Sülters Sendepause live from the country that just recently got the chance to become great again

Amerika, Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Nach zwei Wochen auf Achse quer durch die Vereinigten Staaten geht es heute um Menschen, Befinden und die Medienszene im Trumpland. Live aus Las Vegas, baby!

Kolumnen zu schreiben ist an sich schon eine angenehme Aufgabe. Sie im siebzehnten Stockwerk eines Hotels in Las Vegas mit Blick über das atemberaubende Nachtleben dieser pulsierenden und verrückten Metropole zu schreiben, darf man jedoch als besonderes Vergnügen bezeichnen.

Die Erfahrung an sich


Vorweg: Ja, in den USA gehen die Uhren ein wenig anders. Die Menschen sind anders, alles ist größer und unberechenbarer. Als deutsches Landei zieht man da schon das eine oder andere Mal irritiert eine Augenbraue hoch, wenn im Minutentakt die Polizeiwagen vorbeirauschen und Obdachlose die Straßen bevölkern ("Everything helps. Food. Weed. Alcohol."). Dennoch sind die USA auch ganz klar das Land der Freiheit - und das im ganz wörtlichen Sinne. Den vielen Menschen steht schlicht ungeahnter Platz zur Verfügung, der sich in nicht enden wollenden Naturflächen zeigt. Berge, Täler, Palmen, Wälder, Strände so weit das Auge reicht. Es ist ein spannendes Land, das man in nur wenigen Wochen gar nicht richtig begreifen kann.

Fakt ist: Dieses Land hat viel Platz, viele Menschen und viele Probleme.

Der Ansatzpunkt


Dies zeigt sich auch schnell in den vielfältigen Gesprächen mit den Einheimischen. Ob in San Francisco, Los Angeles, kleinen Dörfern an der Pazifikküste oder in Las Vegas - die Menschen sprechen gerne und viel über ihr Befinden, Politik, die Welt und die Probleme des Alltags. Angela Merkel ist dabei oft Thema - und das selten im positiven Sinne. Es scheint, als wären die Menschen hier ähnlich verwundert über die deutsche Kanzlerin, wie wir hier über ihren neuen Präsidenten. Dieser ist dann jedoch erstaunlicherweise nur selten wirklich ein Thema. Ob die Medien den Ex-TV-Star (der neben Ronald Reagan als einziger Präsident einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood besitzt und dessen Trump-Tower in Las Vegas wie ein steifes Mahnmal das Stadtbild prägt) zum Sieg gepusht hätten, wollte ich wissen. Doch Fehlanzeige: Die Medien hätten gar nichts mit seiner Präsidentschaft zu tun. Sie wären auch nicht auf dessen PR hereingefallen. Die Menschen waren einfach nur auf der Suche nach einem Wechsel - nicht mehr und nicht weniger. Das Empfinden der Leute ist klar: Jeder hätte gegen Clinton gewonnen. Mit oder ohne Medien.

Die Rolle der Medien


Diese zeigen sich dieser Tage erstaunlich zurückhaltend, fast schon unaufgeregt. Aus der Ferne möchte man den Journalisten dieses an so vielen Stellen abgedrehten Landes gerne Gigantismus und Holzhammer-Rhethorik unterstellen. Doch weit gefehlt: Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit wird die noch kurze Ära Trump skizziert und beleuchtet. Hier zeigt sich, dass die Aufregung jenseits des großen Teichs die deutlich größere ist.

Einzig im Bereich der Unterhaltungsmedien präsentiert sich das US-TV dieser Tage auf spannende Art und Weise zerklüftet und in einer Einbahnstraße zur vollkommenen Spezialisierung. Die großen Player sind in einem Pool vieler potenter mittelgroßer Player versunken und haben ihre einstige Bedeutung verspielt. Die vielen Privat- und Pay-TV-Angebote in TV und Streaming haben ein Dauer-Festmahl erschaffen, dass die Bedürfnisse der Menschen im Vorbeigehen befriedigt. Linear war einmal, hier lebt das Land tatsächlich den unterstellten Gigantismus. Mehr geht immer.

Conclusio


Steckbrief

Björn Sülter ist bei Quotenmeter seit 2015 zuständig für Rezensionen, Interviews & Schwerpunkte. Zudem lieferte er die Kolumne Sülters Sendepause und schrieb für Die Experten und Der Sportcheck.
Der Autor, Journalist, Podcaster, Moderator und Hörbuchsprecher ist Fachmann in Sachen Star Trek und schreibt seit 25 Jahren über das langlebige Franchise. Für sein Buch Es lebe Star Trek gewann er 2019 den Deutschen Phantastik Preis.
Er ist Headwriter & Experte bei SYFY sowie freier Mitarbeiter bei Serienjunkies, der GEEK! und dem FedCon Insider und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und des Corona Magazine.
Seine Homepage erreicht ihr hier, seine Veröffentlichungen als Autor auf seiner Autorenseite.
In der Politik haben die Menschen in den USA für einen Umbruch mit der Brechstange gesorgt und schauen nun mehr oder weniger entspannt zu, wie sich ihr anarchisches Werk entwickelt. Begleitet wird dies von einer überraschend zurückhaltenden Medienszene, die sich derwei lieber auf die Ausweitung der üppigen Unterhaltungsabgebote konzentriert.

In eigener Sache


Mitten im Urlaub erreichte mich die erschütternde Nachricht vom Tode meines Kollegen Christian Junklewitz, der in der Redaktion von Serienjunkies.de nicht nur meine Leidenschaft für Medien und Serien, sondern besonders auch die für Star Trek teilte. Mit nur 38 Jahren wurde dieser beliebte, belesene und geschätzte Mensch von einer schweren, kurzen Krankheit aus dem Leben gerissen. Mein Mitgefühl gilt allen, die Christian kannten und schätzten, seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen. Mit ihm geht ein Medienjournalist, der immer viel zu sagen hatte, und dessen Meinung in Zukunft fehlen wird. Es liegt an uns, ihn durch seine geschriebenen Worte in Erinnerung zu behalten. Live long and prosper, Christian. Wo immer du jetzt auch bist.

Der Sülter hat für heute Sendepause, ihr aber bitte nicht – Wie sind eure Erfahrungen mit den USA, der dortigen Medienszene und den Menschen? Denkt darüber nach und sprecht mit anderen drüber. Gerne auch in den Kommentaren zu dieser Kolumne. Ich freue mich drauf.

«Sülters Sendepause» kehrt in vierzehn Tagen zurück.

Die Kolumne «Sülters Sendepause» erscheint in der Regel alle 14 Tage Samstags bei Quotenmeter.de und behandelt einen bunten Themenmix aus TV, Film & Medienlandschaft.

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06.05.2017 10:40 Uhr  •  Björn Sülter Kurz-URL: qmde.de/92550