Die Experten: 22. Mai 2017

Warum gibt es MotorvisionTV nicht im Kabel? Was wurde aus Bettina Rust? Wie geht es bei «Tote Mädchen lügen nicht» weiter? Verschwindet die Champions League in der Versenkung? Wann gibt es wieder «X Factor»? Björn Sülter & Manuel Weis beantworten wieder diese und andere Fragen.

Toske: Was ist eigentlich aus Bettina Rust vom «0137 Night Talk» geworden? Gibt es Hoffnung, dass das Format nochmal zurückkehrt?

Björn Sülter: Da hebst du aber ein echtes Relikt aus der Premiere-Vergangenheit, liebe Toske. Bettina Rust moderierte den «Night Talk» von Mai 1993 bis Dezember 1994. Wenn man die heute 49jährige im TV sieht, hat sie sich in den vergangenen 23 Jahren eigentlich kaum verändert. Sie war auch nie weg aus der Szene, moderierte bei kabel eins, tm3, Sat.1 oder in den Dritten. Bei Tele5 ist sie mit «Playlist – Sound of my Life» zu sehen, im RBB mit «Stadt, Rad, Hund». Außerdem arbeitet sie weiterhin fürs Radio und moderiert bei Radio Eins das Format «Hörbar Rust». Bei Sky habe ich mal vorsichtig nachgefragt, eine Fortführung von «0137 Night Talk» ist derzeit aber kein Thema.

M. Truex: Habe eine Frage zum Sender MotorvisionTV. Nach dem Wegfall der Sky-Exklusivität gibt`s den Sender ja bei Telekom und bei Streaming-Diensten. Nur im Kabel hört man gar nichts mehr zum Thema. Warum ist MotorvisionTV dort so zurückhaltend. Der Kabelbereich muss doch einer der größten Übertragswege sein!

Björn Sülter: Verhandlungen mit Kabelanbietern laufen. Bis so etwas aber in trockene Tücher kommt, ist viel Vertragswerk zu machen und Juristerei. Das dauert einfach seine Zeit und ist auch für manche Kabelanbieter vielleicht (noch) nicht in den Top10 auf deren Agenda. Also: Mühlen mahlen hier langsamer als anderswo, gerade wenn man längerfristig zusammenarbeiten möchte. Dem Vernehmen nach wird sich aber noch etwas tun im Jahr 2017. Übrigens: Ab Juni laufen acht ausgewählte Rennen der NASCAR über MotorvisionTV im Free-TV bei Sport1 (Quotenmeter hat berichtet; die Termine findet man hier www.motorvision.tv/nascar).

Vicky: Gibt es schon Details zur Story der zweiten «13 Reasons Why»-Staffel?

Björn Sülter: Die Serie, die hierzulande als «Tote Mädchen lügen nicht» bekannt ist, wurde ja von Netflix für eine zweite Staffel verlängert. Einige Details gibt es in der Tat schon. Trotz ihres Todes wird Hannah Baker zentraler Punkt und sogar wieder zu sehen sein. Die Storyline um Jessicas Vergewaltigung wird weiterverfolgt. Jeff wird ebenfalls zurückkehren und Tyler scheint etwas sehr Finsteres zu planen. Es bleibt also sehr spannend.

Hans: Gibt es noch die Serie «Vera - Ein ganz spezieller Fall»? Oder gibt es diese nicht mehr?

Björn Sülter: Die britische Serie «Vera» gibt es seit 2011bei ITV, seit 2014 auch in Deutschland bei ZDFneo. In England ist im März/April 2017 die siebte Staffel mit wunderbaren Einschaltquoten gelaufen, eine achte Staffel wurde direkt bestellt. In Deutschland liefen die ersten fünf Staffeln zwischen März 2014 und März 2016. Diese sind auch allesamt auf DVD erhältlich. Mit der sechsten Staffel soll es in diesem Jahr definitiv noch im deutschen TV weitergehen, die siebte Staffel folgt der aktuellen Planung nach entweder Ende 2017 oder Anfang 2018. Auf DVD kann man mit der sechsten Staffel auch frühstens zum Herbst/Winter rechnen.

Daniel: Warum hat RTL die Show «Wer Wird Millionär?» noch nie live ausgestrahlt?

Björn Sülter: Es gibt sicher noch diverse andere gute Gründe, aber RTL nennt explizit diesen: «Wer wird Millionär?» wird nicht live gesendet, damit der Telefonjoker nicht schummeln kann.

Ramona: Gibt es Pläne, «Rachs Restaurantschule» zurückzubringen?

Björn Sülter: Aktuell ist das Format bei RTL kein Thema. Es war allerdings auch damals in den ersten beiden Staffeln kein großer Hit bei den Zuschauern. Rach selbst hatte vor Kurzem ja erst große Probleme mit seinem «Restauranttester» an frühere Erfolge anzuknüpfen, daher würde ich mit der «Restaurantschule» eher nicht mehr rechnen.

Mirko: Nachdem die Champions League in Großbritannien und wahrscheinlich auch Deutschland komplett ins PayTV abwandert und in Frankreich zum SRF wechselt (ein IPTV-Anbieter mit 0,1% Reichweite in unserem Nachbarland) würde mich interessieren, ob da die Gefahr besteht, dass dieser ehemals hoch angesehene Vereinspokal an Ansehen und Prestige verlieren könnte und er nicht mehr in der europäischen Wahrnehmung stattfinden wird? Gibt es da in ihrer Redaktion Sportexperten? Wie sehen sie das?

Manuel Weis: In Frankreich gab es in den Tagen nach Bekanntwerden der Vergabe an den IPTV-Sender mit bis dato 0,1 Prozent Marktanteil in der Tat reichlich Kritik. Die bezog sich aber eher auf die Sorge mancher, die Bildsignale würden künftig nicht mehr alle Haushalte in Frankreich erreichen. Gerade ländlichere Regionen sahen sich vom schnellen Internet und somit bald auch von der Königsklasse abgeschnitten. Grundsätzlich ist die Champions League in vielen europäischen Nationen längst im Pay-TV verschwunden. In Frankreich teilen sich aktuell noch die Bezahl-Angebote BeInSports und Canal+ die Rechte, in England ist BT Sports am Zug, in Spanien läuft eine Vielzahl an Spielen bei BeIn – nur ab dem Halbfinale steigen freiempfangbare Sender ein. Der Attraktivität der Champions League hat das dort nicht geschadet. Der Fußball besitzt da wohl wirklich ein Alleinstellungsmerkmal.

Eigentlich streben viele Sportarten nach einer Verbreitung im Free-TV. Die DEL schrie vor fünf, sechs Jahren noch laut danach und auch die BBL will derzeit wieder ihre Reichweiten im Free-TV maximieren. Hier muss man aber sehen, dass besagte kleinere Sportarten in überregionalen Print- oder Online-Medien kaum vorkommen. Das öffentliche Interesse ist also grundlegend eher niedrig – und steigt höchstens Event-bedingt, wie zuletzt bei der Eishockey-Heim-WM. Über die Champions League wird man am Spieltag, davor und danach aber überall informiert. Und selbst wer sich kein TV-Abo leisten kann oder will, der ist nicht komplett von der Bild-Versorgung abgeschnitten. Die Spiele werden in vielen Sportsbars laufen. Den Weg stoppen können, wird man ohnehin nicht. Das europäische Ausland hat die Richtung längst vorgegeben. Nur Pay-TV-Sender können und wollen sich die hohen Kosten für Rechte und Übertragung noch leisten. Und die Klubs und Ligen brauchen und wollen das viele Geld. Viel Geld = große Stars. Große Stars = hohe Attraktivität eines Wettbewerbs. Und eine solch hohe Attraktivität führt im nächsten Zug wieder zu viel Geld.

Florian: Früher lief auf VOX die Castingshow «X Factor», die mir sehr gut gefiel. Leider gab es nur drei Staffeln, ist denn eine Fortsetzung geplant? Wenn nicht bei VOX, welcher Sender/Sendegruppe könnte denn Interesse haben? Gerade solch eine Show könnte doch junge Zuschauer ins öffentlich-rechtliche Fernsehen locken. Ist denn bekannt, wer gerade Inhaber der Lizenz ist?

Björn Sülter: Castingsendungen haben es bekanntermaßen zunehmend schwer in Deutschland. Man schaue hier auch auf das schon lange schlingernde «DSDS». «X Factor» hatte schon damals zunehmend Probleme bei VOX, obwohl das Format inhaltlich sehr frisch war und auch viele Fans fand. So fiel die dritte Staffel 2012 gen Ende regelmäßig unter Senderschnitt. Auch deswegen entschied man damals, keine vierte Staffel in 2013 zu produzieren, deutete aber eine Chance für einen späteren Zeitpunkt an. Aktuell hält man sich jedoch immer noch sehr bedeckt, obwohl die Rechte weiterhin verfügbar wären. Aus der damaligen Produktionsfirma Grundy Light Entertainment wurde inzwischen zwar UFA Show, das wäre aber kein Hinderungsgrund. Dennoch: Die Chancen stehen inzwischen eher schlecht, auch eine Weiterführung bei den Öffentlich-Rechtlichen sehe ich nicht.

Das war es für diese Woche. Bitte senden Sie Ihre Fragen, Anmerkungen und Hinweise über das untere Formular ein.
22.05.2017 11:30 Uhr  •  Björn Sülter Kurz-URL: qmde.de/93198