Die Kino-Kritiker: «Die Jones – Spione von nebenan»

Ein US-Flop, der wahrlich einige Schwächen hat, aber längst nicht die Katastrophe darstellt, die man erwarten würde: Der Spionagespaß «Die Jones – Spione von nebenan» mit Zach Galifianakis.

Filmfacts «Die Jones – Spione von nebenan»

  • Regie: Greg Mottola
  • Produktion: Laurie MacDonald, Walter F. Parkes
  • Drehbuch: Michael LeSieur
  • Darsteller: Zach Galifianakis, Jon Hamm, Isla Fisher, Gal Gadot, Matt Walsh, Maribeth Monroe, Kevin Dunn
  • Musik: Jake Monaco
  • Kamera: Andrew Dunn
  • Schnitt: David Rennie
  • Laufzeit: 106 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
In den USA ist «Die Jones – Spione von nebenan» herbe gefloppt – und es ist nicht schwer, die Gründe zu erahnen. Da wäre das Grundkonzept: Vorstadtnormalos stolpern in die gefährliche Welt der Geheimdienstarbeit – eine Filmidee, die längst nicht mehr taufrisch ist und die in dieser Komödie ohne nennenswerte Innovation abgehakt wird. Hinzu kommt der Tonfall der neuen Regiearbeit von Greg Mottola: Der «Adventureland»-Regisseur setzt in «Die Jones – Spione von nebenan» auf zahme, familientaugliche Action und eine züchtige Wortwahl. Für das typische Actionkomödienpublikum oder Fans der zentralen Darsteller Isla Fisher («Die Hochzeit unserer dicksten Freundin») und Zach Galifianakis («Hangover»-Trilogie) ist das zu harmlos. Als Familienfilm ist die 40-Millionen-Dollar-Produktion unterdessen mit ihren wiederholten Gesprächen über das Sexleben der Protagonisten und eine aus dem Nichts kommende Gewaltspitze auch nicht gerade geeignet.

Allerdings lassen sich Filme nur bis zu einem gewissen Grad anhand von Fragen der Marke "Wie klein soll nun bitte die Zielgruppe sein?" besprechen. Und auch wenn sich «Die Jones – Spione von nebenan» als betont ungefährlicher Spaß für ältere Zuschauer kommerziell selbst ins Aus schießt, bedeutet dies keineswegs, dass bei dieser Komödie Hopfen und Malz völlig verloren sind.

So erntet die schlichte, wenig originelle Geschichte des Vorstadtpärchens Karen (Isla Fisher) & Jeff Gaffney (Zach Galifianakis), die dahinter kommen, dass ihre neuen Nachbarn Tim (Jon Hamm) und Natalie Jones (Gal Gadot) Spione sind, durchaus Sympathiepunkte: Drehbuchautor Michael LeSieur Regisseur Mottola gehen gegen den heutigen US-Komödienstandard und stempeln die Vorstadteltern nicht als Witzfiguren ab. Stattdessen gönnen sie dem Pärchen, das ehrlich zueinanderhält, aber etwas eingeschlafen ist, einen seichten, aber stimmigen Charakterbogen, der auf kurzweilige Weise nachzeichnet, wie sich Jeff und Karen wieder näher kommen.

Auch die schrittweise Annäherung zwischen den Gaffneys und ihren spionierenden Nachbarn ist spaßig geraten. Der Humor gleicht in seiner unaufgeregten Situationskomik zwar mehr einer 90er-Jahre-Sitcom als einer zeitgemäßen Kinoproduktion, trotzdem sitzt das Geplänkel zwischen den im Mittelpunkt der gemächlich erzählten Handlung stehenden Paaren. Action indes ist überhaupt nicht Mottolas Metier: Eine Verfolgungsjagd mit mehreren soliden Auto- und Motorradstunts auf Freizeitparkstuntshowniveau fängt der «Arrested Development»-Regieveteran statisch, aber ansehnlich ein, ansonsten sind die Actionanflüge eher zum Vergessen.

In der englischen Originalfassung ist darüber hinaus «Wonder Woman»-Hauptdarstellerin Gal Gadot mit ihrem überbetonten Akzent und stocksteifem Comedytiming eine klaffende Wunde im Entertainmentfaktor dieses Films – die deutsche Synchonfassung bemüht sich derweil, Gadots Rolle etwas Leben zu verleihen. Jon Hamm spielt sich derweil elegant-routiniert durch sein Material als Agent mit fragwürdigem Talent zur Geheimhaltung, Fisher und Galifianakis geben schlussendlich ein nettes Pärchen ab und punkten sowohl beim Slapstick als auch in Wortgefechten.

Als nichts riskierende Berieselungskomödie für einen verregneten Nachmittag ist der ästhetisch unauffällige US-Misserfolg «Die Jones – Spione von nebenan» durchaus unterhaltsam. Weh tut diese Vorstadt-Spionage-Komödie wahrlich nicht, doch Funken sprühen hier ebenso wenig.

«Die Jones – Spione von nebenan» ist ab dem 23. März 2017 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
22.03.2017 13:23 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/91982