Quotenmeter-Saison-Check: Als Gewinner ist man einsam

Nur eines der acht großen Vollprogramme legte in der zu Ende gehenden TV-Saison bei den 14- bis 49-Jährigen deutlich zu: VOX, das in der Spitze sogar Sat.1 gefährlich nahe kam.

Das TV-Jahr in einem Satz


Höhenflug nicht ohne Turbulenzen

Die nackten Fakten


Betrachtet man lediglich die Quoten der von der Werbeindustrie besonders geschätzten 14- bis 49-Jährigen, dann haben nur zwei der großen acht Vollprogramme in diesen Tagen Grund zur Freude. Da wäre zum einen das ZDF zu nennen, das sich nach allen bisher bekannten Daten von 5,8 Prozent in der Saison 15/16 auf nun leicht bessere 6,0 hat steigern können. Und da wäre VOX, das vor allem in den kälteren Monaten einen echten Höhenflug hinlegte. Im Oktober etwa landete der Kölner Kanal bei durchschnittlich 7,9 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen und nur dem etwas unsanfteren Saisonende (der April etwa wurde mit 7,0 Prozent abgeschlossen), ist es geschuldet, dass die Erfolgsbilanz nicht noch überschwänglicher ausfällt.

Im Saison-Schnitt kommt VOX also auf starke 7,4 Prozent – hat somit 0,7 Prozentpunkte gut gemacht. Ein erstaunlicher Sprung. Somit verschieben sich im TV-Markt ein bisschen auch die Grenzen. Eigentlich gehört VOX ja zur zweiten Generation, spielte lange auf Augenhöhe mit RTL II und kabel eins. Den beiden ist man mittlerweile aber total enteilt. kabel eins wird das TV-Jahr wohl mit einem Minus von drei Zehnteln bei 4,9 Prozent abschließen. Das Erreichen von rund fünf Prozent war vom Sender zuletzt als Ziel ausgegeben worden. RTL II verliert wohl drei Zehntel und kommt auf fünfeinhalb Prozent, was für die Verantwortlichen dort dem Vernehmen nach okay ist.

Die Schwanken bei den beiden hielten sich zudem in Grenzen. kabel eins bewegte sich in dieser Saison zwischen 5,2 (Oktober) und 4,6 Prozent (März), während RTL II zwischen 5,9 (ebenfalls im Oktober) und 5,2 Prozent (Januar) lag. Bei VOX also darf man inzwischen in andere Gefilde schauen. Der Sender mit der roten Kugel kommt Sat.1 immer näher.

Betrachtet man den stärksten VOX-Monat der jüngeren Vergangenheit und den schwächsten Sat.1-Wert der Saison, dann liegen die beiden in der Wahrnehmung her noch vollkommen unterschiedlichen Sender auf einem Level. VOX holte im Oktober 7,9 Prozent, Sat.1 kam im Januar nur auf 8,1 Prozent. Im Schnitt trennen beide noch rund eineinhalb Prozentpunkte, doch diese scheinen auf Sicht nicht mehr in Stein gemeißelt zu sein.

Es sind die Formate, die Quote bringen


Wer über den VOX-Erfolg 2016/2017 spricht, kommt natürlich an den großen Hits des Senders nicht vorbei. «Die Höhle der Löwen» etwa war maßgeblich für den Höhenflug im Oktober verantwortlich. Die damals gezeigte Staffel der Gründer-Show bescherte der Dienstags-Primetime bis zu 19,4 Prozent Marktanteil. Keine Sendung landete bei unter 15,8 Prozent, was somit immer noch das Doppelte des eigentlichen VOX-Schnitts ist.

Neue Rekorde gab es auch bei der deutschen Serie «Club der roten Bänder», die ebenfalls im Herbst lief. Hier belief sich der Spitzenwert auf 18,8 Prozent. VOX hat schnell eine dritte Staffel bestellt, die die Geschichten der Jugendlichen in diesem Herbst zu Ende bringen wird. Neue Rekorde schaffte auch die zweite Staffel von Endemols «Kitchen Impossible», das Anfang 2017 sonntags auf bis zu 13,8 Prozent kam. Weitere Highlights im VOX-Programm: Die werktägliche «Shopping Queen», deren Quoten in der Zielgruppe auf bis zu 14,5 Prozent stiegen und «Ewige Helden», das nach verhaltener erster Staffel mit leicht verändertem Konzept durchstartete und letztlich bis zu 9,3 Prozent generierte. Auch hier sind Fortsetzungen schon beschlossen.

Aber nicht alles funktionierte bei VOX: So wird man künftig den Slot um 14 und 19 Uhr genau im Auge haben. Um 14 Uhr beendete man jüngst «Schrankalarm», das sehr schwankend lief, um 19 Uhr spendierte man dem Langstrecken-Läufer «Das perfekte Dinner» ein neues Outfit. Trotz Spitzenwerten von bis zu 9,3 Prozent gab es eine Fülle an Sendungen, die das Quotensoll nicht erfüllten. Als größter Flop von VOX in dieser Saison wird aber wohl «The Story of My Life» eingehen, das teils nur auf zweieinhalb Prozent Marktanteil bei den Umworbenen kam. Und auch «One Night Song – Eine Nacht im Wirtz Haus» tat sich bei seiner Staffelpremiere Anfang April mit zweieinhalb Prozent bei den Umworbenen ziemlich schwer.

Gute Aussichten?


Diesem kleinen Makel zum Trotz: Es sind gute Aussichten für VOX. Neue Staffeln aller Hit-Formate sind abgemachte Sache, sodass man nicht unter dem Druck steht, neue Hits produzieren zu müssen. So sind es maximal Luxusprobleme, die die Chefs des Senders den Sommer über begleiten werden. Nur – und das ist eine alte Weisheit: Ausruhen sollte man sich auf bisherigen Erfolgen auf keinen Fall.
27.05.2017 09:55 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/93355