Mehmet Scholl ist nicht mehr Experte bei der ARD. Ist dies das Ende eines gegenseitigen Missverständnisses? Wie halten es andere Sender mit Einbindung ihrer Experten? Das und mehr im SportCheck?
Mehmet Scholls Abgang bei der ARD
Highlights der kommenden Woche
- Täglich: Tennis, Western & Southern Open in Cincinnati, Ohio (Sky Sport)
- Montag, 18 Uhr: Fußball, DFB-Pokal-Konferenz, u.a. mit BFC Dynamo - Schalke 04
- Montag, 20.35 Uhr: Fußball, DFB-Pokal, Hansa Rostock - Hertha BSC (ARD & Sky Sport)
- Dienstag, 20.30 Uhr: Fußball, Champions League Qualifikation, 1899 Hoffenheim - FC Liverpool (ZDF & Sky Sport)
- Mittwoch, 20.40 Uhr: Fußball, Champions League Qualifikation, Konferenz, u.a. mit SSC Neapel - OGC Nizza (Sky Sport)
- Freitag, 20.15 Uhr: Fußball, Bundesliga, FC Bayern München - Bayer 04 Leverkusen (ZDF & Eurosport 2 HD Xtra)
- Samstag, 15.15 Uhr: Fußball, Bundesliga-Konferenz, u.a. mit VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund (Sky Sport Bundesliga)
- Samstag, 17.30 Uhr: Fußball, Bundesliga, FC Schalke 04 - RB Leipzig (Sky Sport Bundesliga)
- Sonntag, 17.30 Uhr: Fußball, Bundesliga, Borussia M'gladbach - 1. FC Köln (Sky Sport Bundesliga)
Mehmet Scholl und die ARD einigen sich einvernehmlich auf eine vorzeitige Beendigung der Expertentätigkeit des Ex-Nationalspielers. Hintergrund war eine viel beachtete, öffentliche Eskalation über die Programmgestaltung im Rahmen des Confed Cups. Im Rahmen der Berichterstattung der Halbfinales sollte - so Scholl in seiner Radiosendung im Bayerischen Rundfunk "Mehmets Schollplatten" ein Bericht gezeigt werden, der Doping im Umfeld der russischen Fußball-Nationalmannschaft thematisierte.
Laut Scholl habe es sich hierbei aber nicht um eine aktuelle Thematik, sondern um einen fünf Jahre alten Vorwurf berichtet. Doch für Scholl war dies - wenn man zwischen den Zeilen liest - gar nicht unbedingt der Aufhänger. Scholl habe den Eindruck gewonnen, dass eine der ARD-Anstalten ihre Berichte regelmäßig negativ gestalte - so auch der nun von ihm kritisierte Doping-Bericht. Für Scholl gab es keinen Grund, an einem solchen Tag, der Anlass zu einer positiven Berichterstattung gebe (Deutschland spielte im Confed-Cup-Halbfinale), mit einem negativen Bericht über die (bereits ausgeschiedene) russische Nationalmannschaft aufzumachen.
Logisch kann man die Argumentation von Scholl natürlich nachvollziehen. Die russische Nationalmannschaft war bereits ausgeschieden, der Vorwurf, der im Bericht thematisiert werden sollte, war bereits seit fünf Jahren bekannt. Was hat ein Bericht ohne Neuigkeitswert also im Rahmen eines Auftritts der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale des Confed Cups verloren?
Der außen stehende Betrachte kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da die möglichst große Aufmerksamkeit (ein Auftritt der DFB-Elf) für einen Doping-Bericht gesucht wurde. Der fehlende direkte Zusammenhang war da offenkundig sekundär. Der Bericht sollte möglichst sichtbar platziert werden. Das ist eine Entscheidung der Sportredaktion, die man auch als Verfechter einer möglichst strikten Anti-Doping-Politik kritisieren kann. Zumal man aufpassen muss, dass man mit dem ständigen Wiederholen der selben Vorwürfe die Leute für ein Thema nicht irgendwann abstumpft. Schon jetzt kann man erkennen, dass viele Fans angesichts des Themas resignieren und eine groß angelegte Dopingindustrie als nicht zu verhindernde Tatsache annehmen. Was da ein fünf Jahre alter Vorwurf an dieser Stelle erneut bringen sollte, ist tatsächlich schwer nachzuvollziehen. Der Angelsachse nennt dies "beating a dead horse" - die Vorwürfe gegen den russischen Sport sind sowieso bekannt, darauf herumzureiten ohne neue Argumente, befördert die Sache auch nicht.
Wenn man also über diese Entscheidung der ARD-Sportredaktion diskutieren kann, was ist dann der Grund für Scholls öffentlichkeitswirksamen Abgang? Zum einen natürlich die Art und Weise. Scholl verlässt das Sendegelände als Protest gegen diese Entscheidung, weigert sich auf Stichwort zu diesem Bericht dann on air seinen Senf zum Thema Doping abzugeben. Thomas Hitzlsperger muss kurzfristig als Ersatz einspringen.
Die öffentliche Diskussion war damit noch nicht vorbei. Auf den ersten Blick raufte man sich dann zusammen, bis dann Scholl in "Mehmets Schollplatten" - pikanterweise im Bayerischen Rundfunk - gegen eben jene Sportredaktion bzw. diese eine "negative Anstalt" loslederte. Öffentlich.
Das kann sich natürlich die ARD nicht bieten lassen. Dass ein Ex-Sportler, ein bezahlter Meinungs-Experte, der sowieso zuvor dem Vernehmen nach in der ARD nicht unumstritten war, die Hoheit der Gremien anzweifelt und sogar eine ARD-Anstalt als "negativ" bezeichnet. Das geht an die Grundfesten des ARD-Selbstverständnis. Man muss sich hierbei nochmal deutlich machen: Die ARD ist ein Zusammenschluss neun unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten.
Neun Anstalten mit einer eigenen Sportredaktion. Die ARD hat zuletzt die Rechte der Nationalmannschaft an RTL verloren. Welt- und Europameisterschaften (und eben der Confed Cup) ist die letzte große Bühne im Fußball, auf der man sich präsentieren kann.
Da will jede Redaktion sich natürlich optimal präsentieren. Wenn sich dann ein angestellter Mitarbeiter, der sich nicht in den Gremien der ARD hochgedient hat, erdreistet, diese Hierachie in Frage zu stellen, kommt dies - gelinde gesagt - bei dem ein oder anderen Intendanten nicht gut an. Zumal deckt Scholl mit seiner Kritik einen Widerspruch innerhalb der ARD auf. Die ARD ist einerseits ein "Promoter" des Sports, profitiert von positiven Emotionen, die der Sport vermittelt. Kein Programminhalt mobilisiert so die Massen wie der Fußball, wie die DFB-Elf. Auf der anderen Seite hat die ARD aber auch die Pflicht, über die Schattenseiten des Fußballs zu berichten.
Der Confed Cup war die totale Bigotterie des Sommers. Ein sportlich fragwürdiges Turnier, welches ohne die Teilnahme der DFB-Elf in Deutschland kaum einen interessiert hätte. Zudem, ein FIFA-Turnier der wieder in alte Muster zurückfallenden Organisation in Zürich, die Transparenz und Reform nur aus dem Duden kennt. Und dann findet das Turnier auch noch in Russland statt - die WM-Vergabe war auch vielleicht nicht ganz sauber, und dass Russland keine "astreine Demokratie" ist, brauchen wir hier nicht zu thematisieren. Es gibt also genug Gründe, dieses Turnier nicht zu übertragen.
Um dies etwas "auszugleichen", garnierte die ARD die Übertragungen mit kritischen Berichten zu Land, Sport, Politik & Doping. Dieses vermeintliche "Feigenblatt" gefiel Mehmet Scholl nicht.
Zu diesem Spagat, den die ARD immer leisten muss, eben wegen ihrer Struktur, war Scholl nicht mehr bereit. So kam es dann zum Ende dieses Missvertändnisses zwischen Scholl und der ARD - und man trennte sich.
Doch hat Scholl überhöhte Ansprüche an seine Rolle? Wollte er als Experte zuviel? Wie sehen das andere Sender?
Bei Eurosport ist Matthias Sammer etwa intensiv in die inhaltliche Planung eingebunden und bei allen Redaktionsmeetings mit dabei, die redaktionelle Entscheidungs-Hoheit liegt jedoch bei der Chefredaktion.
Auch bei Sky Sport handhabt man dies ähnlich. "Jede der Live-Sendungen bei Sky wird von unserer Redaktion thematisch geplant und inhaltlich vorbereitet. Wir legen großen Wert darauf und wollen auch, dass sich unsere Experten mit ihren Ideen aktiv in diesen Gestaltungsprozess einbringen. Insbesondere unsere Bundesliga-Übertragungen am Samstag und Sonntag mit sehr langen Live-Strecken leben von der Einbeziehung und Meinungsvielfalt des gesamten Teams", so der Chefredakteur von Sky Sport, Burkhard Weber.
Sky und Eurosport fördern also die "Einmischung" ihrer Experten in die Programmplanung. Aber die ARD ist eben kein Privatunternehmen.
Leichtathletik-WM: Die zweite Woche
In London fand in den vergangenen zwei Wochen die Leichtathletik-WM statt. Im ehemaligen Olympiastadion der Spiele 2012 trafen sich die besten Leichtathleten der Welt, um ihre Kräfte zu messen. Neben dem letzten Auftritt von Usain Bolt, der sich in den Ruhestand verabschiedet, gab es auch ein paar deutsche Glanzpunkte. Das Highlight war aus dieser Sicht mit Sicherheit der WM-Titel von Johannes Vetter im Speerwurf am Samstag.
Aus Quotensicht können sich die übertragenden Sender ARD, ZDF und Eurosport nicht beschweren. Insbesondere am Samstag schalteten mit 5,36 Mio Zuschauern ab drei Jahren eine erkleckliche Zahl Sportfans das ZDF ein. Bei Eurosport kamen dann nochmal 510.000 Zuschauer hinzu. Beides war der jeweils beste Wert der Woche.
Im Tennis läuft es für einen derzeit besonders gut: Alexander Zverev gewann am Sonntag ab 22 Uhr deutscher Zeit schon sein zweites ATP-Turnier in Folge. Diesmal bezwang er Roger Federer. Sky Sport übertrug live und freute sich am späten Abend über schöne rund 110.000 Zuschauer ab drei Jahren. Bei den Jungen überzeugte der Sport mit dem Filzball 0,6 Prozent.