Das «Breaking Bad»-Spin-Off von AMC verstand es auch in Staffel drei, Kritiker inhaltlich zu überzeugen. Zuschauertechnisch zeigt der Trend aber deutlich nach unten.
«Better Call Saul» & Netflix
Vor der Produktion der Serie war Netflix einer der Hauptinteressenten an «Better Call Saul», letztlich ging der Zuschlag an AMC und Sony Pictures Television. Dafür sicherte sich Netflix im Dezember 2013 die Streaming-Rechte an «Better Call Saul». In Südamerika und Europa werden die neuen Episoden der AMC-Serie daher immer schon einen Tag nach der US-Ausstrahlung zum Abruf freigeschaltet. Fans in den USA müssen dagegen bis nach dem Ende der Staffel bei AMC warten, ehe Netflix die Serie in seinem US-Angebot bereitstellen darf.Als „beste Serie der Welt“ bezeichnen etliche Beobachter noch heute das zwischen 2008 und 2013 gesendete Crime-Drama «Breaking Bad». Dass das Format trotz hohem Zuspruch der Zuschauer bereits in der fünften Staffel endete, war die freie Entscheidung von Serienschöpfer Vince Gilligan, der das Format lieber beenden wollte, bevor es seinen Zenit überschritten hatte, anstatt bei sinkender Qualität der Serie mit weiteren zuschauerstarken Ausstrahlungen noch mehr Geld zu verdienen. Die Vermutung, Gilligan gingen die Ideen aus, verwies der Kreative jedoch mit «Better Call Saul» schnell ins Reich der Fabeln. Das am 8. Februar 2015 auf AMC gestartete «Breaking Bad»-Spin-Off befasste sich von dort an mit der Vorgeschichte des beliebten «Breaking Bad»-Charakters Jimmy McGill, der sich darin vom Trickbetrüger zum mit allen Wassern gewaschenen Anwalt Saul Goodman mausert.
«Better Call Saul»: Fulminant gestartet, dann stark nachgelassen
Der Hype um «Breaking Bad» war auch noch zum Zeitpunkt der Premiere von «Better Call Saul» so groß, dass das Seriendebüt der Sony Pictures-Produktion herausragende 6,88 Millionen Zuschauer erreichte. Als die Zuschauer jedoch feststellten, dass sie eine deutlich andere, wenngleich ähnlich hochwertige Geschichte wie in «Breaking Bad» erwartet, nahmen viele Zuschauer schnell Reißaus. So unterhielt die erste Staffel im Schnitt letztlich 3,21 Millionen Zuschauer, womit «Better Call Saul» allerdings im Drama-Sektor AMCs damals nur hinter «The Walking Dead» und seinem Spin-Off «Fear the Walking Dead» rangierte. Im 22 Uhr-Slot am Montagabend verlor der Kabelsender mit dem von Gilligan und Peter Gould erdachten Format auch in der zweiten Staffel weiter Zuschauer, sodass noch mittlere 2,16 Millionen Interessenten dranblieben.
Die dritte, erneut zehn Episoden umfassende Staffel startete schließlich am 10. April 2017 bei AMC und setzte den Abwärtstrend der Drama-Serie weiter fort. 1,81 Millionen Zuschauer am 10. April 2017 bedeuteten die bis dahin niedrigste Reichweite für das etwas andere Anwalts-Drama. Ab 20 Uhr musste sich «Better Call Saul» dabei vor allem gegen VH1s «Love & Hip Hop: Atlanta» zur Wehr setzen, außerdem gegen «WWE»-Wrestling auf dem USA Network. Schon die zweite Ausgabe unterbot danach wiederum diesen bisherigen Tiefpunkt des AMC-Formats: 1,46 Millionen Zuschauer zählte «Better Call Saul» noch am 17. April.
«Better Call Saul»: Reichweitenverlauf
Staffel 1: 3,21 Mio.
Staffel 2: 2,16 Mio.
Staffel 3: 1,64 Mio.Zuschauer ab 2 / Live
Auf diesem Reichweitenniveau pendelte sich die Serie danach vorerst ein, wobei es jedoch leicht aufwärts ging: 1,52 Millionen Personen ab zwei Jahren schalteten am 24. April ein, 1,56 Millionen waren es im Rahmen der vierten Ausgabe aus Staffel drei am 1. Mai. Und auch die Folgen danach zeigten, dass «Better Call Saul» seinen Tiefpunkt vorerst überwunden hatte. Knapp 200.000 Zuschauer gewann die Drama-Serie am 8. Mai, als 1,76 Millionen Zuschauer sich am Montagabend ab 20 Uhr für AMC entschieden. Nur leicht niedrigere 1,72 Millionen Personen hielten «Better Call Saul» daraufhin auch am 15. Mai im Rahmen von Episode sechs die Treue.
Die Quoten sinken, das Prestige steigt
Die aktuellen AMC-Shows im Zuschauerranking
- «The Walking Dead» (Staffel 7): 11,35 Mio.
- «Fear the Walking Dead» (Staffel 3): 2,57 Mio.
- «Into the Badlands» (Staffel 2): 1,99 Mio.
- «Hell on Wheels» (Staffel 5): 1,70 Mio.
- «Better Call Saul» (Staffel 3): 1,64 Mio.
- «The Son» (Staffel 1): 1,39 Mio.
- «Preacher» (Staffel 2): 1,38 Mio.
Zuschauer ab 2 / Live
Zugegeben, diese Steigerungen bedeuteten noch immer deutlich niedrigere Ergebnisse als in Staffel eins, allerdings sprechen die innerhalb der Staffel gestiegenen Zahlen für die Qualität des Formats, von der Kritiker auch in Season drei überzeugt waren. Blickt man auf die überschwänglichen Rezensionen, die «Better Call Saul» in Staffel drei sogar inhaltlich vor «Breaking Bad» verorteten und im Format in jedem Fall die derzeit beste AMC-Serie sehen, wird schnell klar, warum AMC die Serie kurz nach dem Ende der dritten Staffel für eine vierte Runde verlängerte. «Better Call Saul» stellt bei Weitem keinen Zuschauermagneten dar wie «The Walking Dead», dafür avancierte die Serie spätestens in Staffel drei zum Prestigeformat für AMC, das für die Qualität des Senders steht.
Daran ändern auch die Verluste nichts, die «Better Call Saul» gegen Ende der dritten Staffel wieder zu verzeichnen hatte. Mit 1,65 Millionen Zuschauern am 22. Mai und ähnlich hohen 1,63 Millionen am 5. Juni zeichnete sich bereits der nächste Abwärtstrend für die Drama-Serie ab, deutliche Verluste erlitt «Better Call Saul» aber erst wieder am 12. Juni, als die Ausgabe „Fall“ mit 1,47 Millionen Zuschauern knapp an einem neuen Negativ-Wert vorbeischrammte. Das Staffelfinale lockte schließlich wieder deutlich mehr Zuschauer vor die Empfangsgeräte. Mit 1,85 Millionen Zuschauern erzielte man hierbei das beste Ergebnis der dritten Staffel.
Recht deutliche Verluste sind für «Better Call Saul» und AMC nicht von der Hand zu weisen. Durchschnittlich 1,64 Millionen Zuschauer bedeuten gegenüber der Vorstaffel Einbußen von etwa 24 Prozent. In der Zielgruppe zwischen 18 und 49 Jahren verlor «Better Call Saul» sogar knapp 34 Prozent seiner Zuschauer. Allerdings verdeutlichte spätestens Staffel drei des Formats, dass Vince Gilligan nach «Breaking Bad» den nächsten großen Kritikerhit für AMC geschaffen hat und damit ein Format, das vielleicht in den Medien und unter Serienfans nicht den Glanz der Saga um Walter White verbreitet, aber nach dem Ende seiner Serienvorlage und anderen AMC-Prestigeformaten wie beispielsweise «Mad Men» die qualitative Spitze des derzeitigen Programmportfolios darstellt. Eine Verlängerung war daher nur noch Formsache.