Zum drastischen «Paarduell»-Sturz: Alles nur Gewöhnungssache?

Das Quiz hat in seiner Auftaktwoche bei weitem nicht an die Erfolge von «Gefragt - Gejagt» anknüpfen können. Ratefuchs Frank Plasberg erahnte den Schwund schon im Vorfeld. Ist wirklich alles im grünen Bereich? Wir blicken zurück auf die Quotenphänomene der vergangenen zwei Jahre, wann immer sich am ARD-Vorabend zwei Shows abwechselten.

Man kann nun wirklich nicht davon sprechen, dass die Rückkehr des «Paarduells» besonders große Euphorie hervorgerufen hatte. Selbst Moderator Jörg Pilawa und beständiger Rategast Frank Plasberg taten sich im Vorfeld der zweiten Staffel relativ schwer dabei, den USP ihres Produkts klar zu formulieren - Medienvertreter und Zuschauer brachten es dann vermehrt dahingehend auf den Punkt, dass sie überwiegend die Existenz eines ebensolchen negierten. Aus empirischer Sicht gewinnbringend war das Quotenmeter.de-Interview mit Plasberg aber dennoch, da er von "Umgewöhnungseffekten" beim Publikum sprach, die Probleme zu Staffelbeginn bereits andeutete, die sich anhand der bisherigen Werte eindeutig belegen lassen und sich zugleich überzeugt zeigte, dass im weiteren Verlauf der 44 Folgen umfassenden Ausstrahlung "wie beim letzten Mal der Marktanteil stetig wachsen" werde (siehe Infobox).

Kommen wir zunächst einmal zu den harten Zahlen, die für die ersten fünf Folgen seit der Reaktivierung des Formats eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 1,99 Millionen ausweisen, wobei es mit Werten zwischen 1,87 und 2,13 Millionen bislang noch keine allzu drastischen Schwankungen gab. Hinsichtlich des Marktanteils liefen vier der ersten fünf Ausgaben mit 11,4 bis 12,1 Prozent zumindest ordentlich, einzig die Dienstagsfolge fiel mit nur 10,1 Prozent deutlicher ab. Im Vergleich zum Senderschnitt sowie zur ARD-Performance am Vorabend in den vergangenen Jahren sind das ordentliche Zahlen, auch beim jungen Publikum standen alles in allem solide 6,7 Prozent bei 0,33 Millionen im Schnitt zu Buche. Mit 7,4 und 7,5 Prozent lag man zweimal klar oberhalb der Norm, am Dienstag rutschte die Sendung mit 5,7 Prozent hingegen temporär in den roten Bereich.


Bommes ging auf Topniveau - «Paarduell» einst keineswegs


Erste etwas deutlichere Kratzer tun sich allerdings auf, wenn man sich einmal vor Augen führt, dass «Gefragt - Gejagt» Mitte April mit durchschnittlich 2,64 Millionen Interessenten verabschiedet hatte, die durchschnittlichen Marktanteile der Show hatten während ihrer letzten fünf Einsätze im Schnitt bei 14,6 und 8,8 Prozent gelegen - wobei kein einziges Mal weniger als 2,41 Millionen Menschen zugeschaut hatten. Allerdings hatten auch Alexander Bommes und seine Jäger zunächst kleinere Startschwierigkeiten, als sie Anfang Dezember mit ihrer dritten Staffel wieder auf Zuschauerjagd gingen: Mit 11,7 und 5,9 Prozent lagen die Marktanteile auf ähnlichem Niveau wie ganz aktuell wieder beim «Paarduell».

«Paarduell»-Entwicklung Staffel 1

  • W. 1: 2,33 Mio. (11,2% / 5,2%)
  • W. 2: 2,28 Mio. (11,3% / 5,1%)
  • W. 3: 2,20 Mio. (11,3% / 4,7%)
  • W. 4: 2,13 Mio. (11,5% / 4,8%)
  • W. 5: 2,28 Mio. (12,1% / 5,2%)
Durchschnittliche Werte der insgesamt 24 um 18 Uhr ausgestrahlten Folgen der ersten Staffel pro Sendewoche. Zwei Episoden um 18:50 Uhr wurden hier nicht berücksichtigt - hätten die Marktanteile aber eher gedrückt als gepusht.
Ohne größere Rechenspielchen zu widersprechen ist Plasberg allerdings hinsichtlich seiner Behauptung, dass seine Sendung beim letzten Mal "stetig steigende Marktanteile" zu verzeichnen gehabt hätte. Das galt nämlich für kein Vorabend-Quiz im Ersten weniger als für das «Paarduell», dessen Werte innerhalb der ersten Staffel weitgehend stagnierten und sich lediglich in der fünften Woche zumindest beim Gesamtpublikum minimal nach oben bewegten (siehe Infobox). Da hatten die drei anderen großen Quizshows auf diesem Slot zuletzt ungleich deutlichere Aufwärtstrends zu verzeichnen gehabt, bekamen aber eben auch ungleich mehr Zeit, um sich "ihr" Publikum zu erschließen und auszubauen. Insofern macht es aus Sicht des Senders auch Sinn, dem Format diesmal mehr als zwei Monate Zeit zu lassen, schließlich kam zuletzt auch «Gefragt - Gejagt» erst in seinem zweiten Sendemonat so richtig in Schwung. Ob es aber zu einer neuerlichen Rekordejagd im Mai und Juni kommen wird, steht noch in den Sternen - und bis dato ist das «Paarduell» den Beweis komplett schuldig geblieben, eine solche antreten zu können.

Welches 18-Uhr-Quiz würdest du am ehesten einstellen?
«Quizduell»
5,4%
«Gefragt - Gejagt»
18,0%
«Wer weiß denn sowas?»
13,3%
«Paarduell»
55,5%
Keine, die haben alle ihre Berechtigung.
7,9%


Verluste bei der Stabübergabe: Normal, aber meist wenig dramatisch


Im Grundsatz kann man Plasberg ebenfalls darin beipflichten, dass es nach Formatswechseln um 18 Uhr in aller Regel zu einer kleinen Quotendelle kommt. Seit Mai 2015 tauschte Das Erste insgesamt neun Mal seine Sendungen durch, stets gab es leichte Einbußen im direkten Anschluss zu verzeichnen. Wirklich dramatisch fielen diese jedoch bis dahin nur in zwei Fällen aus: Als Anfang Oktober das «Quizduell» Kai Pflaumes «Wer weiß denn sowas?» ablöste und mit den ersten Folgen nach der Wachablösung 0,62 Millionen Zuschauer bzw. 4,7 Prozentpunkte verlor - und eben diesmal mit 0,65 Millionen Interessenten bzw. 3,2 Prozentpunkten Verlust. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden diesmal sogar erstmals mehr als zwei Prozentpunkte verloren, zuvor waren es nie mehr als 1,3 Prozentpunkte (übrigens im Februar vergangenen Jahres, als sich die Jäger und Paare erstmals die Klinke in die Hand gegeben hatten.

Im Schnitt gingen im Zuge der ersten acht Formatswechsel kurzfristig 0,21 Millionen Zuschauer verloren - wobei schon hier stets die Pilawa-Quizshows mit Einbußen zwischen 0,22 und 0,62 Millionen den Schnitt nach oben pushten, während bei den Formaten mit Pflaume und Bommes im Mittel lediglich 0,10 Millionen das Weite suchten. Die Marktanteile rutschten kurzfristig um 1,5 (ab 3) und 0,6 (14-49) Prozentpunkte ab, was sich schnell als verschmerzbar herausstellte, sobald sich die Shows eingespielt hatten und klar an Zuspruch gewannen. Mit seinem Schwund um 0,65 Millionen Fernsehenden bzw. 3,2 und 2,1 Prozentpunkten sollten Pilawa, Plasberg und Anne Gesthuysen jedoch relativ fix darum bemühen, möglichst viele neue Zuschauer hinzu zu gewinnen. Vor allem für den Moderator geht es dabei um viel, schließlich waren es seine Duell-Formate, die bereits 2016 nicht mehr ganz an die Topwerte heranreichten, die von den Kollegen Bommes und Pflaume erzielt worden waren.
29.04.2017 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/92782