«Siebenschläfer»: Lassen Sie den Fernseher aus!
Hiermit darf ich Sie herzlich zu meiner Kolumne Willkommen heißen. Mich nennt man Andreas, mein „Siebenschläfer“ wird künftig hier bei Quotenmeter.de erscheinen. An dieser Stelle werde ich den Inhalt des Fernsehens immer ein wenig anders betrachten, interessante Hypothesen aufstellen und das Programm auf die Schippe nehmen.
Zum Beginn befasse ich mich einmal mit dem Medium Fernsehen generell. Sie kennen das sicherlich auch: Sie hocken mal wieder das ganze Wochenende vor der Glotze, während sich ihre Freunde bei «Popstars» bewerben und suchen vergeblich ein Programm, das ihrer Attitüde entspricht. Nach zweistündigem Herumzappen stellen Sie dann entsetzt fest, dass die scheinbar gutgelaunte Nachrichtenmoderatorin gar nicht Birgit Schrowange, sondern Puppen-Dieters „Molly“ ist. Aus lauter Verzweiflung besuchen Sie dann Quotenmeter.de, um nach News zu anständigen Sendungen zu suchen. Und da stehen wir nun. Ich kann Ihnen allerdings nur eines empfehlen: Lassen Sie die Flimmerkiste aus!
Sie verpassen nicht viel; von den Absetzungen lesen Sie schließlich bei uns und der Inhalt vieler Programme entspricht ohnehin dem Niveau eines Säuglings. Worauf also kann man sich noch freuen? Dass Rainer Calmund irgendwann mit einem Schwimmreifen für Kinder eine Bobbahn herunter rutscht? Dass Thomas Gottschalk irgendwann einmal eine Stadtwette gewinnt? Oder dass die Schadensersatzzahlungen von Stefan Raab ihn und seine Sendung ruinieren? Um so etwas zu sehen zu bekommen, muss man schon erst vorm Fernseher verwesen.
Da mach ich doch lieber meine eigene Sendung. Man kombiniere einfach alle erfolgreichen Formate – Realityshows, Gerichtsshows, Quizshows, Dailysoaps - und kreiere daraus ein neues Format. Dabei kommt dann Folgendes raus: Ein Rudel grenzdebiler K-Promis wird in den Wald gesperrt und muss sich dort vor der Affenkönigin Barbara Salesch in Acht nehmen. Diese leidet nämlich unter akuten Wutausbrüchen, seitdem sie von Felix verlassen wurde. Natürlich will keiner der M-Promis der Affenkönigin begegnen, weshalb sie so schnell wie möglich den Dschungel verlassen wollen. An jedem möglichen Ausgang steht Allzweckaffe Jörg Pilawa, der Fragen stellt. Die Türe öffnet sich nur bei einer richtigen Antwort. Das Ganze erhält dann den Titel «ANAL», um den Realtityaspekt nochmals hervorzuheben. Fertig ist ein solides Konzept.
Man kann natürlich auch bestehende Konzepte ändern, um ihnen wieder mehr Pfiff zu verleihen. Bei der Formel 1 zum Beispiel starten die Fahrer neben Schumacher dann bereits am Samstag, Angela Merkel wird der neue Moderator von «The Swan», Big Brother sendet künftig live aus einem Versuchslabor, «TV Total» aus einem Gefängnis und die «Tagesschau» aus einem Altenheim. Nichts ist zu blöd, um es durchzusetzen. MTV wird in Jamba-TV umbenannt und erhält einen neuen Posten als Zentralfernsehen für Adelige, RTL II zeigt in einer Reportagereihe auf, wie leicht auch Sonderschüler einen Job beim Fernsehen bekommen und Helmut Kohl moderiert die Diätshow „Abnehmen mit Speck - Garniert mit meinem Ehrenwort“.
So einfach und gleichzeitig dämlich kann Fernsehen sein. Doch war das immer so? War das Fernsehen vor dreißig Jahren wirklich um so viel besser als jetzt? Oder war es nur anders aufgebaut, anders angelehnt? Damals gab es drei Programme, die nur abends gesendet haben. Heute gibt es mehr als fünfzig Programme, die rund um die Uhr senden. Und da soll es tatsächlich fast nur Müll geben? Ziemlich klar ist, dass das Programm in den letzten Jahren stark an Qualität abgenommen hat. Während man sich früher um gutgemachte Sendungen bemüht hat, zählt heute nur noch das schnelle Geld: Möglichst wenig Kohle in die Formate reinstecken, aber möglichst viel Quoten herausholen. Und während man Formaten früher viel Zeit gegeben hat, wird heute eiskalt abgesetzt, wenn der Erfolg ausbleibt.
Für uns Zuschauer gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Verblödungswelle folgen oder einfach nach der roten, großen Taste oben rechts auf der Fernbedienung suchen. Denn es gibt wichtigere Dinge als fernzusehen. Oder nicht?
12.04.2005 19:10 Uhr
• Andreas Markhauser
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