Auch wenn «Orange is the New Black» bereits vor vier Jahren bei Netflix lief und bei ZDFneo zur späten Stunde gezeigt wurde, schlug sich die Serie im linearen Fernsehen ziemlich ordentlich.
Eigentlich finden Netflix-Eigenproduktionen niemals den Weg ins lineare Fernsehen. Der US-Streaminganbieter rühmt sich gerne mit der Exklusivität seiner Inhalte: Abo abschließen oder leer ausgehen – das ist die Devise. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: «House of Cards» läuft hierzulande zuerst exklusiv bei Sky, da Netflix zum Start der Serie noch nicht in Deutschland vertreten war und die Ausstrahlungsrechte an den Pay-TV-Sender verkaufte. Mit «Orange is the New Black» ging der VoD-Dienst einen anderen, überraschenden Weg. Vier Jahre nach der Erstausstrahlung bei Netflix konnte sich ZDFneo die Ausstrahlungsrechte an der gefeierten Frauenknast-Serie sichern.
Dass sich aus diesem Einkauf kein Quotenhit entwickeln würde, dürfte schon im Vorhinein klar gewesen sein, gleich drei Gründe sprachen dagegen. Erstens: Wer «Orange is the New Black» sehen wollte, dürfte diesen Punkt bereits in den vergangenen vier Jahren abgehakt haben – sei es auf Netflix oder illegal im Netz. Zweitens: Im Anschluss an die lineare Ausstrahlung stehen die Folgen auch beim öffentlich-rechtlichen Jugendangebot funk zur Verfügung, was den wöchentlichen Konsum zu einer bestimmten Uhrzeit noch unattraktiver macht. Drittens: Die Ausstrahlung um Mitternacht herum war definitiv kein Zuschauermagnet. Für ZDFneo ging es vielleicht auch eher um den Imagegewinn, den man sich von diesem Einkauf versprach – denn die Quoten waren nicht überragend, auch wenn «Orange is the New Black» immer wieder Achtungserfolge erzielte.
Am 20. April legte die Netflix-Serie mit 1,6 und 2,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen direkt einen ordentlichen Start hin – Senderschnitt-Niveau. Die Doppelfolge interessierte insgesamt 170.000 und 110.000 Zuschauer, wovon 90.000 und 80.000 zwischen 14 und 49 Jahre alt waren. Beim Gesamtpublikum waren die ersten beiden Folgen mit 1,2 und 1,3 Prozent nur mäßig beliebt. In der Folgewoche verbuchte «Orange is the New Black» dann recht ähnliche Werte: beim jungen Publikum standen 1,9 und 1,7 Prozent zu Buche, insgesamt kamen 1,4 und 1,0 Prozent zustande. 180.000 und 80.000 schalteten ein, wobei 100.000 und 60.000 der jungen Zielgruppe zuzuordnen waren.
Einen kleinen Dämpfer musste die Serie dann Anfang Mai hinnehmen, als bei den 14- bis 49-Jährigen plötzlich nur noch 0,5 und 1,1 Prozent Marktanteil auf dem Papier standen – doppeltes Staffeltief. Das Publikum schrumpfte auf jeweils 80.000 Zuschauer, 30.000 waren im jungen Alter. Beim Gesamtpublikum musste «Orange is the New Black» mit 0,7 Prozent den zweitschwächsten Wert der Staffel hinnehmen, kletterte aber eine Stunde später wieder auf 1,1 Prozent. In der Folgewoche erholte sich die Serie zwar leicht, kam aber nicht mehr an das Niveau des Staffelauftakts heran. 100.000 schalteten zu Beginn ein – danach gelang der Netflix-Produktion ein Novum: die Reichweite stieg zu späterer Stunde auf 140.000. Damit ging der Sprung von 0,8 auf 1,8 Prozent Marktanteil einher. Bei den 14- bis 49-Jährigen war die Bilanz sogar noch besser: die zweite Folge des Abends erzielte hervorragende 3,6 Prozent Marktanteil und verdoppelte damit beinahe den Senderschnitt – im Vergleich zur ersten Folge am 11. Mai legte «Orange is the New Black» sagenhafte 2,3 Prozentpunkte zu, die Reichweite stieg von 60.000 auf 110.000.
Dass die Serie in den Folgewochen an Zuschauern einbüßen würde, war angesichts der Sendezeit abzusehen. Die erste Folge am 18. Mai des Abends begann erst nach ein Uhr nachts – zu dieser Uhrzeit endete bis dahin die zweite Episode. Zu später Stunde sind jedoch auch mit geringeren Reichweiten (80.000 und 60.000) trotzdem ansehnliche Marktanteile zu holen: 1,8 und 1,7 Prozent standen beim Gesamtpublikum zu Buche, starke 2,3 und 1,9 waren es bei den Jüngeren (50.000 und 30.000). Auch in der anschließenden Woche waren Reichweiten von 50.000 und 60.000 Zuschauer keine Überraschung – aufgrund des Feiertags wurden die Episoden auf Freitagnacht verschoben, nach drei Uhr, um genau zu sein. Die späte Sendezeit führte jedoch zu schönen 1,8 und 2,5 Prozent Marktanteil bei allen und 2,4 sowie 2,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen (je 30.000 Zuschauer).
Zum Schluss durfte «Orange is the New Black» wieder auf den angestammten Sendeplatz zurückkehren, schwächelte allerdings mit mit 70.000 Zuschauern sowie 0,6 Prozent – der niedrigste Wert der Staffel beim Gesamtpublikum. In der werberelevanten Zielgruppe verbuchte die Netflix-Produktion aufgrund von 50.000 Zuschauern auch nur enttäuschende 1,2 Prozent.
In der Endabrechnung erreichte die erste Staffel «Orange is the New Black» bei ZDFneo im Schnitt 100.000 Zuschauer und verbuchte nur 1,4 Prozent Gesamtmarktanteil. Der Senderschnitt von derzeit drei Prozent lag somit meilenweit entfernt. Beim jungen Publikum war die Serie allerdings deutlich näher am ZDFneo-Durchschnitt dran: recht ordentliche 1,9 Prozent erzielte «Orange is the New Black» im Laufe der ersten Staffel aufgrund von 60.000 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Letztlich bestätigten sich also die Erwartungen: die Netflix-Serie war bei weitem kein Überflieger, schlug sich allerdings recht passabel und dürfte ein Imagegewinn für die ZDF-Digitalsparte sein. Bereits in dieser Woche ging die zweite Staffel an den Start – mit ordentlichen 1,9 Prozent in der jungen Zielgruppe.