Der Südwestrundfunk arbeitet an einer neuen internationalen Drama-Serie über den Zweiten Weltkrieg. Diese richtet sich jedoch an ein jüngeres Publikum ab acht Jahren. Nun haben die Dreharbeiten dazu begonnen.
Seit dem 30. August 2017 wird in Schloss Blankenhain bei Crimmitschau die neue Drama-Serie «Der Krieg und Ich» produziert. Die internationale Serie über den Zweiten Weltkrieg basiert auf Tagebüchern und Biografien von Kindern aus ganz Europa und richtet sich somit an ein jüngeres Publikum. Jede der acht Episoden erzählt die Geschichte eines anderen Kriegskindes, damit die jungen Zuschauer verschiedene Seiten des Krieges nicht nur kennenlernen, sondern auch nachempfinden können.
Im Zentrum der ersten Episode steht der zehnjährige Außenseiter Anton, der in die Hitlerjugend eintreten möchte, um endlich Teil der Gruppe zu sein. Doch sein Vater ist vehement dagegen, weshalb es zum Streit kommt. Erst als jüdische Nachbarn Schutz bei seiner Familien suchen, versteht Anton wozu die Nazis fähig sind. Folge Zwei dreht sich unterdessen um das Schicksal des elfjährigen Fritjof, der aus einem Fischerdorf in Norwegen stammt und dessen Vater in den Krieg zieht. Nun ist es Fitjofs Aufgabe als Fischerjunge für den Lebensunterhalt seiner Familie zu sorgen, weshalb er beginnt für die deutschen Besatzer zu arbeiten, bis er sich gegen sie stellt – mit weitreichenden Konsequenzen für seine Familie. Das Finale der ersten Staffel ist hingegen in Auschwitz angesiedelt, wo sich viele Mitglieder des Kinderchors des Konzentrationslagers Theresienstadt wiederfinden. Eine davon ist die 14-jährige Eva, die hofft ihre Freunde wiederzufinden, die schon vor ihr deportiert wurden. Wie durch ein Wunder trifft sie auf ihre Freundin Renata, die sie dann versucht mit aller Kraft am Leben zu erhalten. Nur die Musik ermöglicht es ihnen für kurze Zeit aus der Hölle, die sie umgibt, zu entkommen.
Für die Serie, die sich mit Krieg und Gewalt auseinandersetzt und damit äußerst heikle Themen anspricht, arbeiteten die SWR Redaktion und LOOKSfilm mit dem renommierten Forschungsinstitut IZI zusammen, das seit 1963 international über die TV-Rezeption von Kindern forscht. Im Rahmen einer Studie wurden so über 80 Kinder zu den Drehbüchern von «Der Krieg und Ich» befragt, deren Ergebnisse in die weitere Entwicklung mit einflossen. Trotz dem eher ungewöhnlichen Stoff für Kinder ist die Leiterin des SWR Kinder- und Familienprogramms Stefanie Ehrenstein überzeugt von dem Format und dessen wichtige Impulse: "Dürfen wir Kinder mit Krieg oder Holocaust konfrontieren? Ja, als öffentlich-rechtlicher Sender müssen wir es sogar. Themen wie Krieg, Vertreibung und Verletzung von Menschenwürde sind auch heute allgegenwärtig und erreichen die Kinder über Nachrichten oder den Kontakt zu Flüchtlingskindern. Auch die Gefahr, sich von Ideologien, falschen Versprechungen und unwahren Informationen vereinnahmen zu lassen, wird nicht geringer. Das Wissen um die Geschichte kann helfen, derartige Gefahren zu erkennen."
Bei «Der Krieg und Ich» handelt es sich um eine Koproduktion von SWR und LOOKS Film & TV Produktion GmbH. Als internationale Partner konnten Arte, BBC, das Tschechische Fernsehen, TV Polska und das Toto Studie gewonnen werden. Vor der Kamera wird es ein internationales Ensemble zu sehen geben. Die deutschen Darsteller umfassen: Florian Lukas («Weissensee», «Good Bye Lenin!»), Marie-Lou Sellem («Tatort»), Jutta Wachowiak («König Drosselbart», «Nikolaikirche», «Soko Leipzig») und bekannte Kinderdarsteller wie Arved Friese («Timm Thaler»), Anton Petzold («Rico, Oskar und die Tieferschatten») und Gwendolyn Göbel («Tschick»). Gefördert wird das Projekt, zu dem auch eine begleitende Ausstellung und ein digitales Lernspiel in Planung sind, von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) und dem Medienförderprogramm der EU Creative Europe (MEDIA).
Die internationale Erstausstrahlung ist für November 2018 im KiKA geplant.