Nach ABC startete nun auch FOX eine Action-Serie im Marvel-Universum – und die ist deutlich gelungener als der Neustart bei der Konkurrenz.
Cast & Crew
Produktion: Marvel Television und 20th Century Fox Television
Schöpfer: Matt Nix
basierend auf den Graphic Novels von Stan Lee und Jack Kirby
Darsteller: Stephen Moyer, Amy Acker, Sean Teale, Natalie Alyn Lind, Percy Hynes White, Coby Bell, Jamie Chung u.v.m.
Executive Producer: Stan Lee, Alan Fine, Karim Zreik, Joe Quesada, Jim Chory, Jeph Loeb, Len Wiseman, Simon Kinberg, Larry Raccoon, Bryan Singer, Lauren Shuler Donner und Matt NixIn Amerika gehen die Mutanten um. Gesellschaft und Justiz haben sich auf eine vorherrschende Strategie geeinigt, um dem Problem zu begegnen: Wegsperren. Mit richterlichen Anordnungen und Anhörungen und allem Drum-und-Dran, aber trotzdem: Hinter Schloss und Riegel mit allem, was übersinnliche Kräfte hat und der Normalgesellschaft gefährlich werden könnte.
Wie in amerikanischen Filmen über unterdrückte Randgruppen üblich, sind natürlich die Bundesbehörden die rücksichtslosesten, und je näher die Hand des Staates an die eigene
Community heranrückt, desto humaner wird sie: zum Beispiel in Form des Staatsanwalts Reed Strucker (Stephen Moyer), der (vermeintlich?) gefährliche und (vielleicht?) straffällig gewordene Mutanten im speziell für sie eingerichteten Flügel seines Knasts in U-Haft sperren lässt, ihnen aber im Grundsatz human begegnet.
Trotzdem steht er freilich vor einem inneren Konflikt, als sich herausstellt, dass seine beiden Kinder im besten High-School-Alter selbst Mutanten sind. Seine Tochter Lauren (Natalie Alyn Lind) weiß schon länger von ihren übersinnlichen Fähigkeiten, ihr Bruder Andy (Percy Hynes White) bemerkt sie auf traumatische Weise erst, als ein Haufen
Bullies ihn beim
School Dance übel traktiert und er – gänzlich ungewollt, versteht sich – durch seine unkontrollierte Superheldenwut die gesamte Halle zum Einsturz bringt.
Die Familie Strucker muss jetzt handeln: Denn bald stehen Agenten der Bundes-Anti-Mutantenbehörde vor der Tür und wollen Andy und Lauren mitnehmen. Reed hat die (wohl richtige) Befürchtung, sie würden sie einfach verschwinden lassen. Es bleibt nur die Flucht. Reed denkt zuerst an Mexico, wo die Antimutantengesetze nicht so harsch sind wie in den USA, aber bald steht fest: Nur in der Mutantenwelt hat die Familie eine Zukunft. Also auf zu den
Mutant Underground Headquarters!
Nach dem Totalausfall drüben bei ABC bestand, wenn auch eher irrational, Grund zur Skepsis vor neuen Marvel-Serien in dieser Saison. «The Gifted» gibt bedingt Entwarnung: Denn die FOX-Serie erzählt eine wesentlich interessantere Geschichte über deutlich spannendere Themen.
Während drüben bei den «Inhumans» langweilig vor sich hin intrigiert wird und die eugenischen Untertöne eine ungenutzte Randnotiz bleiben, problematisiert «The Gifted» seine Allegorien wesentlich präziser: Es geht um gesellschaftliche Ausgrenzung, um Ächtung, um
Racial Profiling und einen brutalen Staat, der sich von tumben Gefühlen zu einer grausamen Hexenjagd hinreißen lässt. Als einer dieser Männer – Staatsanwalt Strucker – selbst erfahren muss, was das heißt, leitet das eine emotionale Läuterung ein. Und die ist spannend und gut genug erzählt, um noch über zahlreiche weitere Folgen zu tragen.
«The Gifted» hat einen emotionalen und dramaturgisch sinnvollen Kern jenseits der beeindruckenden visuellen Effekte, der sich freilich auch als wenig verklausuliertes Gleichnis verstehen lässt: Alles, was nicht zur Normalgesellschaft passt, wird verfolgt und weggesperrt, das Motiv einer ethnischen Säuberung ist da nicht mehr weit. Die Angst vor etwas plötzlich auftretendem Unbekannten lässt jahrhundertelang erkämpfte Errungenschaften in sich zusammenfallen. Insofern lässt sich die Serie auch als Parabel auf den Zerfall zivilsatorischer Strukturen verstehen. Eine ebenso starke zweite Ebene fehlt drüben beim ABC-Marvel-Neustart völlig. Und damit trennt sich nicht nur die Spreu vom Weizen, sondern auch «Inhumans» von «The Gifted».