Trinkt aus, Piraten, Yo-Ho: Ein Rückblick auf die bisherige «Pirates of the Caribbean»-Saga

Bevor Ende Mai Disneys Abenteuerreihe «Pirates of the Caribbean» fortgeführt wird, wagen wir uns an eine Zusammenfassung der Story, der finanziellen Ausbeute Käpt'n Jack Sparrows sowie einiger wenig bekannter Fakten rund um die Piratenspektakel.

Käpt'n Jack Sparrows erstes Leinwandabenteuer


Filmfacts «Fluch der Karibik»

  • Regie: Gore Verbinski
  • Produktion: Jerry Bruckheimer
  • Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
  • Story: Ted Elliott, Terry Rossio, Stuart Beattie, Jay Wolpert
  • Basierend auf: Walt Disneys «Pirates of the Caribbean»
  • Darsteller: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Orlando Bloom, Keira Knightley, Jack Davenport, Jonathan Pryce, Kevin McNally
  • Musik: Klaus Badelt (nach Themen von Hans Zimmer)
  • Kamera: Dariusz Wolski
  • Schnitt: Craig Wood, Stephen Rivkin, Arthur Schmidt
  • Laufzeit: 142 Minuten
  • Originaltitel: «Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl»
  • Veröffentlichungsjahr: 2003
Das passiert: Der draufgängerische, unkonventionelle Pirat Jack Sparrow (Johnny Depp) will sich an seinem meuternden Ersten Maat Barbossa (Geoffrey Rush) rächen, an den er einst sein geliebtes Schiff verlor: Die erstaunlich schnelle Black Pearl. Auch Waffenschmied Will Turner (Orlando Bloom) hat guten Grund, sich dem berüchtigten Barbossa zu stellen, denn der und seine Mannen haben kürzlich Port Royal überfallen und sind mitsamt der Gouverneurstochter Elizabeth Swann (Keira Knightley) davongesegelt. Während die Royal Navy nur behäbig vorwärtskommt, tut sich der in Elizabeth unsterblich verliebte Turner mit Käpt'n Jack Sparrow zusammen. So stürzt er in ein turbulentes Abenteuer, denn die derzeitige Crew der Black Pearl steht unter einem fürchterlichen Fluch, den sie um jeden Preis aufzuheben gedenkt – selbst wenn Elizabeth dafür bluten muss …

Wirtschaftliche Eckdaten: Das Piratenabenteuer kostete 140 Millionen Dollar – eine Summe, die den Walt-Disney-Konzern damals nervös machte. Zwei Mal versuchte man, frühzeitig den Stecker zu ziehen und das Projekt aufzugeben, doch Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski stemmten sich dagegen. Disney darf sich glücklich schätzen, auf sie gehört zu haben: Weltweit nahm die Adaption des Fahrgeschäfts «Pirates of the Caribbean» 654,3 Millionen Dollar ein, darunter 305,4 Millionen Dollar in Nordamerika.

Abschneiden bei den Academy Awards: Kein Gewinn, fünf Nominierungen: Bester Hauptdarsteller (Johnny Depp), Bestes Make-up (Ve Neill, Martin Samuel), Bester Ton (Christopher Boyes, David Parker, David E. Campbell, Lee Orloff), Bester Tonschnitt (Christopher Boyes, George Watters II), Beste Effekte (John Knoll, Hal T. Hickel, Charles Gibson, Terry D. Frazee)

Interessante Patzer: Dreharbeiten auf offener See in der sonnigen Karibik sind nicht der Urlaubsspaß, nach dem sie vielleicht klingen mögen. Unter anderem musste den Darstellern streng verboten werden, sich in ihrer wenigen Freizeit zu sonnen, um die Kontinuität innerhalb des Films zu wahren – schließlich werden die Szenen nicht chronologisch gedreht. Johnny Depp glaubte, während des Drehs dieses Verbot brechen zu können, was darin resultierte, dass seine Sonnenbräune inkonsistent ist – vor allem zeigt sich dies in der Szene, in der Jack Sparrow und Barbossa unter Deck der Black Pearl verhandeln.

Darüber hinaus umfasst der Film diverse kleinere historische Ungenauigkeiten – eine schriftliche Erwähnung von King George I. suggeriert, dass «Fluch der Karibik» zwischen 1714 und 1727 spielt, doch es sind Granny-Smith-Äpfel zu sehen (die erst über hundert Jahre später allgegenwärtig wurden) und das damalige New Providence wird bereits als Nassau tituliert. Außerdem schreit einer der verfluchten Piraten, als er mit warmen Kohlen überschüttet wird, obwohl der Fluch laut Barbossa sowohl Freud als auch Pein dämmt – wobei es jedem frei steht, zu glauben, dass der schusselige Ragetti (Mackenzie Crook) einfach nur in Erwartung des Schmerzes schreit, und zu lange braucht, um sich zu erinnern, dass er nichts fürchten muss. Das würde auch den Blick seines strengen Kumpels Pintel (Lee Arenberg) erklären.

Ungewöhnliche Gründe, den Film nochmal zu sehen: Regisseur Gore Verbinski sollte sich während der Dreharbeiten der ersten drei «Pirates of the Caribbean»-Filme bei seinen Crewkollegen den Ruf verdienen, minutiös zu arbeiten und ein lebendiges, sehr detailreiches Bild zu bevorzugen. Wie die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio anmerken, greift Verbinski dabei atypisch oft darauf zurück, Ziegen in das Geschehen zu packen. Wer sich «Fluch der Karibik» mit aufmerksamem Blick anschaut, wird deswegen mehrfach Ziegen im Hintergrund entdecken – teils auch an Orten, wo man sie nicht zwingend erwarten würde.

Ebenso ist es spannend, auf Nebensätze sowie auf Lücken in der Handlung und Mythologie zu achten, die spätere Filme ergänzen sollten: Jack Sparrow erklärt sein Talent im schnellen Entkleiden von Frauen mit einem Aufenthalt in Singapur (was zwei Filme später wieder aufgegriffen wird, wenn Sao Fengs Dienerinnen bei der Erwähnung Jacks kichern). In «Fluch der Karibik» bleibt indes unklar, was genau Jacks Kompass kann (erst im Sequel wird seine Macht zu einem expliziten Handlungsaspekt). Es wird zudem über Meerjungfrauen gescherzt und wie die nächsten Filme zeigen, hatte Jack Sparrow tatsächlich wie gemutmaßt eine folgenschwere Begegnung mit der East India Trading Company – nur um einige Momente zu nennen, die spätere Filme aufgreifen ...

Davy Jones und die Truhe des Todes


Filmfacts «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2»

  • Regie: Gore Verbinski
  • Produktion: Jerry Bruckheimer
  • Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
  • Basierend auf: Figuren von Ted Elliott, Terry Rossio, Stuart Beattie, Jay Wolpert; Walt Disneys «Pirates of the Caribbean»
  • Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Stellan Skarsgård, Bill Nighy, Jack Davenport, Naomie Harris, Kevin McNally, Tom Hollander
  • Musik: Hans Zimmer
  • Kamera: Dariusz Wolski
  • Schnitt: Craig Wood, Stephen Rivkin
  • Laufzeit: 150 Minuten
  • Originaltitel: «Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest»
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Das passiert: Die Hochzeit von Elizabeth Swann und Will Turner steht kurz bevor. Doch sie fällt jäh ins Wasser: Der großkotzige Lord Cutler Beckett (Tom Hollander) von der East India Trading Company lässt das Beinahe-Ehepaar verhaften, weil es Monate zuvor dem gesuchten Piraten Jack Sparrow zur Flucht verhalf. Beckett bietet Will einen Begnadigungsdeal an, kurz darauf erzwingt Elizabeth ebenfalls ein Abkommen mit dem ruchlosen Kapitalisten: Freiheit im Austausch für Jack Sparrows magischen Kompass, der jedem zeigt, wo er das findet, was er am meisten ersehnt.

Dem verwirrten Jack ist dieses wundersame Artefakt derzeit überhaupt keine Hilfe, weiß er doch nicht, was er will. Oder wie er es erlangen soll. Dass der übernatürliche Unhold Davy Jones (Bill Nighy), der ein alles verschlingendes Krakenmonster befehligt, wegen eines früheren Versprechens nach Jacks Seele trachtet, bringt den Überlebenskünstler noch weiter in Bedrängnis. Und dann ist da noch der gefallene Navy-Commodore Norrington (Jack Davenport), der einen kurzen Moment der Nachsicht gegenüber Jack bitter zu bezahlen hatte, was er ihn nun teuer bezahlen lassen möchte …

Wirtschaftliche Eckdaten: Erneut bekam Disney Bammel aufgrund des Budgets: Wenige Tage vor Drehbeginn von «Pirates of the Caribbean – Die Truhe des Todes» (wie ihn vorläufige Kinoplakate auch in Deutschland betitelten) rief die Studioleitung eine Krisensitzung ein, um zu erörtern, ob das Budget gedrückt werden kann. Anderweitig überlege man, das Projekt zu kippen. Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski gelang es erneut, Disney davon abzubringen, diesen Kurs einzuschlagen.

Mit einem Budget von 225 Millionen Dollar bewaffnet wurde das Abenteuer zu einem der teuersten Filme seiner Zeit – und durchbrach 2006 zahllose Rekorde. Unter anderem wartete das bis dahin höchste US-Startergebnis und der Rekord für den Film, der in kürzester Zeit die Eine-Milliarde-Dollar-Marke durchbrechen sollte. Insgesamt 423,3 Millionen Dollar in Nordamerika ließen den Film zu Disneys größtem Erfolg in seinem Heimatmarkt werden. Und auch wenn all diese Bestmarken seither überboten wurden: Mit Einnahmen von insgesamt 1,066 Milliarden Dollar ist dieses Monumentalabenteuer noch immer einer der größten Hits in der Disney-Konzerngeschichte.

Abschneiden bei den Academy Awards: Oscar in der Kategorie "Beste Effekte" (John Knoll, Hal T. Hickel, Charlie Gibson, Allen Hall). Vier weitere Nominierungen: Bestes Szenenbild (Rick Heinrichs, Cheryl Carasik), Bester Ton (Paul Massey, Christopher Boyes, Lee Orloff), Bester Tonschnitt (Christopher Boyes, George Watters II)

Interessante Patzer: Kein Patzer im klassischen Sinne, aber dennoch ein nicht zu verachtender Schönheitsfehler: Die dramatische Musik, die im Finale läuft, während sich Käpt'n Jack Sparrow ganz allein dem Kraken stelllt, ist nahezu identisch mit dem Track "'Do you think I'm a Saxon'' aus der Jerry-Bruckheimer-Produktion «King Arthur». In beiden Filmen diente Hans Zimmer als Komponist, der das «King Arthur»-Stück hier nur etwas komplexer arrangiert.

Ungewöhnliche Gründe, den Film nochmal zu sehen: Die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio nahmen sich vor, den zweiten Teil der «Pirates of the Caribbean»-Reihe durch ein hohes Maß an Symbolik und Vorausdeutungen zu bereichern, um so die ungelenke Erzählweise vieler zweiter Kapitel in Filmsagen zu vermeiden. So ist das Abenteuer mit Hinweisen auf das für Jack Sparrow ungut ausgehende Finale übersät, außerdem sollten die zahlreichen Kostümwechsel von Elizabeth ihre charakterliche Entwicklung symbolisieren (und sie als aktivste Figur der Handlung markieren).

Darüber hinaus wurden bewusst Erklärungen im Dialogbuch ausgelassen – frei nach Billy Wilders Filmregel: "Das Publikum kann 2 plus 2 selber zusammenzählen." Stattdessen sollte die Bildsprache einige offene Fragen klären – all jene, die dem Kritikerkonsens zustimmen, «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2» sei zu kompliziert, müssen also vielleicht nur erneut reinschauen und nach den vermeintlich nicht gegebenen Antworten suchen.

Am Ende der Welt wartet die East India Trading Company


Filmfacts «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt»

  • Regie: Gore Verbinski
  • Produktion: Jerry Bruckheimer
  • Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
  • Basierend auf: Figuren von Ted Elliott, Terry Rossio, Stuart Beattie, Jay Wolpert; Walt Disneys «Pirates of the Caribbean»
  • Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Stellan Skarsgård, Bill Nighy, Chow Yun-Fat, Geoffrey Rush, Jack Davenport, Kevin R. McNally, Tom Hollander, Naomie Harris
  • Musik: Hans Zimmer
  • Kamera: Dariusz Wolski
  • Schnitt: Craig Wood, Stephen Rivkin
  • Laufzeit: 168 Minuten
  • Originaltitel: «Pirates of the Caribbean: At World's End»
  • Veröffentlichungsjahr: 2007
Das passiert: Der widerliche Lord Cutler Beckett hat es geschafft: Er kann seinen Hunger nach Macht ganz freigiebig stillen. Er verfügt nicht nur über administrative Macht, sondern hat zudem den teuflischen Davy Jones in seiner Gewalt und lässt ihn alle auslöschen, die dem Geschäft der East India Trading Company im Weg stehen. Auch vor Massenhängungen all jener, die den jegliches Wirtschaftsstreben behindernden Piraten nahestehen, schreckt er nicht zurück. Die ebenso freiheitsliebenden wie ungehobelten Schrecken der Meere scheinen sich ihrem Ende zu nähern – weshalb der von der mächtigen Hexe Tia Dalma (Naomie Harris) wieder zum Leben erweckte Barbossa einen Plan ausheckt: Er will den Rat der Piratenfürsten einberufen, um gemeinschaftlich gegen Beckett anzugehen.

Barbossa stellen sich dabei jedoch diverse Hindernisse in den Weg. So verkriecht sich Sao Feng (Chow Yun-Fat), der Herrscher über das Südchinesische Meer, in seinem Badewasser, während der gerissene Käpt'n Jack Sparrow, der Piratenfürst der Karibik, sein Dasein aufgrund Elizabeth Swanns Einmischung (und seiner Schulden beim tentakligen Unhold) im wunderlichen Reich von Davy Jones fristet. Und so gilt es für die Freiheitskämpfer unter den Piraten nicht nur, in einer ungestümen See aus Lügen, Intrigen, Hinterhalten und Selbstsucht, sich der Navy, der East India Trading Company und Verrätern aus den eigenen Reihen zu widersetzen, sondern auch, Jack Sparrow aus seiner misslichen Lage zu befreien und sich obendrein auf ein Vorgehen gegen Beckett zu einigen. Was dank Elizabeth Swanns wachsender Mitteilungsfreudigkeit und Will Turners Dilemma, zwischen seiner großen Liebe, der Sicherheit aller Piraten und seinem einst totgeglaubten Vater entscheiden zu müssen, gar abenteuerliche Auswüchse annimmt …

Wirtschaftliche Eckdaten: 300 Millionen Dollar. Dies war 2007 das höchste Budget, das bis dahin für einen einzelnen Film ganz offiziell gezahlt wurde, und je nachdem, welcher Quelle man Glauben schenken mag, ist «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» noch heute der teuerste Film der Kinogeschichte (mehr zur Debatte, ob dieser Rekord gilt, folgt weiter unten). Unter anderem trieb Gore Verbinskis handwerklicher Perfektionsdrang das Budget nach oben, genauso wie das Übermaß an Überstunden, die die Computereffektspezialisten schieben mussten, um das Projekt trotz der verflucht knapp gesteckten Postproduktionszeit auf zufriedenstellendem Niveau zu vollenden.

Ein rappelvoller US-Kinosommer und ein Terminplanungsverhalten, das Disney mittlerweile fremd ist resultierten in zwar hervorragende, doch klar unter dem Vorgänger liegende Einnahmen in Nordamerika in Höhe von 309,4 Millionen Dollar. Das beachtliche Ergebnis im Rest der Welt reichte nicht, um das Epos über die Milliarden-Grenze zu hieven. Stattdessen wartete eine Beute von insgesamt 963,4 Millionen Dollar auf die Piraten.

Abschneiden bei den Academy Awards: Kein Gewinn, zwei Nominierungen: Bestes Make-up (Ve Neill, Martin Samuel), Beste Effekte (John Knoll, Hal T. Hickel, Charlie Gibson, John Frazier)

Interessante Patzer: Erneut erlauben sich die Filmemacher ein paar historische Freiheiten: Lord Beckett nutzt Zuckerwürfel, die jedoch erst einige Jahrzehnte erfunden werden, und Jack Sparrows Kumpan Gibbs (Kevin McNally) hält einen Teddybären, obwohl Stoffbären erst im 20. Jahrhundert erfunden werden. Außerdem ist das im Film geschilderte Singapur deutlich lebendiger und größer als das reale zu dieser Zeit, aber das lässt sich als künstlerische Freiheit verbuchen, klar soweit?!

Ungewöhnliche Gründe, den Film nochmal zu sehen: Sowohl Verbinski als auch Rossio & Elliott nahmen sich vor, dieser ursprünglichen Piraten-Trilogie eine atypische narrative Struktur zu verleihen. Statt des klassischen Dreieckaufbaus aus anschwellendem und nachlassendem Geschehen schwebte ihnen eine Art Debatte zwischen den Filmen vor: «Fluch der Karibik» sollte die These darstellen, auf die Teil zwei als Antithese dient – woraufhin «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» als Synthese daherkommt. Dieser Ansatz bestimmte nicht nur die Figurenzeichnung und die vorkommende Themen, sondern auch den narrativen Antrieb: Für Verbinski ist «Fluch der Karibik» ein plotgetriebener Film, in dem den Figuren Dinge widerfahren. Teil zwei sieht er als figurengesteuert – die Figuren treten Entwicklungen los, «Am Ende der Welt» dachte der Regisseur als Verschmelzung an.

Musikalisch indes tritt das populäre Stück "He's a Pirate" in den Hintergrund, um einer komplexen Liebesmelodie zu weichen, die zudem in diversen Abwandlungen auch als irischer Jig und als Italo-Western-Gitarrenstück herhält. Hans Zimmers Erklärung: Das emotionale (vorläufige) Finale dieser Filmreihe sei eine lange Reise – und Liebesbeziehungen seien ebenfalls Reisen, so dass der musikalische Schwerpunkt eines Reisefilms ein Liebesthema sein müsste.

Fremde Gezeiten rufen, Meerjungrauen locken


Filmfacts «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten»

  • Regie: Rob Marshall
  • Produktion: Jerry Bruckheimer
  • Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
  • Basierend auf: Figuren von Ted Elliott, Terry Rossio, Stuart Beattie, Jay Wolpert; Tim Powers' «In fremderen Gezeiten»; Walt Disneys «Pirates of the Caribbean»
  • Darsteller: Johnny Depp, Penélope Cruz, Ian McShane, Kevin R. McNally, Sam Claflin, Astrid Bergès-Frisbey, Geoffrey Rush
  • Musik: Hans Zimmer
  • Kamera: Dariusz Wolski
  • Schnitt: David Brenner, Wyatt Smith
  • Laufzeit: 137 Minuten
  • Originaltitel: «Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides»
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Das passiert: Seebär Joshamee Gibbs, der Käpt'n Jack Sparrow bei vielen seiner Abenteuer treu unterstützt hat, soll in London aufgrund eines haarsträubenden Missverständnisses gehängt werden. Glücklicherweise ist der listige Pirat zur Stelle, um seinem Weggefährten aus der Patsche zu helfen. Dabei wird Käpt'n Jack allerdings selbst gefangen genommen und zu König George II. gebracht, der ihn damit beauftragt, zusammen mit dem zum Freibeuter gewordenen Ex-Piraten Barbossa den Jungbrunnen ausfindig zu machen. Denn das britische Königreich könne es nicht über sich ergehen lassen, dass die strenggläubigen Spanier, die kürzlich die Suche nach der Quelle der Jugend aufgenommen haben, zuerst an das magische Wasser gelangen. Jack weigert sich, wird allerdings vom finsteren Blackbeard (Ian McShane) und dessen Tochter Angelica (Penélope Cruz) entführt und gezwungen, ihnen zu helfen, sowohl die Briten als auch die Spanier zu übervorteilen. Ein Rennen entbrennt – und ganz nebenher müssen die Meuten an verräterischen Seefahrern zudem alles vorbereiten, um das heilige Ritual durchführen zu können, das nötig ist, damit der Jungbrunnen überhaupt seine Wirkung entfaltet. Daher ist beispielsweise das Bändigen einer Meerjungfrau (Astrid Bergès-Frisbey) unerlässlich …

Wirtschaftliche Eckdaten: Um das Budget von «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten» ranken sich Mythen: Laut eines Berichts von 'Forbes' kostete dieses Stück Seemannsgarn vor Abzug der Steuervergünstigungen 410,6 Millionen Dollar und wäre somit selbst unter Berücksichtigung der Inflation der teuerste Film aller Zeiten. Zurückhaltende Berichte sprechen derweil davon, dass Disneys ursprünglich erklärtes Ziel, den vierten Teil der Piratensaga günstiger als die zwei vorhergegangenen Kapitel zu halten, nur knapp verfehlt wurde: Die Rede ist von 250 Millionen Dollar.

Autor Terry Rossio wiederum spekuliert in einem Produktionsbericht, das Budget läge bei 285 Millionen Dollar (vor Steuerrückerstattungen). In den USA scheiterte die Produktion diesen Mühen zum Trotz als bislang einziger «Pirates of the Caribbean»-Part an der 300-Millionen-Dollar-Grenze (generiert wurden stattdessen nur 241,1 Millionen) , weltweit standen dennoch starke 1,05 Milliarden Dollar zu Buche.

Abschneiden bei den Academy Awards: Als bislang einziger Teil der «Pirates of the Caribbean»-Filmreihe saß «Fremde Gezeiten» bei den Oscars komplett aus.

Interessante Patzer: Obwohl König George II. als Herrscher über England gezeigt wird und der Film somit spätestens 1760 spielen müsste, segelt Barbossas Schiff unter einer erst 1801 eingeführten Flagge. Eine der königlichen Wachen ist ihrer Zeit noch weiter voraus und nutzt eine Pfeife in einer erst 1883 eingeführten Bauart – und während sich Jack mit Angelica über den Mond in der von Meerjungfrauen heimgesuchten Bucht unterhält, gibt es einen kurzen Shot zu sehen, in dem sich Jacks Mund bewegt, jedoch kein Dialog zu hören ist. Ein kleiner Anschlussfehler, der daraus resultierte, dass diese Dialogpassage gekürzt wurde, um die Filmlaufzeit zu stutzen.

Ungewöhnliche Gründe, den Film nochmal zu sehen: Da sich während der Dreharbeiten nach und nach Penélope Cruz' Schwangerschaftsbauch bemerkbar machte, musste bei der Regieführung getrickst werden um dies zu kaschieren, später sprang Cruz' jüngere Schwester Mónica bei einigen Einstellungen ein. Nach diesen inszenatorischen Nähten Ausschau zu halten hat durchaus seinen Reiz – ebenso wie ein Double Feature von «Fremde Gezeiten» mit der Elvis-Komödie «Blaues Hawaii». Laut Geoffrey Rush stellt das Piratenabenteuer aufgrund manch sehr grober erzählerischer Parallelen unbeabsichtigt ein Remake dar – jeder darf selber entscheiden, wie ernst Rushs Kommentar zu nehmen ist.

Ab dem 25. Mai 2017 zeigt sich in den deutschen Kinos, wie die Saga weitergeht. Dann startet «Pirates of the Caribbean – Salazars Rache», sowohl in 2D als auch in 3D.
10.05.2017 13:41 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/93007