Tilman Pörzgen) und seine Tochter Jade (Lea Ruckpaul) möchten demnächst heiraten. Schechen, ein ganzer Kerl, hat natürlich keinerlei Respekt vor seinem Schwiegersohn, der als Kindererzieher arbeitet. Nach Ansicht des Schönheitschirurgen, haben Männer gefälligst in angemessenen Berufen zu arbeiten. Wie er der verdutzten Claudia mitteilt, gehören zu diesen Berufsgruppen: Anwälte, Piloten und selbstverständlich Chirurgen. Während Claudia fröhlich und voller Vorfreude die Hochzeit plant, setzt Dr. Herbert zur Sabotage an. Zwar gibt er viel Geld für alle möglichen Extravaganzen seiner Tochter aus, gleichzeitig flüstert er ihr aber jede Menge Zweifel an der bevorstehenden Ehe ins Ohr. Er könnte eigentlich nur noch unsympathischer sein, wenn er Golfbälle auf Hunde schießen würde. Und wie es der Zufall so will, macht er das auch noch.
Wer sich darüber amüsieren kann, wie Schauspieler Christoph M.Ohrt sein spartanisches Klappbett in dem noch spartanischeren Häuschen der Chakra-Masseurin nicht aufstellen kann und schlußendlich aus dem selbigen Bett fällt, ist hier goldrichtig. Am nächsten Tag lässt er sich ein Luxusbett liefern, was natürlich Claudia wiederum auf die Palme bringt. Darüber hinaus liefern sie sich Wettrennen zum Flughafen, um die Kinder abzuholen. Als Herbert den künftigen Schwiegersohn kennenlernt, sucht er reflexhaft nach äußerlichen Makeln. Der Hochzeitsplaner, den er engagiert, gibt nur vor homosexuell zu sein, damit er das Geschäft aufbessern kann. Eine Tatsache, die nur Claudia bekannt ist, weil sich eben dieser Hochzeitsplaner ihr kurz zuvor entblößte und auf eine Tantra-Lektion hoffte. Und als wäre das nicht alles genug, verrenkt sich Herbert auch noch den Rücken. Nach Claudias Chakra-Massage folgt die Erektion auf dem Fuße. Das Problem ist nicht, dass der Humor flach und plump ist, aber dass er so einfallslos ist.
Zuschauer, die hier wirklich noch überrascht werden, haben noch nie in ihrem Leben eine Liebeskomödie gesehen. Schon bei der ersten Begegnung sollte klar sein, wohin die Zankerei letztendlich führen wird und welche Höhen und Tiefen das Publikum erwartet: Die gegensätzlichen Elternteile kommen sich näher und dann überwerfen sie sich wieder, wenn Herberts vollbusige und nur halb so alte Geliebte plötzlich auftaucht. Es sollte niemanden schockieren, dass Claudia und Herbert dennoch alle Widrigkeiten überwinden und zueinander finden (bzw. diese Widrigkeiten vom Drehbuch ignoriert werden, weil es das Genre so verlangt).
Die Regie von Christina Schlewe bleibt über die gesamte Laufzeit hinweg uninspiriert, aber zumindest ist der Schnitt kohärent und die Wechsel zwischen Nahaufnahmen, Halbtotalen und Totalen werden kompetent durchgeführt. Für die Musikauswahl plünderte man scheinbar das gesamte Archiv mit allen Motown-Liedern. Egal, ob es gerade passt oder nicht, untermalen diese unmotiviert das Geschehen. Die restliche, instrumentale Musik soll den Zuschauer wissen lassen, wann er gerade zu lachen hat.
In den typischen Handlungsabläufen mit „Sie kriegen sich - sie kriegen sich nicht“-Streitereien einer Screwball-Komödie kann man sich gerade in diesen bewegten Zeit durchaus wohlfühlen. Niemand muss deshalb ein schlechtes Gewissen haben. Dennoch sollte auch in diesem engen erzählerischen Rahmen wenigstens ein Mindestmaß an neuen und frischen Ideen verarbeitet werden. Die hinüber gerettete Chemie eines eingespielten Darsteller-Duos wie Immanuel und Ohrt reichen allein nicht aus.
Fazit: Eine Beziehungskomödie, die Klischees ausatmet und flachen Witz ohne neuen Dreh präsentiert. Auch die mittlerweile eingespielten Darsteller können nicht viel retten und müssen gegen ein Drehbuch arbeiten, das darauf besteht, sie so unsympathisch wie möglich zu machen.
Sat.1 zeigt «Die Hochzeitsverplaner» am Dienstag, den 07. März um 20.15 Uhr.