Weg von ProSiebenSat.1, hin zu Sky und RTL. 2017 war ein spannendes Jahr für Frank Buschmann und ein erfolgreich. Aber kein ganz perfektes.
Frank Buschmann 2017
"Ich bin nicht der komische Schrei-Onkel", sagte Frank Buschmann im Sommer im
Quotenmeter.de-Interview, in dem es um seine damals noch kommende Sky-Sport-Zeit und vor allem auch um die RTL-Formate wie «The Wall» ging.
Früher waren es Bela Rethy oder Marcel Reif. Also jene Sport-Kommentatoren, die 50 Prozent der Zuschauer hassten und bei deren Einsätzen sie am liebsten auf den Stadionton umschalteten, und 50 Prozent voller Genuss den besonderen Gedankengängen zuhörten. Bela Rethy ist inzwischen nur noch selten beim Live-Kommentar zu hören. Hin und wieder in der Champions League, hin und wieder bei wenigen Test-Kicks der Nationalmannschaft, die das ZDF noch zeigt. Aber dafür oft bei Europa- und Weltmeisterschaften. Noch krasser ist es bei Marcel Reif, der das Mikro in Deutschland komplett ablegt hat, aber dafür immer mal wieder in der Talkshow «Doppelpass» sein Wissen zum Besten gibt.
Fußball-Deutschland hat dafür nun eine neue Reizfigur am Fußball-Mikro. Die Rede ist von Frank Buschmann. Ohne Wenn und Aber. Der 53-Jährige, der erst kürzlich Geburtstag hatte, legte jüngst einen rasanten Aufstieg hin. Sein Abschied von Sport1, der im ersten Moment vielleicht auch für ihn schmerzlich zu sein schien, öffnete neue Tore. Stefan Raab öffnete ihm neue Tore. Buschi wurde die Stimme und gewissermaßen auch das Markenzeichen der über Jahre so erfolgreichen Primetime-Show «Schlag den Raab». Teils über 30 Prozent Marktanteil holte die Live-Show, die nicht selten Zuschauer bis ein oder halb zwei Uhr nachts gebannt vor den Bildschirmen fesselte. «Schlag den Raab» war das «Wetten, dass..?» der Jüngeren geworden und Buschi sowas wie der Thomas Gottschalk. Nur mit viel weniger Haaren.
Den Sport an sich verlor er aber nie aus den Augen. Eigentlich ist Buschmann verfechter kleiner Sportarten – hat sein Herz an den Basketball verloren, empfindet Empathie beim Handball und ist in besonderem Maße auch im US-Sport daheim. Die NBA begleitete er viele Jahre bei spox, die deutsche Basketball-Liga intensiv bei der Telekom – und die NFL machte er gemeinsam mit einem einzigartigen Konzept bei ProSiebenMaxx groß. Das alles aber ließ Buschmann nun vor rund einem Dreiviertel Jahr hinter sich. Der 53-Jährige hatte sich neu verliebt. Verliebt in eine Show und ihre Athleten, die RTL in den USA entdeckt hatte: «Ninja Warrior». Die erste Staffel war ein Sensationserfolg für RTL, im Sommer 2016 holte man teils mehr als 20 Prozent.
Er entschied sich für das Projekt und weitere Ideen bei(m) RTL. Kürzlich sagte Buschi mal, bei ProSieben, da hätte man ihm die Rolle als Moderator vielleicht nicht ganz so zugetraut. RTL aber stellte ihn vor die Kamera. Im Frühjahr zeichnete er die erste Staffel einer neuen Sommer-Spielshow namens
«The Wall» auf. Ein etwas zu kompliziertes Spielsystem und ungewöhnlich aufgedrehte Kandidaten, brachten dem Format an sich auch Kritik ein – an Buschi aber wollte niemand zweifeln. Schon gar nicht Produzent Endemol,
wo man für den Moderator regelrecht schwärmte. Zwischen rund elf und 16 Prozent holten die Shows im Sommer – passable bis gute Werte. Eine zweite Staffel kommt. «Ninja Warrior Germany» lief teils samstags und sogar sonntags, machte RTL happy.
Neben einer dritten Staffel im Jahr 2018 macht man dann auch einen Team-Ableger, dessen Produktion im Spätwinter vonstatten gehen soll. Vergangene Woche debütierte dann auch die nächste neue Buschi-Sendung: «Buschi vs. Köppen», eine verrückte Reise in andere Länder. Mit weniger als zehn Prozent Marktanteil beim Debüt vergangene Woche war dies dann der erste Dämpfer für den 53-Jährigen bei RTL. In Zeiten, in denen sich Neustarts im TV generell recht schwer tun, ist das dennoch eine gute Ausbeute.
Und das war nur RTL. Der einstige Liga total!-Kommentator hat nämlich auch bei Sky angeheuert, präsentiert dort die erfolgreiche und verrückte Sport-Comedy «Eine Liga für sich» und spielt mit dem Gedanken einen Sport-Late-Night-Talk zu etablieren. Das aber erst später, aktuell bei so vielen Aufträgen fehlt ganz offenkundig die Zeit für so ein großes Projekt. Dafür ist Buschi jetzt in der Konferenz am Samstagnachmittag angekommen. 13 Einsätze hatte Frank Buschmann bis heute für Sky; davon neun in Bundesliga- oder Champions-League-Konferenzen. Vier Mal (in Mainz, Monaco und zweifach in München) war er direkt im Stadion vor Ort.
Sein Highlight sicherlich: Der Konferenz-Kommentar des vielleicht verrücktesten Spiels dieses Jahres. Dem 4:4 im Revier-Derby Ende November. „Dafür liebe ich meinen Job! Spiel für die Geschichtsbücher bei BVB gegen Schalke 04. Dortmund zur Pause eigentlich durch, aber nur eigentlich. Königsblaue Monstermoral! Viel Spaß in jeder Revier Pinte morgen beim Frühschoppen im Pott... Ganz geiles Spiel!“ postete Buschmann unmittelbar danach bei Facebook.
2017 hat Buschmann zweifelsfrei einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Im Dezember kommt noch eine neue Aufgabe dazu. Für RTL wird er, nachdem er schon den Kommentar bei den vereinzelten «Die 2»-Aufgaben übernommen hat, auch «5 gegen Jauch» übernehmen – hier wieder als Moderator. Die Projekte gehen Frank Buschmann also nicht aus. 2018 wird er schauen müssen: Die 50 Prozent, die mit seiner Art nicht ganz so gut klar kommen, sollen ja auch nicht überstrapaziert werden…