Es ist soweit: RTL startet seinen zweiten deutschen Serienabend im Januar

Viel los bei RTL: Am 23. Januar starten beim Kölner Sender «Sankt Maik» und «Beck is back!», wenige Tage vorher fällt der Startschuss für «Beste Schwestern». Wir haben mit Fiction-Chef Philipp Steffens über die neuen Formate gesprochen.

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Startschuss für den neuen RTL-Seriendienstag fällt am 23. Januar 2018 um 20.15 Uhr mit einer Doppelfolge von «Sankt Maik».
  • Am 30. Januar stößt schließlich die neue Anwaltsserie «Beck is back!» hinzu. Sie läuft um 21.15 Uhr.
  • Die neue Sitcom «Beste Schwestern» mit Mirja Boes und Sina Tkotsch startet bereits wenige Tage vorher am Donnerstag, 18. Januar, um 21.45 Uhr.
  • Philipp Steffens, Bereichsleitung RTL Fiction: "Unsere langlaufenden Erfolgsserien «Alarm für Cobra 11» und «Der Lehrer» bleiben, verstärkt durch unsere neue Erfolgs-Sitcom «Magda macht das schon!», auf dem Donnerstag. Den Dienstag wollen wir mit unseren neuen Serien erobern und unserem Publikum damit einen weiteren Feierabend unter der Woche verschönern."
Herr Steffens, vor einigen Jahren gehörten US-Serien wie «Dr. House» und «CSI» zu den größten Hits im RTL-Programm. Im November ist «Bones» zu Ende gegangen - die vielleicht letzte US-Erfolgsserie, die Sie im Programm hatten. Wäre es vermessen, da vom Ende einer Ära zu sprechen?
Ich glaube, dass sich solche Entwicklungen immer auch als Wellenverläufe zeigen. Wenn ich etwa die Erfolgsgeschichten von «CSI» oder «Monk» nehme, dann stimmt es, dass diese Welle jetzt abebbt. In dieser Hinsicht haben Sie sicherlich Recht, wenn Sie sagen, dass eine Zeitenwende gekommen ist. Eine Zeitenwende, in der die deutsche Fiction jetzt den Platz der US-Serien einnimmt.

Nach dem Ende von «Bones» wollen Sie im Januar den bereits länger angekündigten zweiten deutschen Serienabend eröffnen. Losgehen soll es mit «Sankt Maik» und «Beck is back!». Was wird die Zuschauer erwarten?
Starke Geschichten, tolle Figuren mit Haltung und Charme, die einen zum Lachen bringen und emotional packen. Mit dem Newcomer Daniel Donskoy und Bert Tischendorf, begleitet von der einmalig amüsanten Andreja Schneider, überzeugen in den ersten beiden von vier Neustarts starke Schauspieler, die nicht besser hätten besetzt werden können. Wir freuen uns, mit einer breiten Genrevielfalt, neuen Gesichtern und vielen Talenten einen neuen Serientag bei RTL zu eröffnen.

Nun war der RTL-Zuschauer über Jahre hinweg an US-Krimis gewöhnt. Wie schwer wird es sein, das Publikum auf deutsche Serienstoffe „umzugewöhnen“?
(überlegt) Ich bin der grundsätzlichen Auffassung, dass gutes Programm gefunden wird. In «Sankt Maik» und «Beck is back!» erzählen wir zwei wirklich tolle Hauptfiguren, die eine klare Wertvorstellung haben. «Sankt Maik» ist eine Dramedy, da geht es also auch um etwas – lustige, spannende und emotionale Momente inklusive. Gleiches gilt für «Back is beck!» – es werden thematisch schwere Fälle, sowie ein starker privater horizontaler Strang erzählt, das Ganze dank der lustigen Momente in unterhaltender Leichtigkeit verpackt. Dementsprechend glauben wir, dass diese zwei tollen Serien ein großes Publikum auf diesen neuen Sendeplatz ziehen und begeistern werden.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund von passenden Paarungen: Wieso ist ihre Wahl genau auf diese beiden Produktionen gefallen?
Ehrlich gesagt glaube ich, dass alle Formate, die wir produziert haben, miteinander laufen könnten. Alle vier neuen Formate sind stark. Auch «Jenny – echt gerecht!» und «Lifelines» hätten gut zu den anderen beiden Serien gepasst. Vielfältigkeit war uns aber auch wichtig. «Beck is back!» und «Jenny – echt gerecht!» passen theoretisch vom Humor her zwar gut zusammen, aber wir wollten einfach nicht zwei Legal-Serien an einem Abend hintereinander programmieren.

Am späten Abend zeigen Sie derzeit noch «CSI»-Wiederholungen. Wie wollen Sie den Dienstag nach 22 Uhr ab Januar bestücken?
Das werden wir uns noch genau überlegen. Kurzfristig sind Reruns unserer eigenproduzierten Serien wie z.B. «Doctor's Diary» eingeplant für die späteren Sendeplätze.

Sie wollen am Dienstag konsequent Eigenproduktionen zeigen. Wird das auch nach dem Ende von «Sankt Maik» schon durchgehend funktionieren?
Wir werden im Januar auf jeden Fall Vollgas geben und sind von der Langläufigkeit der Serien überzeugt – auch, was die nächsten Jahre angeht. Wir sind weiter dabei, aus den vergangenen Ausschreibungen weitere Serienstoffe zu entwickeln. Da liegen bereits einige Drehbücher vor, bei denen wir in den nächsten Wochen über nächste Schritte entscheiden werden. Zudem liegt ein weiterer Pilot bei uns auf dem Tisch. Dementsprechend sind wir auf einem guten Weg, um den Dienstag auch langfristig zu besetzen.

Man muss natürlich auch sagen, dass es dieses Jahr ein enorm starkes Gegenprogramm gab. Aber: Am Ende reicht das als Entschuldigung nicht aus, denn wir wollen stärker sein als das Etablierte. Wir wollen neue Sehgewohnheiten aufbauen und alte brechen - das ist unser Anspruch.


Philipp Steffens über die schlechten Quoten von «Bad Cop»
Und mit dem neuen Seriendienstag wollen Sie im besten Falle dann auch VOX wieder ein paar Marktanteile abjagen? Mit seinen Eigenproduktionen lag der Sender zuletzt ja häufig vor den Dienstagsformaten von RTL…
Nein, im Gegenteil, ich glaube das passt sogar gut zusammen! Es sind bewusst zwei komplett verschiedene Programme, die wir innerhalb der Mediengruppe anbieten. Sehr unterhaltsame Shows auf der einen, gutgemachte Fiction auf der anderen Seite - das geht ganz gut nebeneinander.

Die Quoten der Serie «Bad Cop», die bereits in diesem Jahr zu sehen war, lagen durchgehend unter dem Senderschnitt. Konnten Sie schon für sich analysieren, wieso es nicht funktioniert hat?
Es ist sehr schade! Auf der einen Seite haben wir von den Menschen sehr gutes Feedback bekommen, auf der anderen blieb der Erfolg aus. Die Figur, die wir in «Bad Cop» erzählt haben, war spannend – verfügte aber eben auch über eine ziemlich dunkle und dramatische Farbe. Sie lebte quasi zwischen zwei Welten. Vielleicht wurde diese Spur nicht klar genug verfolgt, weshalb wir viele Menschen nicht erreicht haben. Man muss natürlich auch sagen, dass es dieses Jahr ein enorm starkes Gegenprogramm gab. Aber: Am Ende reicht das als Entschuldigung nicht aus, denn wir wollen stärker sein als das Etablierte. Wir wollen neue Sehgewohnheiten aufbauen und alte brechen - das ist unser Anspruch.

Wird es eine Fortsetzung der Serie geben?
Wir werden die Serie nicht fortführen. Das ist sehr schade, weil tolle Talente mit dabei gewesen sind. Aber wir blicken jetzt nach vorne und freuen uns darauf, mit den Autoren hinter der Serie neue Projekte anzugehen!

Lesen Sie auf Seite zwei, was Philipp Steffens über die Sitcom «Beste Schwestern» sagt und wo er seine Aufgaben in den nächsten ein bis zwei Jahren sieht.

Zur Person: Philipp Steffens

Philipp Steffens ist Fiction-Chef des Kölner Senders RTL. Er trat dort vor einigen Jahren die Nachfolge von Barbara Thielen an. Der gebürtige Düsseldorfer, Jahrgang 1979, gründete direkt im Jahr seines Abschlusses an der Filmakademie Baden-Württemberg seine erste eigene Produktionsfirma - die Green Sky Films, die gemeinsam mit den ITV Studios für Sat.1 den Erfolg «Der letzte Bulle» entwickelte. Mit seiner Twenty Four 9 Films produzierte Steffens für RTL später «Der Knastarzt», auch an der TNT Serie-Produktion «Weinberg» war er beteiligt.
Lassen Sie uns kurz über «Alarm für Cobra 11» reden, das zwar weiterhin erfolgreich ist, zuletzt allerdings auch einen Tiefstwert hinnehmen musste. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Ich bin sehr glücklich mit den Quoten von «Alarm für Cobra 11», die zuletzt noch nachträglich um einige Zehntel nach oben korrigiert wurden. Im Vergleich zum letzten Herbst sind wir in der Zielgruppe sogar etwas stärker unterwegs. Man darf nicht vergessen, dass es die Sendung schon lange gibt. Hier gibt es wirkliche Mega-Fans und wir sind froh, dass wir immer wieder auch neue Zuschauer hinzugewinnen können – in dieser Staffel gerade auch bei den jungen Frauen.

Sie konnten zusätzliche weibliche Zuschauer hinzugewinnen?
Ja, durchaus, da können wir eine schöne Entwicklung beobachten! Man darf auch nicht vergessen, dass es für die Männer im Fußballbereich in diesem Jahr ein starkes Gegenprogramm gab. Dass der 1. FC Köln in der Europa League spielt mit teilweise dramatischen Partien – das kostet uns natürlich ein paar Männer. Das wird im Frühjahr wieder anders sein.

Lassen Sie uns zum Schluss auf den Donnerstag schauen. Mit «Der Lehrer» und «Magda» dürften ab Januar wieder starke Quoten möglich sein. Bestand bei Ihnen nie die Überlegung, zumindest eines dieser beiden Formate auf den Dienstag zu verschieben?
Wir haben über alle möglichen Paarungen nachgedacht. Bei allen Formaten, die wir im Köcher haben, gab es natürlich Überlegungen, wie wir einen optimalen Start hinbekommen. Zum Schluss vertrauen wir auf klare Versprechungen und Beständigkeit und wollen die gewohnten und erfolgsversprechenden Paarungen nicht lösen. Selbstbewusst glauben wir an die Stärke der neuen Formate, die nun den neuen Tag gestalten werden.

Die Sitcom «Beste Schwestern» mit Mirja Boes startet am 18. Januar auf dem Programmslot um 21.45 Uhr - also nach Magda und vor dem Dschungelcamp. Da kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?
Absolut! Wir glauben sehr an die Serie, in der Mark Werner mit Warner Bros. und zwei starken Hauptdarstellerinnen Tolles geleistet hat. Deshalb wollen wir der Serie auch die besten Voraussetzungen bieten. Der Sendeplatz ist vor allem durch den Lead-In vielversprechend: der erfolgreichste RTL-Serienneustart seit 2010 «Magda macht das schon!».

Ich glaube, dass wir weiterhin noch mehr neue Serien auf den Markt bringen sollten. Wir wollen unser Programm weiter in der Breite füllen und probieren uns - auch was die Genres angeht - deshalb weiter ständig aus.
RTL-Fiction-Chef Philipp Steffens
Sie sagen es: «Magda» überzeugte im Januar mit bis zu 22,2 Prozent in der Zielgruppe. Wissen Sie, wie der enorme Erfolg zu erklären ist?
Bei dieser Serie hat vor und hinter der Kamera einfach alles gepasst – perfektes Teamwork, bei dem alle an einem Strang ziehen. Verena Altenberger ist als Hauptdarstellerin umringt von einem großartigen Ensemble. Thematisch zeigt die Sitcom auf ganz vielen Ebenen, was sich gerade so in Deutschland abspielt. Viele Menschen denken über die Zukunft ihrer Eltern, über Pflegekräfte, über die Realisierung eines Eigenheims nach. Zudem bietet jede Figur des Ensembles mit ihren kleinen Alltagshürden für jeden Identifikationspotenziale. Die Serie ist somit nicht nur eine lebensbejahende und sehr lustige Unterhaltung für den Feierabend, sondern ist in seinen Themen aktuell.

Wie viele der fünf neu entwickelten Dramaserien für RTL müssten weitergehen, damit Sie als Fiction-Chef zufrieden sind? Wie viel Prozent sind realistisch?
Das ist eine spannende Frage. Von unseren drei Sitcoms, die wir im Frühjahr 2017 angeschoben haben, war eine ein gigantischer Erfolg, die anderen beiden liefen weniger gut. Wir wissen selber, dass wir vielleicht nicht jede Produktion durchs Ziel bekommen werden. Dennoch sind wir sehr überzeugt. Wir hoffen, dass wir mehr als zwei Serien erfolgreich werden weitermachen können. Aber ich möchte nochmal betonen, dass wir sehr selbstbewusst an die Sache herantreten. Es sind tolle Teams, die hinter alldem stecken, die Großartiges leisten. Jedes Format hat großes Potenzial und ist es wert, vom Publikum gefunden zu werden. Vielleicht schaffen wir auch wirklich was Unmögliches…

Herr Steffens, letzte Frage: Sie sind jetzt bald seit vier Jahren bei RTL und somit verantwortlich für all die Neuentwicklungen im Serienbereich, die jetzt auf Sendung gehen. Wo sehen Sie Ihre Aufgaben in den nächsten ein bis zwei Jahren? Bestehende Konzepte weiterentwickeln oder noch mehr Neues auf den Markt bringen?
Ich glaube, dass wir weiterhin noch mehr neue Serien auf den Markt bringen sollten. Wir wollen unser Programm weiter in der Breite füllen und probieren uns - auch was die Genres angeht - deshalb weiter ständig aus. Wir haben die Sitcoms neuauflegen lassen, wir haben eine Priester-Serie, die erste Medical seit langem im Privatfernsehen, wir hatten die erste Lehrer-Serie… So versuchen wir, Einzigartigkeit zu schaffen und da gilt es jetzt auch weiterzumachen und neue spannende Sachen zu finden. Bei den zwei Thrillern von Herrn Fitzek, die wir verfilmen werden, werden wir nochmal andere Wege gehen. Das ist auch nötig, um auf Dauer ein großes reichhaltiges Angebot zu garantieren.

Herr Steffens, wir danken Ihnen für das Gespräch.
12.12.2017 07:47 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/97690