Unsere tägliche Ladung VIPs gib uns heute: Wie erfolgreich sind Promi-Magazine?

Man könnte es als Phänomen moderner Wohlstandsgesellschaften abtun, dass sich viele Menschen so sehr für Geschichten ihrer berühmten Artgenossen interessieren, dass sie auch bei noch so großer Irrelevanz für das eigene Leben täglich millionenfach Promi-Magazine im Fernsehen anschauen - von den vielen Zeitungen und Zeitschriften sowie Online-Portalen einmal abgesehen, die täglich wahlweise von den verschiedenen Gebärungsprozessen neuester South South Easts, zu presswurstig ausgefallenen Kleidern auf dem roten Teppich oder mit schwülstiger Musik unterlegten Trennungsdramen berichten. In Wahrheit aber begeisterte sich die Menschheit für diese Nichtigkeiten selbst in schlimmsten Krisen- und Mangelzeiten, wenngleich sie diese in gänzlich divergenten Ausmaßen und über ganz andere Verbreitungswege konsumierten.

Doch wie beliebt sind im Jahr 2017 eigentlich noch die klassischen täglichen Gossip-Formate am Vorabend noch? Wir haben uns die Werte von drei Sendungen angeschaut, die bereits seit Jahren im Aufgebot von großen Sendern stehen: «Prominent!» von VOX, das zugleich begeistert und enttäuscht, «Exclusiv» von RTL, das noch immer eine Größe darstellt und «Leute heute» im ZDF, das normalerweise die meisten Menschen anlockt - und trotzdem nicht uneingeschränkt erfolgreich läuft.

«Prominent!»: Täglicher Quotentod, wöchentliche Quotenoase

Ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig eine stimmige Programmierung für den Erfolg einer Sendung ist, stellt das Boulevardmagazin «Prominent!» dar. Da hätten wir nämlich einmal die allwöchentliche Ausstrahlung von Montag bis Freitag um 20 Uhr, die gelinde gesagt gar nicht mal so gut läuft - und das schon seit langer Zeit. In jüngster Vergangenheit häufen sich jedoch die Folgen, die hier gerade einmal noch rund fünf Prozent des werberelevanten Publikums erzielen und damit den VOX-Schnitt um mehr als zwei Prozentpunkte drücken - beispielsweise erst am Montag und Dienstag, wo jeweils gerade einmal 4,6 Prozent verzeichnet wurden. Wie groß die Probleme der Sendung inzwischen sind, offenbart sich aber vielleicht sogar etwas besser am Erfolg des 21. Julis, denn an diesem Freitag wurden überraschend starke 7,6 Prozent Marktanteil verzeichnet - ein Wert leicht oberhalb der Sendernorm, aber eben auch der Jahresbestwert 2017. Im Gegenzug verfehlten schon fast 40 Ausgaben seit Januar die Fünf-Prozenthürde.

Etwas weniger dramatisch sieht es beim Gesamtpublikum aus, wo man sich derzeit in der Regel bei gut vier Prozent und gut einer Million Zuschauer eingependelt hat. Knapp ein Prozentpunkt fehlt hier zum Normalniveau des Senders, was völlig in Ordnung wäre, würden nur ein paar mehr junge Menschen zuschauen. Weshalb man dennoch an der täglichen Ausstrahlung festhält? Wohl nicht zuletzt deshalb, weil «Das perfekte Dinner» im Vorfeld mit aktuell rund fünf Prozent Gesamt- sowie knapp sieben Prozent Zielgruppen-Marktanteil zwar besser, aber bei weitem nicht mehr so gut läuft, als dass eine viertelstündige Sendung im Anschluss, die auch noch gegen das Informationsflaggschiff «Tagesschau» ankommen muss, zwingend zu überragenden Werten verdammt wäre.

Und nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die Marke «Prominent!» ja durchaus funktioniert, wie sie mit ihren 45-Minütern am späten Sonntagabend fast immer eindrucksvoll zeigt: An drei der letzten sechs Sonntagabende erreichte die Sendung zweistellige Marktanteile in der umworbenen Zielgruppe, beim Gesamtpublikum sehen zu später Stunde gerne noch an die eine Million Menschen zu - die damit verbundenen Marktanteile von derzeit rund sieben Prozent sind über jeden ernsthaften Zweifel erhaben. Und wenn das Vorprogramm so richtig stark ausfällt, ist mitunter sogar noch deutlich mehr zu holen: Etwa im März, als regelmäßig um die zwölf Prozent der jungen Bevölkerungsgruppe angesprochen wurden, als man nach «Kitchen Impossible» auf Zuschauerjagd ging.

«Exclusiv»: RTLs solides Ross vor den Hauptnachrichten

Fast schon Tradition hat derweil die Ausstrahlung von «Exclusiv - Das Star-Magazin» montags bis freitags um 18:30 Uhr auf RTL. Und solch über Jahre hinweg gehegte und gepflegte Sehgewohnheiten sollte man insbesondere als wirtschaftlich denkender Privatsender nur dann opfern, wenn die Abnutzungserscheinungen allzu deutlich auf die Quoten niederschlagen. Das lässt sich im Falle dieser Sendung aber keineswegs erkennen: Aktuell schauen regelmäßig rund 1,7 Millionen Menschen zu, womit das Magazin meist beim Gesamtpublikum an der Schwelle der Zweistelligkeit steht. Für aktuelle RTL-Verhältnisse ist das schon gut. In der Zielgruppe pendelt man sich indes bei etwa 13 bis 14 Prozent ein, womit man angesichts von mittlerweile nur noch rund zwölf Prozent Senderschnitt ebenfalls zufrieden sein kann. Der große Quotenhit folgt dann aber meist doch direkt im Anschluss mit «RTL Aktuell».

Ohnehin lässt sich derzeit nicht wirklich davon sprechen, dass sich «Exclusiv» mit signifikanten Quotenverlusten rumzuschlagen hätte, wie auch die Daten in der Infobox zeigen: Anders als der Sender generell und ganz aktuell äußerst akut die Scripted Realitys am Nachmittag weiß man sich recht solide zu halten - mal läuft es dabei etwas besser, mal etwas weniger gut. Selbiges gilt auch für die «Weekend»-Ausgabe am Sonntag, die alles in allem ebenfalls solide bis ordentliche Resultate am Sonntag um 17:45 Uhr erzielt. Hier ist also alles so weit im Lot.

«Leute heute» erreicht eher Leute von gestern als von morgen

Und als öffentlich-rechtliches Flaggschiff des Promi-Getuschels fungiert «Leute heute», bekanntermaßen immer unter der Woche um 17:45 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen zu sehen. Mit fast immer klar und deutlich mehr als zwei Millionen Zuschauern ist sie einerseits das meistgesehene tägliche Format dieser Couleur und verzeichnete zuletzt meist zwischen 16 und 17 Prozent Gesamt-Marktanteil, andererseits hat sie aber auch erhebliche Probleme, beim jüngeren Publikum zu verfangen. Die dritte Juli-Woche war hier mit Werten zwischen 4,6 und 6,4 Prozent sogar noch eine der erfolgreichsten der vergangenen Monate, im Regelfall schwankt man eher zwischen dreieinhalb und fünf Prozent. Doch so hausgemacht die starken Werte beim Gesamtpublikum auch sind, so fügt sich das Format auch mit seinen schlechten Werten in der jüngeren Zuschauergruppe voll und ganz ins Gesamtbild des Nachmittags und Vorabends ein, das der Sender hinterlässt.

Und das bleibt vielleicht unterm Strich auch als größte Erkenntnis der Quotenanalyse hängen: die Sendungen sind mit ihren 15 Minuten Laufzeit anders als die «Tagesschau» nicht in der Lage, ein großes Publikum zu erreichen, das zuvor nicht einschaltet. Andererseits fungiert aber auch keines der drei Formate als großer Quotenkiller - «Prominent!» lässt die Werte tendenziell am Vorabend eher etwas sinken und dafür aber am Spätabend eher etwas ansteigen, «Exclusiv» befördert die Werte minimal. Unterm Strich aber scheint das Trio eher zur Manifestation des vorherigen Quotenniveaus geeignet zu sein.