Millionengehälter, Rekord-Ablösesummen und neue TV-Verträge – aber hält das alles?
Seit eineinhalb Jahren boomt der Fußball im chinesischen Fernsehen. Millionen von Menschen schalteten die Spiele der örtlichen Spitzenliga ein. Doch anscheinend ist nicht alles Gold, was in China glänzt. Denn 13 der 16 derzeit an der „Chinese Super League“ teilnehmenden Vereine stehen im Verdacht, die Spielergehälter nicht ordentlich zu bezahlen. Auch andere Ligen werden derzeit vom chinesischen Ligaverband CFA untersucht. Sollte die bemängelten Clubs nicht bis zum 15. August 2017 ihren Pflichten nachkommen, könnte ihnen der Lizenzentzug drohen. Dazu gehören unter anderem der Verein von Felix Magath, auch dem Spieler Anthony Modeste droht Platzverbot.
Der Spieler wurde für sechs Millionen Euro vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian ausgeliehen, im Anschluss muss der Verein 29 Millionen Euro an den Kölner Klub bezahlen. Für den 1. FC Köln ist das Geschäft ein voller Erfolg, obwohl dies kein internationaler Top-Spieler ist. Auch andere Spieler wurden mit hohen Beträgen gelockt, so soll Carlos Tevez rund 700.000 Euro pro Woche verdienen.
Diese Summen sind aber nicht die einzige Bedrohung für Chinas Fußball-Hype – denn der sportliche Wert des chinesischen Fußballs hält sich in Grenzen.Die Chinese Super League, die erst seit dem Jahr 2004 besteht, ist ein reines Industrieprodukt, was sich unter anderem in der Einseitigkeit an der Tabellenspitze äußert: Shandong Luneng wurde zwischen 2006 und 2010 drei Mal Meister, seit 2011 steht Guangzhou Evergrande an der Spitze – auch 2017 winkt der Titelgewinn. Selbst die Bundesliga erlebte trotz des Meisterschaftsregens für FC Bayern München abwechslungsreiche Zeiten. Im vergangenen Winter schaffte es fast RB Leipzig an die Spitze, Dortmund machte den Bayern immer wieder das Leben schwer.
Die Verantwortlichen beschäftigen sich in China lieber mit der internationalen Verbreitung als mit der Förderung von Talenten. So haben sich die Top-Mannschaften äußerlich sukzessiv an das westliche Bild angepasst, während die Chinesen noch nicht einmal im asiatischen Raum mithalten können. Die Mannschaften scheiden regelmäßig in den Vorrunden der Champions League aus, auch bei den Asia-Meisterschaften kommt man nicht weit. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien war die chinesische Mannschaft noch nicht einmal vertreten – man verlor bei der Qualifikation Spiele gegen den Stadt-Staat Singapur, Jordanien und den Irak.
So funktioniert die Chinese Super League
Die Saison ist ähnlich wie die Bundesliga aufgebaut. Die Mannschaften spielen jeweils zwei Mal gegeneinander, der Sieger qualifiziert sich für die Champions League. Die Plätze zwei und drei dürfen an der Champions League-Qualifikationsrunde teilnehmen, die zwei letzten auf der Tabelle müssen in die Relegation. Da hilft es auch nicht, dass große Vereine wie Guangzhou Evergrande statt auf chinesische Schriftzeichen bei ihrem Logo auf römische Schrift und an hiesige Vereinslogos angelehnte Symbole setzen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis das Publikum von der intensiven Vermarktung eines schwachen Produkts die Nase voll hat – erst recht, da ja auch europäische Ligen im chinesischen Fernsehen laufen und so eine qualitativ höherwertige Alternative bieten.
Die Zahlen geben der Liga allerdings (vorerst) recht: Die Sponsoren-Verträge stiegen innerhalb von 13 Jahren von 8 Millionen Euro (Siemens) auf 199 Millionen Yen (Ping An Insurance), die Stadien werden ebenfalls immer voller. Im ersten Jahr gingen „nur“ 1,4 Millionen Menschen in die Stadien, im vergangenen Jahr wurden 5,8 Millionen verkaufte Tickets ausgewiesen. Der chinesische – wenn auch staatliche – Sportsender CCTV-5 hat 1,26 Milliarden US-Dollar für die Rechte ausgegeben, damit wurde der vorherige Deal um das 20fache übertroffen.
Wer hierzulande in die Liga hinein schnuppern möchte, kann dies tun: Der Sender sportdigital bringt seit Anfang dieses Jahres die Spiele der „Chinese Super League“ in die Wohnzimmer.