Michael Kessler zeigt in seinem neuesten ZDFneo-Talk einmal mehr, mit welch einfachen Mitteln tolle Unterhaltung produziert werden kann. Nicht ganz unschuldig sind daran aber auch die beiden fantastischen Gäste der Auftaktfolge: Bastian Pastewka und Annette Frier.
Die Gäste der Sendung
- 10.8.: Bastian Pastewka & Annette Frier
- 17.8.: Bernhard Hoecker & Katharina Thalbach
- 24.8.: Guido Cantz & Tim Mälzer
- 31.8.: Carolin Kebekus & Hugo Egon Balder
- 07.9.: Bülent Ceylan & Curdula Stratmann
- 14.9.: Jorge Gonzalez & Anneke Kim Sarnau
Das Sommerloch ist im vollen Gange, doch nicht auf allen Kanälen bedeutet das automatisch, dass man als Zuschauer lediglich angestaubte Ware oder schlechte Unterhaltung geboten bekommen muss. Weit vorne ist etwa der ZDFneo-Slot am Donnerstagabend um 22:15 Uhr, den man schon in den vergangenen Wochen mit dem stets sehenswerten politischen Format «Volksvertreter» zu bestücken wusste und der auch im August ein heißer Tipp für alle Fernsehfreunde bleibt. In
«Sitzheizung gibt's nicht!» geht es zwar weitaus weniger politisch zu als bei Jo Schück oder auch im die Kernsaison bestückenden «Neo Magazin Royale» - ein Festmahl bleibt er dank toller Gäste und eines gewohnt starken Michael Kesslers allemal.
Das Konzept der Sendung: Kessler fungiert als Chauffeur und fährt Prominente durch die Gegend, speist und spricht mit ihnen über Gott und die Welt. Und im Prinzip ist damit die Idee schon mehr oder minder wiedergegeben, denn viel mehr passiert gar nicht. Klar, dass etwa mit Oldtimern und alten Käfern gefahren wird, ist ein kleiner Hingucker, trägt die Sendung alleine aber ganz gewiss auch nicht. Letztlich ist das alles nur ein dünner und auch gar nicht allzu übereifrig beworbener Rahmen für den einzigen echten Konsumanreiz des Neustarts: Wunderbaren Entertainern dabei zuzuschauen, wie sie in einem authentischen Setting miteinander kommunizieren, ohne dass sie dabei von ambitionierten kreativen Köpfen ausgebremst werden.
Und insbesondere für die Auftaktfolge hat das für die Produktion verantwortlich zeichnende Riverside Entertainment mit Bastian Pastewka und Annette Frier auch zwei Gäste auftreiben können, für die sich die Sendung schon alleine zu gucken lohnt. Und naja, vom Moderator abgesehen gibt es dann ja auch offen gesagt nicht allzu viele weitere Gründe zum Einschalten. Ohne jegliche Berührungsängste plaudern Pastewka und Frier mit Kessler los und dank der Schnittarbeit in der Postproduktion wirkt das gesendete Material nicht, als hätten sie sich zu irgendeinem Zeitpunkt nichts mehr zu sagen. Das soll weder heißen, dass bei der Sendung ein weiteres Schnitt-Martyrium auf den Zuschauer wartet noch dass fernab des gezeigten Materials allzu große Leerläufe anzunehmen seien. Dass aber noch weitaus mehr Gespräch stattgefunden haben dürfte als man zu sehen bekommt, legt nicht zuletzt der Umstand nahe, dass sich Kessler und Frier in einer Szene über (vermeintliche) Aussagen Pastewkas bei ihrem Treffen sprechen, die zuvor gar nicht zu sehen waren.
Was man sonst so zu sehen bekommt, ist halt mehr oder minder das Resultat eines Abfilmens von Medienprofis in ihrem natürlichen Habitat: Ein paar Anekdoten hier, ein paar Medienreferenzen und Erinnerungen an die gute alte Zeit dort, angereichert mit der einen oder anderen augenzwinkernden Lästerei über einander oder über langjährige Kollegen. Nichts Großes letztlich und wahrscheinlich auch nichts, mit dem sich der Gelegenheitszuschauer in Verzückung versetzen lässt - im Gegensatz zum Medien-Nerd, der um den Hintergrund der zahlreichen Anspielungen Bescheid weiß und der sich dafür überhaupt interessiert. Mitunter wirkt insbesondere das Gespräch zwischen Pastewka und Kessler fast wie eine kleine Mockumentary im Stile von «Lerchenberg» oder... nunja, «Pastewka», wobei die beiden ganz offensichtlich nicht einmal mühevoll geschriebene Drehbücher brauchen, um gewitztere Dialoge spontan auf die Beine zu stellen als zahlreiche verkrampft um jeden Flachwitz ringende schlechte Comedyserien.
Als es Kessler dann in der Burgerbude doch einmal etwas tiefgründiger angehen möchte und Pastewka die Frage danach stellt, was er geworden wäre, wenn es mit dem Komiker-Dasein nicht geklappt hätte, bremst dieser ihn gleich aus: "Ach, hör doch auf mit solchen 3sat-Fragen". Und deutet zumindest an, dass ihm diese latente Bedeutungsschwere bei «Kessler ist...» ein wenig auf den Zeiger geht. Für den Zuschauer aber bedauerlicher ist letztlich eher der Umstand, dass die beiden Gäste der ersten Folge zu keinem Zeitpunkt gemeinsam zu sehen sind. Sonst hätte aus diesem kleinen Goldklumpen problemlos noch ein etwas größerer werden können, hätte man das Trio gemeinsam durch die Straßen cruisen lassen.
Doch auch so ist «Sitzheizung gibt's nicht!» jedem Menschen problemlos zu empfehlen, der den Hauptverantwortlichen der ersten Folge etwas Positives abgewinnen kann - in allererster Linie natürlich Michael Kessler. Bei wem dies nicht der Fall ist, wer generell nicht viel mit reinen Talksendungen anfangen kann oder für wen die Aussicht auf ein Konvolut an Anspielungen auf die deutsche Film- und Fernsehszene eher ermüdend klingt, der sollte sich jedoch nach Alternativen umschauen. Anders als bei seinem zweiten ZDF-Projekt ist das Format an sich kein großer kreativer Wurf und kaum darum bestrebt, einen über ein launiges Geplauder über alles Mögliche hinausreichenden Tiefgang zu entwickeln. Dem Unterhaltungswert tut dies jedoch keinerlei Abbruch.
ZDFneo zeigt sechs Folgen von «Sitzheizung gibt's nicht!» immer donnerstags gegen 22:15 Uhr, bis Mitte September dann das «Neo Magazin Royale» aus der Sommerpause zurückkehrt.
Lesen Sie hier unser Topthema vom Montag, in dem Quotenmeter.de-Redakteur Sidney Schering unter anderem der Frage nachging, warum Michael Kessler ein solch "atypischer Interviewer" ist.