Die Zoo-Dokus am ARD-Nachmittag gehen, wie sie einst vor weit mehr als einem Jahrzehnt gekommen waren: Mit dem Urgestein «Elefant, Tiger & Co.». Und angesichts desolater Werte wird es diesmal wohl nicht nur ein Abschied auf Zeit werden.
Hochzeit und Niedergang der Tierpark-Dokus
- alles begann 2003 im MDR, erst im Oktober 2005 feierte «Elefant, Tiger & Co.» aus dem Leipziger Zoo als erstes Format seiner Zunft die Premiere im Hauptprogramm
- in den Jahren 2006 und 2007 wurden gleich acht Ableger aus anderen Zoos und Tierparks produziert
- in dieser Zeit wollte auch das ZDF von dem neuen Hype profitieren und schickte sieben eigene Sendungen an den Start - einzig «Tierisch Kölsch» (2006 bis 2010) hinterließ allerdings nachhaltigen Eindruck
- danach gab es mit dem kurzlebigen «Papageien, Palmen & Co.» (ARD) 2010 nur noch einen weiteren Neustart - nach nur einer Staffel war aber wieder Schluss
Die Euphorie um die Tierpark-Dokus ist schon seit einigen Jahren spürbar abgeebbt, im Nachmittagsprogramm des Ersten Deutschen Fernsehens laufen sie aber in der Tat noch heute - wenngleich zuletzt nur noch im Wechsel mit maritimen Doku-Formaten wie «Verrückt nach Meer». Mit der Installation eines zweiten täglichen Quiz-Sendeplatzes um 16:10 Uhr, der erstmals am kommenden Donnerstag in Angriff genommen wird, ist die TV-Existenz des bereits seit 14 Jahren im Programm verweilenden
«Elefant, Tiger & Co.» und seiner Ableger nun aber massiv bedroht. Denn das Publikum ist schon lange nicht mehr auf Seiten der Tierpark-Geschichten und strafte sie in jüngerer Vergangenheit immer konsequenter mit Missachtung.
Das offenbarte sich seit dem 20. April einmal mehr umso deutlicher, denn in der gesamten Ausstrahlungsperiode gelang es dem Urgestein unter den einst äußerst zahl- und erfolgreichen Zoodokus kein einziges Mal, einem zweistelligen Gesamt-Marktanteil auch nur nahe zu kommen. Im Bestfall wurden 8,9 Prozent erzielt, im Regelfall etwa acht Prozent und an schlechteren Tagen auch schon mal nur 7,0 Prozent - deutlich zu wenig für einen Sender, der mit seinen täglichen Serien «Rote Rosen» und «Sturm der Liebe» im Vorprogramm ebenso konsequent im grünen Bereich liegt wie im Anschluss dann auch wieder mit «Brisant» und dem «Paarduell» (bzw. zuvor noch weitaus konsequenter mit «Gefragt - Gejagt»).
Die Reichweiten lagen zuletzt bis auf zwei Ausnahmen konsequent unterhalb der Millionenmarke, was umso bitterer ist, weil eben das gesamte Umfeld eben jene Marke meist problemlos überschreitet. Und auch das jüngere Publikum sympathisierte zuletzt nur noch sehr bedingt mit den Tiergeschichten, wenngleich es neben zahlreicher Folgen, die gerade einmal fünf Prozent oder noch weniger erzielten, zumindest vier Episoden gab, die mit 6,0 bis 7,0 Prozent recht solide Werte einfuhren. Sicherlich viel zu wenig, um alleine damit das eigene Fortbestehen zu rechtfertigen, aber immerhin: Hier wurde zumindest noch punktuell mal der Senderschnitt erreicht.
Wie klar der Abwärtstrend in den vergangenen Jahren war, lässt sich umso deutlicher im direkten Vergleich mit der vorangegangenen «Elefant, Tiger & Co.»-Staffel aufzeigen, die 2015 in der ersten Jahreshälfte ausgestrahlt wurde: Damals sahen noch regelmäßig mehr als eine Million Menschen zu, die Marktanteile lagen überwiegend bei zehn bis elf Prozent - und schon damals war die Rede davon, dass sich die Zoogeschichten allmählich abnutzen würden. Was sich auch beim groben Überschlagen der Quoten-Langzeitentwicklung offenbart, denn 2013 wurden noch häufig zwölf Prozent Gesamt-Marktanteil und mehr erzielt, 2011 lag man im Regelfalls bei rund 13 Prozent und in der Blütezeit des Zoo-Hypes, also etwa 2007, standen noch um die 18 bis 20 Prozent bei oftmals mehr als zweieinhalb Millionen Zuschauern an der Tagesordnung.
Würden Sie ein Ende der Zoodokus bedauern?
Der langen Rede kurzer Sinn: Die Zoogeschichten haben sich im Laufe der vergangenen gut zehn Jahre massiv abgenutzt und sind mittlerweile schlichtweg nicht mehr zugkräftig genug, um einen Nachmittags-Sendeplatz im Hauptprogramm der ARD auf zumindest akzeptablem Niveau zu tragen. Sollten also die zunächst nur zehnteiligen Testläufe von «So war's!!» mit Michael Antwerpes und «Schätzen Sie mal!» mit Jochen Schropp auch nur der Zweistelligkeit nahe kommen, ist davon auszugehen, dass die Programmverantwortlichen in erster Linie in die Neustarts investieren und weniger in das ebenso etablierte wie festgefahrene bestehende Material. Zu nachhaltig haben die Tierdokus nämlich in den vergangenen Monaten, ja fast Jahren unter Beweis gestellt, dass sie zu schwach geworden sind für eine tägliche Ausstrahlung über längere zeitliche Intervalle hinweg.