Seit Jahren liegen die Mainzer fast durchgängig im Senderranking ganz vorne - nicht zuletzt dank ihrer starken Primetime. In dieser Woche lief es allerdings nicht ganz so gut, da der Dreiteiler «Der gleiche Himmel» auf hohem Niveau enttäuschte und «ZDFzeit» besonders mies lief.
Die monatlichen Analysen zum Fernsehmarkt vermitteln schon seit geraumer Zeit fast immer sehr ähnliche Kernbotschaften: Für die Privaten geht es mit Ausnahme des überraschend starken VOX seit geraumer Zeit signifikant bergab, während ARD und insbesondere ZDF ihr Niveau weitgehend konstant zu halten wissen. Aber warum? Die drei größeren Erfolgssender unserer Zeit eint letztlich einerseits die Tatsache, in der Daytime die einzigen spannenden Impulse der jüngeren Vergangenheit gesetzt zu haben - Das Erste mit dem Quiz-Vorabend, das ZDF mit «Bares für Rares» und VOX mit seinen frauenaffinen Dokusoaps, zu deren Gunsten man das Schmuddelgenre Scripted Reality weitgehend aus dem Programmablauf verbannt hat. Und dann wäre da noch die Primetime, in der es genannten Sendern ebenfalls am besten gelingt, beinahe die gesamte Woche erfolgreich zu gestalten. Ganz klar vorne liegt am Abend zumindest beim Gesamtpublikum das Zweite.
Dessen Fokus lag auch im März wieder verstärkt darauf, zur besten Sendezeit vornehmlich fiktionale Inhalte zu zeigen, in allererster Linie Krimis. Und das machte sich bezahlt: An 15 von 31 Tagen wurden mehr als fünf Millionen Zuschauer erreicht, bis auf den Dienstag sind in der Liste der abendlichen Erfolge sämtliche Wochentage zu finden, vornehmlich etablierte Marken wie «Der Alte» oder «Der Bergdoktor» sowie diverse weitere Krimireihen. Dazu liefen gleich zwei Champions-League-Spiele mit deutscher Beteiligung, wobei Dortmund gegen Lissabon mit 7,72 Millionen die erfolgreichste Ausstrahlung des Monats stellte, während Leverkusens Abschiedsspiel gegen Atletico Madrid vergleichsweise verhaltene 4,60 Millionen verzeichnete.
Solider Dreiteiler zieht die Monatsbilanz runter
Angesichts dessen war die vergangene Woche fast schon eine Enttäuschung, was in erster Linie dem DDR-Dreiteiler
«Der geteilte Himmel» geschuldet war. Nach einem ordentlichen, aber für ZDF-Verhältnisse eben auch schon nicht überragenden Auftakt mit 4,68 Millionen Interessenten und 15,0 Prozent Marktanteil verlor das Projekt am Mittwoch und Donnerstag deutlich an Strahlkraft und erzielte nur noch 4,11 und 4,08 Millionen sowie jeweils gut 13 Prozent. Als schlecht kann man diese Zahlen wohl kaum bezeichnen, ohne sich den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, jedes Gefühl für Verhältnismäßigkeiten verloren zu haben. Gleichwohl sagen die nackten Zahlen aber auch: Nur die traditionell schwachen Dienstags-Dokus, zwei Samstagabend-Shows sowie eine «Inga Lindström»-Wiederholung am Mittwoch, die lediglich als Lückenfüller gegen das zeitgleich im Ersten ausgestrahlte Länderspiel Deutschlands gegen England gezeigt wurde, liefen in diesem Monat schwächer als die beiden späteren 90-Minüter. Da hatte man sich wohl schon etwas mehr erhofft.
Hinzu kommt, dass die Programmverantwortlichen ausgerechnet den Dienstagabend frei ließen, wo
«ZDFzeit» mit «Das Jahrhunderthaus» überhaupt kein Land sah: Während «Charité» im Ersten auch bei seinem zweiten Einsatz wieder fast acht Millionen Zuschauer ergatterte, kam die pointierte Doku mit Michael Kessler gerade einmal auf mickrige 1,82 Millionen und desolate 5,9 Prozent. Schlechter lief es um 20:15 Uhr für die Mainzer zuletzt für über einem Jahr, damals wurde ebenfalls eine neue Folge von «ZDFzeit» gezeigt. Doch wenngleich man damit stets unterhalb der Vier-Millionenmarke blieb, war es der einzige echte Ausrutscher des Formats in diesem Monat: Der erste Teil von Nelson Müllers Lebensmittel-Test hatte zwei Wochen zuvor noch vergleichsweise starke 3,97 Millionen und 12,7 Prozent erreicht, der zweite Teil sowie «Mensch Schröder» erreichten zumindest knapp drei Millionen Menschen.
Beim jungen Publikum wiederum platzierte sich Nelson Müllers erster Lebensmittel-Test mit 1,09 Millionen und 10,6 Prozent sogar ziemlich weit vorne, lediglich die Champions League sowie drei Krimis liefen noch besser. Relativ weit unten dagegen waren die Sonntagsfilme angesiedelt, die in der Regel nur um die sechs Prozent erreichten. In den vergangenen Tagen lief es hier mit Abstand am besten für den Samstagskrimi
«Ein starkes Team», das tolle 12,3 Prozent bei 1,20 Millionen erreichte und überdies auch insgesamt auf richtig starke 6,87 Millionen und 22,1 Prozent gelangte, während der DDR-Dreiteiler nur zu Beginn wirklich erfreuliche 8,9 Prozent verbuchte, bevor er auch hier auf unspektakuläre 6,7 und 6,8 Prozent zurückfiel.
Das ZDF im März: Fast an allen Wochentagen stark
ZDF-Quoten nach Wochentagen (März)
- Mo: 5,60 Mio.
- Di: 2,90 Mio.
- Mi: 4,97 Mio.
- Do: 5,23 Mio.
- Fr: 5,36 Mio.
- Sa: 5,06 Mio.
- So: 4,79 Mio.
Durchschnittliche Werte um 20:15 Uhr (bzw. 20:45 Uhr bei CL-Spielen).
Schaut man sich nun einmal die März-Bilanz gewichtet nach den sieben Tagen der Woche an, fällt die eingangs erwähnte Konstanz auf hohem Niveau ins Auge: Mit 4,79 bis 5,60 Millionen im Schnitt rangiert man an sechs von sieben Tagen auf einem sehr hohen Niveau (siehe Infobox), wobei der fast ausschließlich mit Krimis bestückte Montag sowie der komplett kriminologisch dominierte Freitag («Der Alte») neben dem sehr gefühligen Donnerstag («Der Bergdoktor» und «Lena Lorenz») ein wenig herausragen. Ganz vorne hätte im Normalfall auch der Samstag mitspielen können, doch hier zogen die «Goldene Kamera» und «Das Spiel beginnt!» mit nur 3,09 und 3,52 Millionen die Monatsbilanz mächtig nach unten. Der Dienstag leidet derweil unter den Restambitionen der Mainzer, ihrem Publikum auch zur Hauptsendezeit noch informative Stoffe anzubieten - obgleich man in Frage stellen kann, ob banale Essenstests wirklich noch als Information im engeren Sinne durchgehen.
Letztendlich kann sich der Sender diese Enttäuschungen aber leisten, ja muss sie als öffentlich-rechtliches Angebot sogar fast schon über sich ergehen lassen, da der große Erfolg in der Breite in erster Linie auf nicht gerade tiefgründigen Krimis und heimeligen Schmonzetten fußt - und natürlich auf des Deutschen Lieblingssportart. Und auch Prestige-Projekte wie historische Mehrteiler wird man auch in Zukunft im Aufgebot des Senders sehen, zumal «Der gleiche Himmel» zwar eine kleine Enttäuschung, nicht aber ein großer Flop war.