Da hat der neue Chef der BBC-Drama-Abteilung ordentlich zugelangt: Gleich elf neue Produktionen sollen das BBC-Programm in naher und fernerer Zukunft bereichern.
Piers Wenger, seit 10 Monaten Chef der BBC-Drama-Abteilung, hauchte dieser frischen Wind ein und enthüllte jüngst seine Pläne und Bestellungen für die kommenden Quartale: Mehr als 47 Stunden neuer Dramen wurden bestellt. Diese sollen, laut Wenger, alle einen britischen Kern besitzen. Wenger präsentiert seine Vision für BBC Drama als die Antithese zum konventionellen, logischen Kalkül anderer Sender. So möchte er, frei nach dem Prinzip „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, instinktivere Entscheidungen und größere Risiken treffen. Er erhofft sich dadurch, mehr in die rastlose Neugier des britischen Kreativsektors zu investieren und somit interessanteres Fernsehen zu präsentieren. Wenger kennt sich dank seiner Beteiligung an
« Dr. Who» bestens in der britischen Fernsehlandschaft aus und vertritt die Meinung, dass die inländischen Produktionen von ihrer stark britischen Prägung profitieren. Bestellt wurden die folgenden elf Formate:
«Little Women»
Die Adaption des von Louisa May Alcott verfassten, gleichnamigen Romans dreht sich um das Erwachsenwerden vier junger Frauen. Diese werden von ihrer Mutter großgezogen, da der Vater sich im Krieg befindet. Die Serie dreht sich um Geschlechterverhältnisse im Jahre 1868, die erste Liebe, den ersten Verlust, die Streitigkeiten der Geschwister untereinander und endet schließlich mit ihren Eheschließungen. Playground produziert den Dreiteiler «Little Women», der in Zusammenarbeit mit Masterpiece und PBS realisiert wird.
«Duty/Shame» (Alternativtitel «Giri/Haji»)
Die achtteilige Serie, die auf Deutsch so viel wie «Pflicht/Schande» bedeutet, wird in Zusammenarbeit mit Netflix produziert. In England wird sie von BBC ausgestrahlt werden, im Rest der Welt dann auf Netflix ihre Premiere feiern. Die Serie handelt von Kenzo, einem Detektiv mittleren Alters aus Tokyo, und seinem lange Zeit totgegoltenen Bruder. Dieser ist das Gegenteil Kenzos und ist neuesten Berichten zufolge ein Mitglied der Yakuza in London; mit verhängnisvollen Folgen. Die Londoner Polizei fahndet nach ihm im Zusammenhang mit dem Mord eines japanischen Geschäftsmannes. Nun liegt es an Kenzo, seine Ehre, das Wohlergehen seiner Familie sowie den brüchigen Frieden zwischen den Gangs in Tokyo zu wahren und seinen Bruder aufzuspüren.
Joe Barton, bekannt als Schreiber für «Humans», übernimmt das Drehbuch. Jane Featherstone, die sowohl bei «Humans» als auch bei der britischen Hit-Serie «Broadchurch» als Executive Producer zuständig war, übernimmt auch hier Projektleitung. Ihre Firma Sister Pictures übernimmt die Produktion.
«Informer»
Im sechsteiligen «Informer» geht es um einen jungen Londoner, der zur zweiten Generation pakistanischer Einwanderer gehört. Dieser wird nun von einem Anti-Terror-Agenten dazu gezwungen als Informant zu arbeiten. Die Serie dreht sich um die Frage nach der eigenen Identität und die Auswirkungen eines Identitätswechsels auf das soziale Umfeld.
Rory Haines und Sohrab Noshirvani, zwei noch relative unbekannte Namen, schreiben das Drehbuch der Serie. Neal Street Productions produziert «Informer» für die BBC.
«Krieg der Welten»
Dieser Dreiteiler basiert auf dem berühmten Buch von H.G. Wells. Produziert wird die Eventserie von Mammoth Screen. Peter Harness, bekannt als Autor für «Dr. Who», übernimmt hier das Drehbuch. Der Drehbeginn ist für 2018 angesetzt.
«Black Narcissus»
«Black Narcissus» basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage von Rumer Godden. In diesem Dreiteiler dreht sich alles um Nonnen, die in einem abgelegenen Dorf im Himalaya ein Krankenhaus sowie eine Schule einrichten sollen. Dabei entfesselt sich ein Drama rund um die eigene sexuelle Unterdrückung der Kirchenmitglieder und der verbotenen Liebe zueinander. Amanda Coe adaptiert die Romanvorlage für das TV-Format. DNA Films produziert in Zusammenarbeit mit Tom Winchester.
«Come Home»
«Come Home» handelt von Ehefrau und Mutter Marie, die ihren Mann und ihre drei gemeinsamen Kinder verlässt. In der Serie geht es um die Auswirkungen, die ihr verlassen auf die Familie hat, aber auch um die Frage, ob eine eventuelle Rückkehr möglich ist. Dem Team um Autor Danny Brocklehust geht es nach eigenen Angaben vor allem darum, das Familienleben akkurat wiederzugeben.
«Summer of Rockets»
Ähnlich wie in «Informer» geht es auch hier um die Rolle eines Ausländers als Spitzel für die inländischen Geheimdienste. Samuel, ein in Russland geborener Jude, ist Erfinder und Akustiker, der Hörgeräte herstellt. Doch 1957, zur Zeit des ersten Wasserstoffbomben-Tests des Vereinigten Königreiches, fällt er in das Visier des britischen Geheimdienstes. Er soll die neuen Freunde seiner Familie, Kathleen und Richard Shaw, ausspionieren, da diese Parlamentsabgeordnete sind. Little Island Productions produziert das von Stephen Poliakoff geschriebene, semi-autobiografische Drehbuch.
«Overshadowed»
Die Geschichte von «Overshadowed» thematisiert ein junges Mädchen, das der personifizierten Magersucht begegnet. Nachdem sich das Mädchen damit anfreundet, gerät ihr Leben zunehmend außer Kontrolle. Eva O’Connor, die das Bühnenstück schuf, das hier als Vorlage diente, wird beim Drehbuch von Veteranin Hildegard Ryan, sowie zwei bisher unbekannten Neulingen unterstützt.
«A Suitable Boy»
«A Suitable Boy» spielt im Jahre 1951, zur Zeit als Indien gerade die Unabhängigkeit vom Britischen Imperium erlangte. Die Serie folgt einer jungen Frau auf ihrer Suche nach Liebe und der eigenen Identität, während in ihrer Heimat große Umbrüche deutlich werden. Die Buchvorlage von Vikram Seth wurde hierbei von Drehbuchautor Andrew Davies adaptiert, der durch die TV-Mini-Serie «House of Cards» bekannt ist. Produziert wird von Lookout Point, gedreht wird in Indien.
«A Very English Scandal»
«A Very English Scandal» basiert auf dem Sachbuch "A Very English Scandal: Sex, Lies And A Murder Plot At The Heart Of The Establishment" und der wahren Geschichte des Jeremy Thorpes. Dieser ist in einen Skandal rund um seine heimliche Homosexualität verwickelt. Als nicht nur dieser, sondern auch die Maßnahmen, die Thorpe zur Vertuschung des Skandals betrieben hat, aufgedeckt werden, endet dies den Leiter der Liberalen Partei dramatisch. Die Romanvorlage stammt von Russel T. Davies. Produziert wird die Serie von Blueprint Pictures.
«The Wilsons»
«The Wilsons» spielt im Jahr 1963. Serienproduzentin Ruth Wilsons übernimmt gleichzeitig die Hauptrolle der Alison Wilsons. Deren Welt kollabiert kurz nach dem Tod ihres Mannes Alec. Denn nun stellt sich heraus, dass dieser als britischer Spion arbeitete. Des Weiteren wird Sie mit der zweiten Frau ihres Ehemannes konfrontiert. Daraus resultiert eine Suche nach der Wahrheit und Alison beginnt, das Leben ihres verstorbenen Mannes aufzudecken. Anna Symon schreibt das Drehbuch. Produziert wird der Dreiteiler mit vertikaler chronologischer Erzählstruktur von Snowed-In Productions.