Seit Mitte Juni 2017 ist die gelbe Familie am ProSieben-Nachmittag zu sehen. War das der richtige Weg?
Seit einigen Wochen müssen die Fans von Homer, Marge & Co. auf eine Episode der gelben Familie am Vorabend verzichten. Die Verantwortlichen des ProSieben-Programms haben aber zwei neue Sendeplätze am werktäglichen Nachmittag geschaffen. Dort werden aktuell Episoden aus den Staffeln sieben, acht und neun ausgestrahlt. Am Vorabend ist man aktuell mit der 16. Staffel deutlich weiter.
Am 12. Juni um 14.15 Uhr gingen «Die Simpsons» auf Sendung und holten sich 0,46 sowie 0,40 Millionen Zuschauer, in der Zielgruppe fuhr man tolle 13,8 sowie 12,3 Prozent Marktanteil ein. Die zweite Folge mit dem Titel „Ein Sommer für Lisa“ wurde zuletzt am 23. Februar 2017 wiederholt und kam am Vorabend nur auf 10,4 Prozent. Im Frühjahr 2016 wurden nur 8,6 Prozent Marktanteil ermittelt, 2015 musste man sich mit 10,3 Prozent zufrieden geben. Am 27. Juni 2014 waren die alten Geschichten noch beliebter, Lisas Sommerferien erreichten damals 13,2 Prozent in der Zielgruppe. Man könnte meinen, dass die älteren Folgen kaum noch große Reichweiten holen.
In den folgenden vier Tagen diesen Jahres wurden wechselnde Einschaltquoten gemessen. Die Reichweiten lagen zwischen 0,28 und 0,42 Millionen Zuseher, bei den Umworbenen wurden zwischen 7,6 und 12,5 Prozent Marktanteil verbucht. Die Episode mit 7,6 Prozent hieß „22 Kurzfilme über Springfield“ und verbuchte im Frühjahr 2016 9,3 Prozent in der Zielgruppe, ein Jahr zuvor wurden 13,7 Prozent Marktanteil gemessen. Aber am 25. Juni 2014 – als Nigeria gegen Argentinien (FIFA WM 2014) spielte – fuhr man nur 6,6 Prozent Marktanteil ein. Das Gegenbeispiel zeigt allerdings auch, dass es durchaus aktuell Misserfolge von Episoden gibt, die früher erfolgreicher liefen.
In der dritten Woche verzeichnete die bekannte Episode „Die Akte Springfield“ (Montag, 14.40 Uhr), in der die Hauptdarsteller aus «Akte X» zu Gast waren 14,4 Prozent in der Zielgruppe. Am Vorabend kam die Episode im Jahr 2016 auf 12,4 Prozent, im Mai 2015 wurden 11,2 Prozent Marktanteil gemessen. Im Jahr 2014 generierte das gelbe Abenteuer immerhin 12,9 Prozent Marktanteil.
In der ersten Woche bescherten die «Simpsons» ProSieben im Durchschnitt 10,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Eine Woche später verbesserte sich das Interesse auf 10,9 Prozent. Die dritte Woche war mit durchschnittlich 12,7 Prozent ein großer Erfolg – es ist also ein langsames Wachstum zu sehen.
Nun zum direkten Vergleich zwischen den Staffeln auf zwei unterschiedlichen Sendeplätzen: Zwischen dem 27. Februar und 17. März 2017 (ebenfalls drei Wochen, ohne Wochenenden) wurden ebenfalls Episoden aus der achten und neunten Staffel ausgestrahlt. Damals erreichte man 0,75 Millionen Fernsehzuschauer ab drei Jahren, wovon 0,58 Millionen zwischen 14 und 49 Jahre alt waren. In den aktuellen drei Wochen, die sich vom 12. bis 30. Juni 2017 erstreckten, sahen nur 0,40 Millionen Menschen zu, wovon 0,32 Millionen zu den Werberelevanten gehörten. Aktuell kamen die Episoden auf 11,4 Prozent in der Zielgruppe, im Winter wurden bei den Wiederholungen am Vorabend nur 9,8 Prozent Marktanteil gemessen.
Derzeit laufen „neuere“ Episoden um 18.10 Uhr: Am Vorabend waren im Vergleichszeitraum (12.06. – 30.06.) nur 15 Episoden zu sehen, die 0,44 Millionen junge Menschen anlockten und auf 10,1 Prozent in der Zielgruppe kamen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Vor Weihnachten setzte ProSieben um 18.10 und 18.40 Uhr mit den «Simpsons» auf die 24. und 25. Staffel, die in drei Wochen (erneut ohne Wochenenden) auf 0,86 Millionen Zuschauer kamen. 0,70 Millionen Menschen waren zwischen 14 und 49 Jahre alt, der Zielgruppen-Wert lag bei guten 11,8 Prozent. Ein weiteres Beispiel vom April zeigt (erneut drei Wochen, aber feiertagsbedingt vier Folgen weniger) dass die Staffeln 12 und 13 rund 10,7 Prozent in der Zielgruppe holten.
Demzufolge war die Strategie vollkommen richtig: Umso älter die «Simpsons»-Episoden sind, umso niedriger ist das Interesse zum Einschalten. Die Wiederholungen am Nachmittag holen deshalb so hohe Marktanteile, weil die Reichweiten gegenüber dem Vorabend niedriger sind. Aus diesem Grund wird ProSieben auch weiterhin quantitativ mehr neue Episoden als Klassiker am Vorabend ausstrahlen.