Für Mitternacht noch eine neue Show produzieren? Das gab es in der jüngeren Fernsehgeschichte eigentlich kaum mehr. Doch taugt das neue Dating-Projekt mit Ruth Moschner dann überhaupt etwas? Wir haben den Piloten schon vorab gesehen.
Das deutsche Privatfernsehen ist bekanntermaßen am Kriseln, was man ihm insbesondere in der Daytime und am ganz späten Abend immer deutlicher anmerkt - denn bis auf ein paar wenige Ausnahmen wird hier schon seit Jahren kaum mehr wirklich Geld in die Hand genommen, ja nicht selten werden tagsüber sogar Formate dreifach und vierfach hintereinander versendet bzw. Primetime-Shows schon vor Mitternacht schlichtweg wiederholt. Da überrascht es schon, wenn RTL für 0 Uhr nachts plötzlich den Piloten einer neuen Show ankündigt, immerhin hätte wohl so gut wie jeder Branchen-Beobachter fest damit gerechnet, dass nach dem «Supertalent» und dem Auftakt der neuen «Take Me Out»-Staffel schlichtweg die Wiederholungs-Heavy-Rotation in Gang gesetzt würde. Stattdessen darf sich Ruth Moschner in
«Falscher Hase» an einem Dating-Experiment versuchen, das im ersten Anlauf durchaus verspielt und unterhaltsam daherkommt, aber schon nach einer halben Stunde zu langweilen beginnt.
Und darum geht es: Drei vermeintliche Single-Männer werben um die Gunst einer nach der großen Liebe suchenden Dame, wobei sich unter das Triple der Glückseligkeit gleich zwei "falsche Hasen" gemischt haben: ein Schwuler nämlich und ein Verheirateter. Die haben nichts Anderes im Sinn, als der Lady die Suppe zu versalzen und zu verhindern, dass diese sich mit ihrem potenziellen neuen Lebenspartner auf eine wundervolle Reise begeben kann. In vier verschiedenen Dating-Runden muss Madame herausfinden, wer der einzig wahre Single ist - wählt sie jedoch den falschen Mann aus, darf sich dieser über einen Geldsegen in Höhe von 1.000 Euro freuen.
Die vier Spielrunden dienen dazu, die Herren der Schöpfung besser kennen zu lernen und bestehen aus einem einleitenden Body-Check, bevor es in einem durchaus amüsanten Einspieler mit «heute-show»-Ensemble-Mitglied Lutz van der Horst in die Wohnungen der Männer geht. Es folgen noch eine Aufgaben-Runde, in der die Kandidaten eine angeblich von den Frauen konzipierte Aufgabe bewältigen müssen und in der auch die Studiofläche mal ein wenig zum Einsatz kommt, bevor die Angebetete in Runde vier dann auch die nächsten Angehörigen der vermeintlichen Single-Männer kennenlernt - leider auch nur in einem weiteren Einspieler, sodass eine potenziell spannende und verräterische studiointerne Interaktion mit diesen Personen leider ausbleibt.
Durch die rasche Abfolge von unterschiedlichen Programmpunkten bleibt die von Endemol Shine Germany produzierte Sendung zu jedem Zeitpunkt abwechslungsreich und flott, ohne dass aber die ganz große Spannung aufkäme. Dafür sind die Spielchen und Clips letztlich zu belanglos, die Fragerunden zu oberflächlich und das gesamte Show-Geschehen auch einfach eine Spur zu beliebig, als dass innerhalb der relativ kurzen Laufzeit wirklich eine Identifikation zwischen TV-Zuschauer und Protagonisten entstehen könnte. Das zum Mitraten einladende Element der "falschen Hasen" ist zwar recht charmant, allerdings auch etwas altbacken eingedenk der Tatsache, dass es etwa bei «Sag die Wahrheit» in sehr ähnlicher Form schon seit Jahrzehnten im deutschen Fernsehen praktiziert wird.
Was überdies ein wenig problematisch ist: Ein und dasselbe Spiel wird innerhalb der gerade einmal rund einstündigen Folge gleich doppelt durchexerziert und gewinnt gelinde gesagt im zweiten Anlauf nicht gerade an Dramatik und Spannung. Insofern mutet der für heutige Show-Verhältnisse eigentlich schon recht moderat gehaltene Sendeumfang eher als etwas zu hoch an, da das Konzept nicht wirklich in der Lage ist, gleich zwei "falsche Hase"-Spiele hintereinander zu tragen. Hier stellt sich die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, pro Folge eine Runde zu spielen, die doch relativ blass bleibenden Kandidaten dabei etwas mehr in Szene zu setzen und das Element Menschenkenntnis etwas stärker zu forcieren. Die Gesprächsfetzen, die hier zwischen den Teilnehmern vorkommen, bleiben doch arg oberflächlich, die erste Begegnung der Single-Dame mit den Angehörigen der drei Auserwählten hätte man viel reizvoller gestalten können.
Unterm Strich also ist «Falscher Hase» nun alles andere als eine wegweisende Datingshow-Innovation. Sie punktet durch eine souveräne Moderation, eine hohe Dynamik und einen hohen Unterhaltungswert, was allerdings recht schnell verpufft, sobald das Spielprinzip einmal durchgespielt wurde und den Reiz des Neuen verliert. Drum kann man sagen, dass die Programmverantwortlichen schon recht clever dabei agiert haben, die Show im Fahrwasser von «Take Me Out» auszutesten, das auch noch einen guten Audience-Flow ermöglichen sollte. Allzu deutliche Avancen hin zu einer Staffelproduktion auf einem prominenteren Sendeplatz sind zumindest dem Piloten jedoch nicht zu entnehmen.
RTL zeigt am 23. September gegen 0 Uhr sowie am 30. September gegen 23:30 Uhr jeweils eine Folge von «Falscher Hase».