Der Privatsender will Vorreiter eines neuen alten Trends am Nachmittag werden, doch offene Türen rennt er damit beim Publikum nicht ein. Vor allem die Älteren geben sich bislang arg widerspenstig.
Mit «Britt» endete vor vier Jahren die deutsche Fernsehgeschichte eines Genres, das vor allem in den späten 90ern und frühen 2000ern für viel Furore gesorgt hatte: der Daily-Talk. Die heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben von diesem Hype aber kaum mehr etwas mitbekommen, sodass die Idee von RTL II, ihn mit einer modernen Interpretation neu aufleben zu lassen, auf dem Papier durchaus schlüssig erscheint. Genau das versucht man nun seit Montag mit
«Detlef Soost», doch von einem Auftakt nach Maß kann nun wahrlich keine Rede sein. Die Programmverantwortlichen werden wohl sehr viel Geduld zeigen müssen, so sie es denn mit der Neuausrichtung ihres Nachmittagsprogramms ernst meinen.
Schon für den Auftakt am Montag hätten sich die Grünwalder mit Sicherheit mehr gewünscht als 0,14 Millionen junge Zuschauer für das einstündige Format um 15 Uhr, die mit einem durchwachsenen Marktanteil in Höhe von 4,8 Prozent einhergingen. Damit lag man gleich zu Beginn nämlich knapp unterhalb des Senderschnitts und vermochte vor allem bei allen Fernsehenden ab drei Jahren so überhaupt nicht zu überzeugen: Mit 0,20 Millionen gingen gerade einmal 1,8 Prozent einher, womit der aktuell eh alles andere als überragende Senderschnitt von etwas mehr als drei Prozent fast halbiert wurde.
Und am Dienstag wurde es ja sogar noch deutlich schlimmer, als die Gesamt-Reichweite nämlich auf nur noch 0,13 Millionen zurückfiel. Mit den damit einhergehenden 1,2 Prozent lag man endgültig auf dem Niveau eines kleinen Spartensenders, in der besonders stark umworbenen Zuschauergruppe wurden ebenfalls nur noch völlig unbefriedigende 3,2 Prozent bei 0,09 Millionen verbucht. Derartige Werte waren schlichtweg indiskutabel, sodass die klare Steigerung am Mittwoch auf 1,6 und 4,7 Prozent bei immerhin 0,18 Millionen bereits Not tat, um nicht schon nach drei Tagen eine vermeintliche Alternativlosigkeit der Absetzung in den Köpfen der Medienvertreter - und damit verbunden meist auch rasch in jenen der Verantwortlichen - festzusetzen.
Die Donnerstagsausgabe konnte dann einen nicht ganz unbedeutenden Pluspunkt setzen, denn mit 5,2 Prozent der werberelevanten Zielgruppe wurde erstmals die wichtige Fünf-Prozenthürde genommen, die bei RTL II ein zumindest durchschnittliches Abschneiden symbolisiert. Ansonsten tat sich allerdings kaum etwas: Die Gesamt-Zuschauerzahl ging minimal zurück auf nur noch 0,17 Millionen, der damit verbundene Marktanteil lag mit 1,8 Prozent in etwa auf Höhe der Montags- und Dienstagsfolge und bei den Werberelevanten wurde sogar schon zum dritten Mal im vierten Anlauf eine Zuschauerzahl von 0,14 Millionen gemessen. Zum Wochenausklang wiederum wurden die Marktanteile des Vortags 1:1 wiederholt, während die Reichweiten auf 0,19 Millionen aller bzw. 0,16 Millionen der jüngeren Zuschauer stiegen.
Alles in allem fällt es schwer, einen positiven Interpretationsansatz für die Performance der ersten «Detlef Soost»-Folgen zu finden, da auf diesem Slot zuletzt sogar
«Hilf mir!» ein wenig erfolgreicher lief. So gelangte die Scripted Reality in den ersten beiden September-Wochen auf immerhin 0,21 Millionen Zuschauer und 1,9 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum - alles andere als tolle Werte zwar, aber eben weniger miese, als der neue Talk an den ersten Tagen verzeichnet hatte. Und bei den 14- bis 49-Jährigen kam das vorherige Programm im Mittel auf etwas mehr als fünf Prozent, lag damit also oberhalb des Senderschnitts und hatte bis zuletzt auch immer wieder einige sehr gute Tage mit mehr als sieben Prozent Marktanteil vorzuweisen.
Hinzu kommt: Im Nachgang an Soosts Versuch, als Talkmaster zu punkten, läuft in diesen Tagen ja auch weiterhin eine Folge von «Hilf mir!», die sich aktuell aber weitaus schwerer tut als in den Vorwochen im Doppelpack und nicht einmal mehr vier Prozent der 14- bis 49-Jährigen erreicht. Hier lässt sich also von einem negativen Einfluss des Neustarts auf sein Folgeprogramm verweisen, während im Gegenzug dem 14-Uhr-Rerun von
«Berlin - Tag & Nacht» keinerlei Mitschuld für die schwachen Werte des anschließenden Programms in die Schuhe geschoben werden kann. Die beliebte Sendung hat sich nämlich längst auch hier etablieren können und generierte etwa erst am Montag fantastische 11,7 Prozent, sodass der anschließende Absturz von «Detlef Soost» schon bitter anmutet. Es wird also wohl kein leichtes Unterfangen, den Daily-Talk zu revitalisieren.