Mitschuld an starkem AfD-Ergebnis? ARD und ZDF weisen Kritik zurück

Welch großen Anteil haben auch insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender an den fast 13 Prozent der Rechtspopulisten bei der Bundestagswahl? Die Chefredakteure von ARD und ZDF sehen da wenig.

Sitzverteilung im kommenden Bundestag (vorläufig)

  • CDU/CSU: 246 (-65)
  • SPD: 153 (-40)
  • AfD: 94 (+94)
  • FDP: 80 (+80)
  • Linke: 69 (+5)
  • Grüne: 67 (+4)
Insgesamt 709 Sitze. In Klammern: Veränderung gegenüber der Sitzverteilung im aktuellen Bundestag.
Die Aufarbeitung der Bundestagswahl ist im vollen Gange und längst wird nicht mehr nur über den inspirationslosen Schmuse-Wahlkampf der beiden Volksparteien im Kontext des AfD-Ergebnisses diskutiert, sondern auch über die Berichterstattung von ARD und ZDF. So beschwerte sich etwa Joachim Herrmann (CSU) vor über zehn Millionen Zuschauern in der «Berliner Runde», dass es bei den Öffentlich-Rechtlichen zuletzt fast nur noch um diese Partei gegangen sei, nachdem schon in den Wochen zuvor das Journalisten-Quartett des «TV-Duells» bezüglich ihres einseitigen Fokus' auf Türkei, innere Sicherheit und Flüchtlingspolitik massiv kritisiert worden waren.

Am Dienstag äußerte sich ARD-Chefredakteur Rainald Becker zu diesen Vorwürfen vor laufender Kamera in einem «Tagesthemen»-Beitrag: "Es ist nicht an uns, eine Partei groß oder klein zu machen, sondern es geht darum, über einen Wahlkampf zu berichten". Dass die öffentlich-rechtliche Berichterstattung besonders großen Einfluss auf AfD-Anhänger habe, bezweifelt er überdies: "Wenn man sich angeguckt hat, was alles in den sozialen Medien zu lesen war und wenn man auch mit AfD-Anhängern spricht, wie und auf welche Weise die sich informieren, dann spielt das öffentlich-rechtliche Programm da eher eine untergeordnete Rolle."

Zu einem weiteren Vorwurf - nämlich jenem, dass die Sender Vertreter der rechtspopulistischen Partei gezielt einladen würden, um die Einschaltquoten zu erhöhen - äußerte sich indes ZDF-Chefredakteur Peter Frey im gemeinsamen «Morgenmagazin» von ARD und ZDF: "Wenn wir uns zum Beispiel «Maybrit Illner» anschauen und seit Anfang 2016 betrachten, dann hat es bei knapp 400 Gästen elfmal Vertreter der AfD gegeben. Das sind weniger als drei Prozent. Ich glaube das zeigt sehr deutlich, dass wir hier niemanden benutzen, um unsere Quoten nach oben zu treiben."

Zudem rät Frey zu einer größeren Gelassenheit im Umgang mit der AfD: "Unsere Demokratie wird das aushalten. Wir dürfen uns nicht verengen lassen auf das Themenset dieser Partei, das ist nämlich begrenzt." Hierbei könne man von den Nachbarn aus Österreich und Frankreich lernen, wo rechte Parteien schon seit längerem in den Parlamenten vertreten sind.

Wie hoch ist eurer Meinung nach die Mitschuld von ARD und ZDF am starken AfD-Abschneiden?
Sehr hoch, meines Erachtens haben sie die Partei erst richtig stark gemacht.
16,8%
Eine gewisse Mitverantwortung sehe ich schon.
39,9%
Die Mitschuld ist gering, die anderen Parteien wollen in erster Linie ablenken.
22,3%
Ich kann da beim besten Willen keine Mitschuld erkennen.
21,0%
27.09.2017 11:08 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/96099