Bis auf ein neues Jury-Mitglied verzichteten Sat.1 und ProSieben auf große Veränderungen - und wurden dafür vom Publikum mit starken Werten belohnt. Der Abwärtstrend der Vorjahre ist endgültig Geschichte.
Aufteilung der Show-Phasen
- S1: 6 - 4 - 7
- S2: 6 - 4 - 6 (16 F.)
- S3: 6 - 7 - 4
- S4: 7 - 6 - 4
- S5: 8 - 6 - 3
- S6&7: 9 - 6 - 2
Aufteilung der jeweils (bis auf Staffel zwei) 17 Folgen in Blind Auditions, Zwischenphase und Liveshows.
In den ersten fünf Jahren seiner Existenz hatte
«The Voice of Germany» von Staffel zu Staffel an Publikumszuspruch eingebüßt, sodass der Schritt im Vorjahr, die Sat.1-Folgen vom Freitag auf den Sonntag zu verlegen, durchaus die Gefahr barg, den größten und nachhaltigsten Show-Hit der Sendergruppe zusätzlich zu schwächen. Doch nachdem schon die Werte 2016 leicht gestiegen war, setzte sich der Aufwärtstrend nun weiter fort. Wie gewohnt begeisterten vor allem die längst zum dominierenden Teil der Show avancierten Blind Auditions, doch auch im Anschluss daran war man ausnahmslos auf Top-Niveau unterwegs.
Dabei verlief der Auftakt am 19. Oktober noch ein wenig verhalten, immerhin sahen Mark Forsters ersten Einsatz als Coach "nur" 3,81 Millionen Menschen - womit der ewige Negativrekord einer Staffelpremiere von 2015 wiederholt wurde. Dass ProSieben angesichts eines spektakulären Marktanteils von 13,5 Prozent beim Gesamtpublikum dennoch lauthals jubeln konnte und in der werberelevanten Zielgruppe mit 24,7 Prozent bei 2,28 Millionen sogar die Konkurrenz problemlos deklassierte, gehört allerdings auch zur ganzen Wahrheit. Weiter ging es nur drei Tage später in Sat.1, wo die Gesamt-Reichweite zwar deutlich auf 4,15 Millionen stieg, die damit verbundenen Marktanteile aber am schwierigsten Tag der Woche auf 12,2 und 20,5 Millionen zurückgingen.
Es sollte übrigens das Einzige Mal bleiben, dass die Sonntags-Ausgabe eine höhere Zuschauerzahl verzeichnete als die vorausgegangene Donnerstags-Episode - für die Marktanteile bedeutete dies, dass in den Wochen zwei bis vier auf ProSieben grandiose 13,7 bis 14,1 Prozent insgesamt bzw. 24,4 bis 25,2 Prozent der Werberelevanten erzielt wurden, während man bei Sat.1 mit etwas moderateren 11,8 bis 12,3 Prozent aller respektive 18,5 bis 19,2 Prozent der jüngeren Konsumenten vorlieb nehmen musste. Einen echten Coup hob man sich dann für die letzte Ausgabe der "Blinds" am 16. November auf, wo mit Rita Ora erstmals auch ein Weltstar vor den Coaches performte. Der kleine Promo-Gag zahlte sich nicht nur für die Künstlerin aus, deren "Your Song" anschließend in den deutschen Single-Charts einen deutlichen Satz nach oben machte, sondern auch für den ausstrahlenden Privatsender: Mit 4,37 Millionen Gesamt- sowie 2,63 Millionenn jüngeren Zuschauern wurden ebenso neue Staffel-Rekorde erzielt wie hinsichtlich der Marktanteile, die sich auf grandiose 15,1 und 27,1 Prozent bezifferten. So gut wie an diesem Abend lief es für die Show seit Jahren nicht mehr, ein besserer Zielgruppen-Marktanteil wurde gar letztmals in Durchgang Nummer zwei erreicht.
Im Durchschnitt gelangten die neun Folgen der Blind Auditions übrigens auf 4,06 Millionen Zuschauer, was tollen 13,2 Prozent aller Fernsehenden ab drei Jahren entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen hatte das Herzstück der Show auf 22,5 Prozent bei 2,36 Millionen zu verweisen, womit dieser Teil der Sendung so stark performte wie seit 2014 nicht mehr.
Die vier Ausgaben der Battles kamen dann in der zweiten November-Hälfte erwartungsgemäß bei weitem nicht mehr an dieses Niveau heran, hielten sich aber bei 3,20 bis 3,90 Millionen Fernsehenden, was nach wie vor schon beim Gesamtpublikum für ausnahmslos zweistellige Marktanteile zwischen 10,5 bis 12,0 Prozent langte. In der Zielgruppe lag man nun zwischen 17,4 und 20,6 Prozent bei stets etwa zwei Millionen Musikfreunden, sodass die Verluste letztlich einigermaßen moderat ausfielen: Immerhin 3,47 Millionen bzw. 11,3 und 18,7 Prozent wurden im Mittel verzeichnet, auch damit war das Format etwas stärker unterwegs als in den beiden Vorjahren.
Erstmals wirklich kritisch wurde es dann mit dem Beginn der Sing-Offs, wo reihenweise neue Negativrekorde aufgestellt wurden: Nur noch 2,97 Millionen Gesamt-Zuschauer gingen erstmals mit einem nur noch einstelligen Marktanteil in Höhe von 9,5 Prozent einger, in der Zielgruppe lief es mit 14,6 Prozent bei 1,66 Millionen ebenfalls so schwach wie nie. Allerdings musste man sich an diesem Abend auch einer besonders harten Konkurrenz stellen, unter anderem dem RTL-Jahresrückblick «Menschen, Bilder, Emotionen». Die Donnerstagsfolge lief dann mit 10,8 und 18,8 Prozent auch wieder spürbar besser, wenngleich der Abschied von ProSieben mit 2,98 Millionen erneut knapp unterhalb der Drei-Millionenmarke verharrte.
Das änderte sich erst im Zuge der quotenbedingt mittlerweile auf einigermaßen armselige zwei Folgen reduzierten Live-Phase, die am 10. Dezember auf 3,16 Millionen Zuschauer gelangte. Am starken Sonntagabend langte das zu soeben zweistelligen 10,1 Prozent Marktanteil, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden vergleichsweise unspektakuläre 15,7 Prozent bei 1,75 Millionen generiert. Die große Finalshow steigerte sich dann nochmal leicht auf 3,31 Millionen und 11,1 Prozent des Gesamtpublikums, während in der Zielgruppe 16,8 Prozent bei einer sogar leicht rückläufigen Reichweite von 1,73 Millionen erzielt wurden. Immerhin: Blickt man nur auf die Zuschauerzahl beim Gesamtpublikum, war das Finale das Erfolgreichste seit 2013.
Alles in allem kamen die traditionellen 17 Folgen von «The Voice of Germany» (einzig Staffel zwei hatte eine Ausgabe weniger zu bieten) auf eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 3,70 Millionen, was einem gewohnt fantastischen Marktanteil von 12,1 Prozent entsprach. Bedenkt man, dass Sat.1 mittlerweile weniger als sieben und ProSieben sogar nicht einmal mehr fünf Prozent aller Fernsehenden im Schnitt erreicht, muss man wohl nicht ernsthaft darüber diskutieren, dass die Show ein Quotensegen für beide in den vergangenen Jahren arg gebeutelten Sender darstellt. Zudem hält der Aufwärtstrend weiter an, nachdem im Vorjahr bereits ein Plus von 3,30 Millionen und 11,1 Prozent auf 3,58 Millionen und 11,2 Prozent generiert worden war, inzwischen ist man wieder auf der Flughöhe der Jahre zwei und drei unterwegs.
In der werberelevanten Zielgruppe wurden indes 2,12 Millionen Zuschauer gemessen, womit man nicht ganz an die 2,19 Millionen von 2016 heranreichte - wohl aber den damit verbundenen Marktanteil von 19,2 auf 20,2 Prozent steigerte. Dieses Phänomen spricht mit Blick auf den Markt einerseits dafür, dass das lineare Fernsehen in der klassischen Zielgruppe binnen eines Jahres deutlich an Zugkraft eingebüßt hat, zumindest am Donnerstag- und Sonntagabend - darüber hinaus liefen die jeweiligen Folgen diesmal allerdings auch deutlich länger als noch 2016. Was in jedem Fall festzuhalten ist: Nach den Tiefpunkten 2015 mit auch immerhin noch sehr guten 1,99 Millionen und 18,9 Prozent ging es wieder klar nach oben für die Sendung, die also derzeit keine Abnutzungserscheinungen erkennen lässt. Ganz im Gegensatz übrigens zum «Supertalent», das in diesem Jahr erstmals unter die 20-Prozent-Marke in der Zielgruppe fiel und auch insgesamt die schwächsten Werte seiner Geschichte vorzuweisen hatte.