Das Genre des Spionagefilms kennt so viel mehr als nur die legendäre 007 namens James Bond. Dieses Mal blicken wir auf den einflussreichen, satirischen Thriller «Botschafter der Angst».
Die Handlung
Filmfacts «Botschafter der Angst»
Regie: John Frankenheimer
Produktion: George Axelrod, John Frankenheimer
Drehbuch: George Axelrod; basierend auf dem Roman von Richard Condon
Darsteller: Frank Sinatra, Laurence Harvey, Janet Leigh, Angela Lansbury, Henry Silva, James Gregory
Musik: David Amram
Kamera: Lionel Lindon
Schnitt: Ferris Webster
Veröffentlichungsjahr: 1962
Laufzeit: 126 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Eine Gruppe amerikanischer Soldaten wird während des Korea-Krieges von Feinden festgenommen und einer überaus mächtigen Gehirnwäsche unterzogen – die Soldaten können dazu gebracht werden, sämtliche Befehle zu befolgen. Im Anschluss an ihre Taten vergessen sie alles, was nach ihrer "Aktivierung" geschehen ist.
Nun planen die Kommunisten, den US-Militärangehörigen Raymond Shaw (Laurence Harvey) als unwissentlichen Schläferagenten zurück in seine Heimat zu entsenden. Dort soll Shaw den Kommunisten den Weg ins Weiße Haus bahnen.
Doch Major Ben Marco (Frank Sinatra), Shaws ehemaliger Vorgesetzter, kommt diesem garstigen Vorhaben auf die Spur und versucht, die bevorstehende Bluttat, von denen die kommunistischen Geheimagenten profitieren würden, zu verhindern. Er ahnt nicht, was alles mit dieser Verschwörung zusammenhängt …
Der Platz von «Botschafter der Angst» im Pantheon des Agentenkinos
Die im Original «The Manchurian Candidate» betitelte Romanadaption sorgte 1962 in den USA für glühendes Kritikerlob, selbst wenn sie an den Kinokassen von anderen Klassikern wie «Lawrence von Arabien» dramatisch überschattet wurde. Dessen ungeachtet erhielt der Film zwei Oscar-Nominierungen und ging im Laufe seiner Wiederveröffentlichungen und TV-Wiederholungen in die US-Popkultur ein. Unter anderem bezog sich der Bond-Film «Leben und sterben lassen» auf diese Vorlage, auch «Zoolander», «Die Simpsons», «The First Avenger – Civil War» und diverse «Star Trek»-Episoden beinhalten Referenzen auf den Film, der in Deutschland zunächst um seine spannungsreichen Traumsequenzen gekürzt wurde. Hierzulande fiel die zeitgenössische Rezeption deutlich distanzierter aus, allerdings wird er zunehmend von Cineasten als stilistisch wegweisender Klassiker wiederentdeckt.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Botschafter der Angst»
Frank Sinatra war ein begnadeter Entertainer – ein großes Schauspieltalent schlummerte in ihm, trotz seiner vielen Versuche, allerdings nicht. Aber unter der Regie des späteren «Ronin»-Machers John Frankenheimer lieferte Sinatra seine beste mimische Darbietung ab. Als Ben Marco präsentierte sich Sinatra von seiner determinierten Seite – seine Figur ist davon getrieben, einen Anschlag verhindern zu wollen, zeigt dabei jedoch neben Verbissenheit auch eine menschliche, besorgte Note. Eine gelungene Performance, die diesem doppelbödigem Film ihr Rückgrat verleiht – denn «Botschafter der Angst» fungiert dank des cleveren Drehbuchs sowohl als fesselnder Thriller über eine zu vereitelnde Bluttat als auch auf satirischem Wege. Drehbuchautor George Axelrod überspitzt gekonnt die US-amerikanische Paranoia vor der drohenden roten Flut und hält so dem zeitgenössischem Publikum und vor allem der konservativen US-Regierung den Spiegel vor, während es gerade die Fingernägel in die Lehne des Kinosessels bohrt.
Daran ist zu sehr großen Teilen Angela Lansbury als eiskalte Mrs. Iselin verantwortlich – die gemeinhin für ihre liebenswerten Figuren bekannte Schauspielerin begeistert hier als skrupellose, die Manipulation diverser Politiker praktisch wie im Schlaf beherrschende Schurkin. Verquickt mit der schneidenden Bildmontage und Lionel Lindons Kameraführung, die das Geschehen wiederholt auf einprägsame, symbolische Bilder herunterbricht, hat sich «Botschafter der Angst» seinen hohen Rang in der US-Popkultur redlich verdient.