Es ist eines der ältesten Hollywood-Studios. Und derzeit nicht in Form: Paramount Pictures steckt in der Krise.
Im Kinobereich drängeln sich Berichte über Rekorde. Über
die zur Blockbustermaschine mutierte Walt Disney Company oder
Universal Pictures' Rekordreigen vor zwei Jahren. Und finanzielle Totalausrutscher sind auch von Nachrichtenwert. Aber Pechsträhnen, die ohne Vollaussetzer auskommen, gehen schnell unter. Dabei sind sie nicht weniger von Interesse.
Ein Studio, das eine weitestgehend unter dem Radar fliegende Unglückssträhne hat, ist Paramount Pictures. Obwohl bereits ein Drittel des Jahres vorbei ist und Paramount bislang vier Produktionen in die Kinos entließ, zählt das Haus mit der Bergspitze als Logo nur Einnahmen von 656 Millionen Dollar. Ja: Wohl alle, die diese Zeilen lesen, werden sich denken: "Das Geld hätte ich gern auf dem Konto!" Aber in Hollywoodzahlen sind das nur viel zitierte Peanuts – erst recht, wenn man bedenkt, dass «xXx – Die Rückkehr des Xander Cage» für mehr als die Hälfte dieses Ergebnisses verantwortlich ist. Oder dass Warner Bros. mit ebenfalls nur vier veröffentlichten Filmen 897,2 Millionen Dollar auf dem Konto hat. Universal brachte es mit sechs Filmen (darunter «Fast & Furious 8» und «Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe») auf 2,26 Milliarden Dollar, Disney mit nur einem einzigen fiktionalen Film (und einer Naturdoku) auf rund die Hälfte des Universal-Einspiels.
"Na gut, dann hat Paramount vielleicht nur einen schlechten Start erwischt", will die wohlgesonnene Seele da einwerfen. Die wohlgesonnene, nicht ausreichend informierte Seele. 2017 ist nur die Fortsetzung des Flopjahres 2016. Denn 2016 war Paramounts größter Hit «Star Trek Beyond». Ein gelungener Sci-Fi-Actioner, aber einer, der eine unverdient schwache Anziehungskraft auf potentielle Kinogänger hatte. In Deutschland landete er auf Rang 24 der Jahrescharts (Paramounts zweitmeistgesehener Film, «Jack Reacher – Kein Weg zurück» musste sich gar mit Platz 62 zufriedengeben). Weltweit kam der Film auf Rang 26 («Arrival» holte als Paramounts Zweitplatzierter immerhin Gesamtrang 42).
Im Studiogesamtvergleich lief 2016 für Paramount entsprechend ernüchternd. 15 Filme kamen auf den Markt, 1,64 Milliarden Dollar wurden eingesackt. Im Hause Disney haben derweil allein vier Filme die Eine-Milliarde-Dollar-Marke geknackt, unterm Strich warteten über 7,25 Milliarden Dollar. Universal Pictures zählte indes 3,61 Milliarden Dollar, Deadpools Heimat Fox generierte 4,05 Milliarden Dollar, Warner Bros. 3,52 Milliarden Dollar und sogar Pechvogel Sony konnte mehr zusammenkratzen als Paramount und holte 2,26 Milliarden Dollar – wobei etwas mehr als eine halbe Milliarde Dollar durch einen chinesischen Megahit generiert wurde.
Und ziehen wir es nicht weiter in die Länge: Auch 2015 guckte Paramount (trotz des Kassenschlagers «Mission: Impossible – Rogue Nation») in die Röhre. Rund zwei Milliarden Dollar ließen das Studio hinter Sony, Universal, Disney und Fox zurückstecken, nur Warner Bros. erwischte es damals noch schwächer.
Und da man in Wirtschaftsbereichen, in denen mit dreistelligen Millionenbeträgen hantiert wird als sei es Kleingeld, ein kurzes Gedächtnis pflegt, musste nach den zwei Krisenjahren 2015 und 2016 der CEO von Paramount Pictures gehen: Brad Grey mag in den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit diverse Hits generiert haben, trotzdem wurde er vergangenen Monat seines Postens enthoben.
Sein Nachfolger Jim Gianapoulous trat den Posten erst Anfang April an – und in der kurzen Zeit kamen nur wenige Entscheidungen des neuen Bosses ans Licht. So wurde bekannt, dass Paramount nur wenige Wochen vor dem geplanten Drehstart sein Interesse am Drama «Triple Frontier» von «All is Lost»-Regisseur J.C. Chandor aufgegeben hat. Und jüngst machte Zachary Quinto Schlagzeilen,
indem er die Sorgen um die Zukunft der «Star Trek»-Filmreihe bestärkte. Der größte Hoffnungsschimmer, den Paramount hat, ist derzeit der sechste «Mission: Impossible»-Film, dem Kinojournalisten seit der Ankündigung, er würde Tom Cruises bislang aufregendsten Stunt beinhalten, richtig heiß entgegenfiebern. Und wer weiß – es muss ja nur ein riesiger Hit werden. Ein Home-Run hat schon so manches Spiel komplett gewendet …