Sunna Isenberg von WunderWerk spricht über das Vertrauen des KiKA, das ihr bei der Modernisierung eines Klassikers gegeben wurde, sowie über das Arbeiten in einer männergeprägten Branche.
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Zirka 60 Personen (Supervisor, Studiomanager, Animatoren, und Mitarbeiter, die das Compositing machen), waren damit beschäftigt die Figur Beutolomäus zum Leben zu erwecken. Unsere Autorin und Regisseurin Alex Schmidt hat auch die Animationsregie übernommen.
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Sunna Isenberg
Sie haben Afrikanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft studiert – wie hat es Sie von diesem Bereich in Ihre heutige Position verschlagen?
Das ist ganz einfach: Ich habe während meines Studiums nebenbei im Office Management gearbeitet und in dem Zusammenhang bin ich im Theater gelandet. Es hat mir im Theater so gut gefallen, dass ich geblieben bin und dann ist der Weg vom Theater zum Film nicht mehr weit.
Wie lange dauerte es bei «Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann» von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt? Gab es in diesem Zeitraum auch "Leerlaufphasen", wo das Projekt zur Ruhe gelegt wurde? Wie lange dauerte konkret der Animationsprozess?
Das kann ich nicht exakt beantworten, denn, als wir in das Projekt eingestiegen sind, war die CGI-Figur schon entwickelt. Das heißt, der KiKA hat zunächst eine Ausschreibung für die Animationsfigur herausgegeben und dann mit der ausgewählten Firma die Animationsfigur entwickelt. Danach gab es eine Ausschreibung für die fiktionalen TV Produzenten, die Mitte April 2015 eingegangen ist – in dem Moment haben wir dann angefangen uns mit dem Projekt zu beschäftigen. Die Zeit der Entscheidung, von Mitte Juni bis Ende August, war für uns, WunderWerk, die einzige Leerlaufphase.
Es gab die Phase der Buchentwicklung und Konzeptentwicklung – wir entwickelten eine horizontal durcherzählte Serie. Die Buchentwicklung hat recht lange gedauert. Danach folgte die Phase der Drehvorbereitung – das war im dritten Quartal 2016. Von Anfang Dezember 2016 bis März 2017 haben wir dann gedreht. Seitdem sind für die Fertigstellung der Serie die Animationsproduktion und die "normale" Postproduktion miteinander verknüpft.
Man muss dazu aber auch sagen, dass das Animationsstudio MotionWorks von Beginn an mit eingebunden war, einfach, um zu gewährleisten, dass die Animationsfigur im Hybridformat glaubwürdig in die reale Welt eingebunden werden kann – so waren zum Beispiel beim Realdreh ständig zwei Supervisor vor Ort, einer allgemein für VFX, und einer speziell nur für die Figur des Beuto.
Wie viele Animatorinnen und Animatoren waren an der Serie beteiligt?
Zirka 60 Personen (Supervisor, Studiomanager, Animatoren, und Mitarbeiter, die das Compositing machen), waren damit beschäftigt die Figur Beutolomäus zum Leben zu erwecken. Unsere Autorin und Regisseurin Alex Schmidt hat auch die Animationsregie übernommen. Ihr engster Ansprechpartner war der Animations-Supervisor Steffen Brosseit, der wiederum die Animatoren gebrieft hat.
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Was die Arbeit in der Tat erleichtern würde, wäre ein höheres Budget. Dazu wäre eine Sicht von außen, die nicht auf Kinderfernsehen "herab" schaut, sehr hilfreich. Kinderfernsehen erreicht die Zuschauer der Zukunft, und wir nehmen in unserer Serie unsere Zuschauer genauso ernst wie die "Netflixe" dieser Welt.
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Sunna Isenberg
Der Mix aus Realfilm und einer zentralen CG-Figur ist im Kino praktisch Alltag, für das deutsche Kinderfernsehen dagegen eine Besonderheit. Wie haben Sie es geschafft, die Hürde, Realfilmmaterial mit einer CG-Figur auf einem TV-Budget zu verquicken, zu nehmen?
Was die Arbeit in der Tat erleichtern würde, wäre ein höheres Budget. Dazu wäre eine Sicht von außen, die nicht auf Kinderfernsehen "herab" schaut, sehr hilfreich. Kinderfernsehen erreicht die Zuschauer der Zukunft, und wir nehmen in unserer Serie unsere Zuschauer genauso ernst wie die "Netflixe" dieser Welt. Im vorliegenden Fall haben wir durch eine starke Vision von Anfang an und die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Produzent, Regie/Autorin und Sender sehr viele Reibungsverluste vermieden – oder um es positiv auszudrücken: das Vertrauen, das in uns und die gewählten Teammitglieder gegeben wurde, hat diese Produktion möglich gemacht. Und natürlich Leidenschaft und die Bereitschaft intensiv zu arbeiten.
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Es beginnt beim Konzept und Drehbuch. Was ist machbar, und was kommt glaubwürdig rüber? Wie kann man die Abläufe systematisch strukturieren, damit man in der Zeit und im Budget bleibt? Zur Vision gehört außerdem eine inhaltliche Idee für die Integration der animierten Figur. Das waren wirklich schwierige Herausforderungen, die wir aber für bestimmte Highlight-Szenen ganz bewusst und gerne auf uns genommen haben
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Sunna Isenberg über die Hybridserie «Beutolomäus»
In meinen Augen ist der wichtigste Aspekt bei solchen Hybriden, dass die CG-Figur glaubwürdig in die reale Szenerie integriert wird – und nicht so aussieht, als sei sie hastig "reinkopiert". Was ist das Geheimnis hinter einer gelungenen Komposition aus Realfilm und Computeranimation – und gab es Lektionen, die bei der Arbeit an «Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann» in dieser Hinsicht gelernt werden mussten?
Dazu gehört eine Vision, aber auch eine systematische Vorbereitung und ganz genaue Einschätzung dessen, was man umsetzen will und kann. Es beginnt beim Konzept und Drehbuch. Was ist machbar, und was kommt glaubwürdig rüber? Wie kann man die Abläufe systematisch strukturieren, damit man in der Zeit und im Budget bleibt? Zur Vision gehört außerdem eine inhaltliche Idee für die Integration der animierten Figur. Das waren wirklich schwierige Herausforderungen, die wir aber für bestimmte Highlight-Szenen ganz bewusst und gerne auf uns genommen haben. Wichtig war zudem, dass Beutos Rolle als Hauptfigur auch durch die Stimme getragen wird. Diese wurde mit sehr viel Bedacht gewählt, denn die Stimme muss solch einer Figur Leben einhauchen. Da haben wir mit Constantin von Jascheroff in jedem Fall eine tolle Besetzung gefunden.
Hinzu kommen Überlegungen bezüglich der Ausstattung, des Kostüms, der Maske und des Lichts, um ein Maximum an Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Nicht zu vergessen eine Animation, die den Charakter im Zusammenspiel mit echten Menschen nicht lächerlich macht und ein stimmiges Compositing und Grading, also die Einbindung der animierten Figur in die reale Welt.
«Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann» ist auch auf anderer Weise ein Novum für WunderWerk: Es ist – meines Wissens nach – das erste Projekt, für das ein sogenannter 'Writers‘ Room' kreiert wurde – wie kam es zu dieser Entscheidung?
Für WunderWerk ist diese Form der Projektentstehung nicht neu – es gibt sie auch schon in anderen Produktionen. Wir arbeiten eigentlich nur mit Autoren und Autorinnen zusammen, die offen sind für Drehbuchentwicklung im Team. In der vorliegenden Produktion hat also der Wunsch des Senders einen Writers‘ Room zu installieren bei uns offene Türen eingerannt. Meiner Ansicht nach steht und fällt ein Writers‘ Room mit den Persönlichkeiten, die dort versammelt sind, und in unserem Fall hatten wir sehr großes Glück. Es war insgesamt ein vertrauensvoller und sehr kreativer Prozess – zu allererst natürlich durch die starken Autoren Alex Schmidt und Valentin Mereutza.
Wie bei jeder Neuadaption eines geliebten Stoffes stellt sich die Frage: Warum jetzt eine Neuauflage? Fürchten Sie sich vor der Vorverurteilung, die gerne Mal Remakes/Revivals ereilt?
Diese Frage muss eigentlich der KiKA beantworten. Beutolomäus ist eine KiKA-Marke und der KiKA selbst hat entschieden zum 20. Sender-Jubiläum die Marke Beutolomäus in die moderne Zeit zu überführen, indem sie selbst diese neue Adaption ausgeschrieben haben. Ich denke, dass es eine sehr gute Idee war, weil die Sehgewohnheiten der Kinder sich verändert haben im Vergleich zu vor 20 Jahren und auch, weil das serielle Erzählen nicht mehr mit dem von vor 20 Jahren zu vergleichen ist. Wir sind natürlich sehr froh über diese Entscheidung, denn der neue Beutolomäus ist ein so tolles Produkt geworden! Wir fürchten uns vor keiner Vorverurteilung, denn wenn man die Serie erst mal sieht, wird man gefangengenommen und fiebert bis zum Ende mit.
Constantin von Jascheroff ist eine tolle Wahl für die Stimme von Beutolomäus – wann wurde er ins Boot geholt und weshalb wurde sich für ihn entschieden?
Es gab in der Tat bei der Besetzung der Stimme einen längeren Entscheidungsprozess, unter anderem deshalb, weil die Frage beantwortet werden musste, ob Beuto von einem Erwachsenen oder einem Kind gesprochen werden sollte. Beim Dreh am Set wurde ein Dummy eingesetzt – eine Puppe, die Beuto schon sehr ähnlich war, und die Dialoge wurden von einer neutralen Person eingesprochen. Erst nach Drehende wurde Constantin von Jascheroff gecastet, um Beutolomäus dann konkret auf sein Spiel und seine Stimme zu animieren.
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Wir sind froh, dass wir in dieser starken Kombination aus WunderWerk-Produzentinnen (Sunna Isenberg und Gisela Schäfer) und -Regisseurin (Alex Schmidt) in der Branche ein Zeichen setzen können, das vielleicht auch zu einem Wandel beitragen kann. Am Ende zählt die Qualität und nicht, welchen Geschlechts die Personen waren, die das Produkt gemacht haben.
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Sunna Isenberg
Das Animationsgeschäft ist (rein statistisch) eher eine Männerdomäne – es gibt viel weniger Frauen in zentralen, kreativen Positionen als Männer. «Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann» dagegen stammt von einer Regisseurin und wurde von Ihnen und Gisela Schäfer produziert. Hoffen Sie, damit einen Schritt zum Wandel in der Animationsbranche beizutragen?
Tolle Frage! Diese Frage betrifft ja nicht nur das Animations-, sondern auch das ganze Filmproduktionsgeschäft. Wir sind froh, dass wir in dieser starken Kombination aus WunderWerk-Produzentinnen (Sunna Isenberg und Gisela Schäfer) und -Regisseurin (Alex Schmidt) in der Branche ein Zeichen setzen können, das vielleicht auch zu einem Wandel beitragen kann. Am Ende zählt die Qualität und nicht, welchen Geschlechts die Personen waren, die das Produkt gemacht haben. Wir freuen uns aber natürlich, dass wir als starkes Frauen-Team dem Markt ein solches Qualitätsprodukt zeigen können.
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten!
«Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann» ist ab dem 1. Dezember 2017 täglich im KiKA zu sehen – stets ab zirka 18 Uhr.