'Mit dem Matula können wir dagegen schon anstinken'

Im Interview mit Quotenmeter spricht Claus Theo Gärtner mit uns über den neuen «Matula», die Zeit seit seinem Ausscheiden von «Ein Fall für zwei» und Quoten-Erwartungen.

Zur Person: Claus Theo Gärtner

Claus Theo Gärtner wurden 1943 in Berlin geboren. Seit den 1960er Jahren spielte er in Fernseh- und Kino-Produktionen mit. Einem großen Publikum wurde er durch seine Rolle des Matula bekannt, den er in der ZDF-Serie «Ein Fall für zwei» zwischen 1981 und 2013 verkörperte. Für den Ableger «Matula» steht er seit 2016 nun wieder vor der Kamera. Im vergangenen Jahr erschien zudem Gärtners Autobiographie "Matula, Hau mich raus!", in der der Schauspieler von seinem Leben als Schauspieler, Rennfahrer, Abenteurer erzählt.
Herr Gärtner, wissen Sie, was Sie mit Gabby Köster und Rudi und Adi Dassler gemeinsam haben?
Wer?

Rudi und Adi Dassler, die Adidas bzw. Puma-Brüder.
Okay, alles klar.

Filme über Frau Köster und die Gebrüder Dassler laufen am Karfreitag bei RTL und im Ersten - in direkter Konkurrenz zum neuen Matula…
Ja, dann wird es wirklich hart werden an diesem Abend.

Glauben Sie, Sie werden es mit dieser Konkurrenz trotzdem aufnehmen können?
Wieso nicht? Das sind halt Wettbewerber.

2013 lief die bis dato letzte Folge von «Ein Fall für zwei» mit Ihnen. Seitdem war es um Sie ruhiger geworden. Wie haben Sie ihre Zeit verbracht?
Mit Theaterspielen, dem Schreiben eines Buches und diesem Film, den wir gedreht haben und der am Freitag ins Fernsehen kommt. Und gereist bin ich.

Wo waren Sie?
In Nordafrika. Marokko, Algerien und so weiter.

Hat Sie das inspiriert für neue Projekte?
Nein, da habe ich überhaupt nicht dran gedacht. In der Sahara denkt man nicht an Arbeit.

Haben Sie auch die Neuauflage von «Ein Fall für zwei» gesehen?
Natürlich, natürlich! Und das ist auch ganz prima, was die zwei da machen.

Und Sie haben nicht ab und zu Ihrer alten Rolle in der Krimiserie hinterhergetrauert?
Nöö, hatte ich nicht. Ich habe jetzt den einen Film gemacht und den habe ich auch gerne gemacht. Aber das ist jetzt die nächste Serie, ein neues Projekt. Ab dem 25. April drehen wir den nächsten «Matula». Mal schauen, ob wir danach noch einen dritten herausbringen.

Zum anderen ist es so, dass die Anforderungen höher geworden sind. Es müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr Filme hergestellt werden. Das geht natürlich auf die Knochen.
Claus Theo Gärtner über gestiegene Anforderungen in der Branche
Der zweite Film ist sicher?
Ich habe die erste Regiebesprechung schon gehabt.

Als sie 1981 das erste Mal für «Ein Fall für zwei» drehten, da gab es die DDR noch und von Digitalisierung konnte keine Rede sein. Kommen Sie sich da wie ein alter Hase vor, wenn Sie einmal zurückdenken?
Joar, wenn ich bedenke, dass ich allein «Ein Fall für zwei» 32 Jahre lang gemacht habe und zuvor bereits Theater gespielt habe…. Wenn ich das heute so sehe, ist das doch alles ziemlich einfach geworden.

Einfach geworden?
Ja schon, durchs Internet und so weiter. Heute lese ich das Drehbuch auf dem iPad.

Was hat sich sonst noch geändert?
Dass wir nicht mehr auf Zelluloid drehen, ist das eine. Zum anderen ist es so, dass die Anforderungen höher geworden sind. Es müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr Filme hergestellt werden. Das geht natürlich auf die Knochen.

Nochmal zurück zum Film. Wie kam es überhaupt zu dem Projekt? Wer ist auf wen zugegangen?
An meinem 70. Geburtstag hat mich der Programmdirektor des ZDF angerufen. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, nochmal für «Matula» zu drehen, weil wir dem Zuschauer schuldig seien, wie es mit Matula weitergeht. Ich sagte ihm, dass ich dabei wäre, wenn sie ein gutes Drehbuch dafür hätten. Und sie hatten ein gutes Drehbuch und eine gute Geschichte, die ich gerne umgesetzt habe.

Sie haben in «Matula» 90 statt 60 Minuten Zeit, um einen Fall zu erzählen. Haben Sie den Unterschied beim Dreh gemerkt?
Das merkt man schon. Man kann genauer und präziser arbeiten - wobei auch die 24 Drehtage verdammt knapp waren. Auch für mich war das eine der härtesten Drehzeiten, die ich je erlebt habe.

Sie haben bis Ende März 2016 gedreht, erst ein gutes Jahr später wird der Film ins TV kommen. Warum die lange Zeitspanne?
Ich weiß es nicht. Eigentlich sollte der Film vor Weihnachten gesendet werden, dann hatte man sich für den Karfreitag entschieden. Vielleicht, weil an diesem Abend tatsächlich Gabby Köster und die harte Adidas-Konkurrenz läuft und sich das ZDF dachte: ,Mit dem Matula können wir dagegen schon anstinken‘. (lacht) Nein Quatsch, keine Ahnung.

Wie viel Claus Theo Gärtner steckt in der Rolle des Matula?
Ich schätze mal alles. Denn alles, was Matula hat, hat er von mir. Von wem soll er es sonst haben?

Das habe ich gesagt, nachdem ich in dem Film «Der Mann aus der Pfalz» den Heiner Geißler spielen durfte. In einer TV-Kritik habe ich danach in der "FAZ" gelesen: ,Was macht Matula in der Pfalz?‘. In dem Moment ist mir klar geworden, dass ich als Schauspieler verbrannt war. Also sagte ich mir, dass wir «Ein Fall für zwei» noch zwei Jahre weitermachen, um mit der 300. Folge aufzuhören.
Claus Theo Gärtner
Sie sagten einmal in einem Interview, dass Sie eines Tages merkten, als Schauspieler ganz hinter der Person Josef Matula verschwunden zu sein. Haben Sie sich damit abgefunden?
Das habe ich gesagt, nachdem ich in dem Film «Der Mann aus der Pfalz» den Heiner Geißler spielen durfte. In einer TV-Kritik habe ich danach in der FAZ gelesen: ,Was macht Matula in der Pfalz?‘. In dem Moment ist mir klar geworden, dass ich als Schauspieler verbrannt war. Also sagte ich mir, dass wir «Ein Fall für zwei» noch zwei Jahre weitermachen, um mit der 300. Folge aufzuhören. Ich wollte einfach mal was anderes machen, ohne Terminplan, Rückflugticket oder andere Verpflichtungen. Einfach mal so los. Und dann habe ich meinen Truck genommen und bin mit meiner Frau - wie gesagt - durch Nordafrika gebrettert.

Warum kommt die Figur Matula auch heute noch bei den Menschen an?
Weil man sich mit Matula ein Stück weit identifizieren kann. Matula ist kein Held, er ist eher ein Anti-Held. Ein Loser, der immer wieder fällt und trotzdem auf die Beine kommt und sich immer wieder ins Leben zurückkämpft. Dazu gehört vielleicht auch, dass er immer wieder eins auf die Mütze bekommt und sich wehrt. Das mögen die Zuschauer.

Wie hebt sich «Matula» vom Rest der Schwemme an ZDF-Krimis ab?
Ich glaube nicht, dass er sich großartig vom Rest abhebt. Es ist jetzt natürlich auch ein TV-Krimi, kein Kino-Film, den wir gemacht haben - wenngleich wir uns bemüht haben, es so groß und gut wie möglich zu produzieren. Und es ist ein guter und spannender Film geworden, der für den Freitagabend genau das richtige ist.

Einer, der auf den Punkt kommt

Claus Theo Gärtner dürfte das sein, was man heutzutage einen Charakter mit Ecken und Kanten nennt. Er sagt direkt heraus, was er denkt, und redet - anders als die meisten in der Branche - nicht um den heißen Brei herum. Das ist äußerst wohltuend. Im Interview mit uns, das nach nicht einmal 15 Minuten abgeschlossen ist, wird schnell klar, dass Gärtner mit sich im Reinen ist. Mit seiner Karriere und seinem Leben ist er höchstzufrieden, zugleich ist er sich und seiner unverwechselbaren Art treu geblieben. Damit ist Gärtner trotz seinen 73 Jahren eine Person, von dem der Nachwuchs eine Menge lernen kann.
Kurz-Kommentar von David Grzeschik
Haben Sie irgendwelche Quotenerwartungen?
Wissen Sie, ich mache das jetzt so lange: Das ist mir schnurzpiepegal. Der Film ist gut geworden und es gibt sowieso immer die unterschiedlichsten Geschmäcker und Auffassungen. Wenn man sich um alle kümmern müsste, hätte man viel zu tun.

Haben Sie noch irgendwelche Projekte für die Zukunft geplant?
Ich werde mal sehen, wie es mit dem Film wird, den wir demnächst drehen. Danach müssen Sie mich nochmal fragen. Warten wir mal ab. Dann bin ich auch schon 74, dann reicht’s irgendwann.

Und sonst? Gibt es im Leben noch etwas, wovon Sie träumen?
Alles, wirklich alles, was ich mir nach meinem Ausscheiden von «Ein Fall für zwei» erträumt habe, habe ich gemacht. Ich habe Theater gespielt, eine Biographie geschrieben und einen Film gedreht. Das reicht für einen Rentner.

Herr Gärtner, vielen Dank für das Gespräch.

Das ZDF zeigt «Matula» am heutigen Karfreitag um 21.15 Uhr.
14.04.2017 11:44 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/92470