Der «Lena Lorenz»-Star schaut für eine Folge bei «Die Bergretter» vorbei. Mit Quotenmeter.de sprach er über die harten Drehbedingungen und Vorurteile gegenüber «Lena Lorenz» und ähnliche Reihen.
„
Mit größerem Abstand lassen sich Filme für mich als Schauspieler unbefangener ansehen. Dann stecke ich nicht mehr so emotional drin, kann mich nicht mehr genau erinnern, wie ich was gespielt habe und überrasche mich selber. Dadurch kann ich mir meine Filme, wenn sie lange nach dem Dreh laufen, eher wie ein regulärer Zuschauer angucken.
”
Jens Atzorn
Kurze Bestandsaufnahme: Sie haben vier noch ungesendete «Lena Lorenz»-Teile abgedreht, Ihren diesen Monat anstehenden «Die Bergretter»-Gastauftritt und eine kommendes Jahr zu erwartende Cecelia-Ahern-Adaption. Viel Vorlauf also – wie beeinflusst das Ihre Einstellung zu Ihren Filmen?
Da gewöhnt man sich dran. Es ist ja normal, dass nach dem Dreh noch die ganze Postproduktion folgt und dann muss man noch auf einen Sendeplatz warten. Das ist eine Sache, die kann man als Schauspieler nicht beeinflussen. Es ist üblich, dass man bei abgedrehten Filmen auf die Veröffentlichung wartet und ich finde es schön mit etwas Abstand auf die Arbeit, die man erledigt hat, zu blicken. Mit größerem Abstand lassen sich Filme für mich als Schauspieler unbefangener ansehen. Dann stecke ich nicht mehr so emotional drin, kann mich nicht mehr genau erinnern, wie ich was gespielt habe und überrasche mich selber. Dadurch kann ich mir meine Filme, wenn sie lange nach dem Dreh laufen, eher wie ein regulärer Zuschauer angucken. Damit fällt es mir auch einfacher, selbstkritisch an meine eigene Arbeit heranzugehen und zu analysieren, was gelungen ist und was nicht.
Sie gehören also zu jenen Schauspielern, die sich problemlos Ihre eigenen Filme anschauen können?
Ja, schon. Ich versuche jedenfalls, aus meiner Arbeit zu lernen. Es gibt aber auch Filme oder Projekte, da fällt es mit schwerer mich selbst zu sehen. Meistens wenn ich mit Szenen unsicher war und nicht weiß wie sie geworden sind. Im Fall von «Die Bergretter» ist es so, dass ich sehr gespannt darauf bin wie die fertigen Actionszenen aussehen werden.
Wie unterscheidet sich Ihre Vorbereitung für einmalige Gastrollen wie bei «Die Bergretter» und für wiederkehrende Rollen, wie Ihr Part in «Lena Lorenz»?
Bei einer durchgehenden Rolle findet am Anfang eine sehr intensive, lange Vorbereitung statt, und ab dann entwickelt sich die Figur ganz natürlich beim Drehen. «Lena Lorenz» mache ich nun im dritten Jahr. Ich habe mittlerweile das Vertrauen, darin dass ich nach der ganzen Zeit meine Rolle verinnerlicht habe. Bei einer Episodenhauptrolle wie «Die Bergretter» ist es so, dass ganz klar der Fokus auf der Vorbereitung der neuen Rolle, bzw des neuen Charakters liegt. Man muss sich im klaren sein, das die Nervosität beim Dreh einer Gastrolle viel höher ist als vor dem Dreh einer Reihe, von der du schon ein Teil bist. Du kommst in ein neues Team rein und musst dich an den ersten Drehtagen akklimatisieren, die Gesprächsdynamik im Team begreifen und dich schnell in eine eingespielte Gruppe aus Regie, Cast und Crew einfügen.
„
Ein Großteil meiner Szenen spielte am Gletscher, wir haben in 3.000 Metern Höhe gedreht, und das war körperlich extrem anstrengend. Ständig pfeifte ein eiskalter Wind, gleichzeitig knallte die Sonne so sehr, dass man fingerdick Sonnencreme auftragen musste, weil man sonst Sonnenbrand bekommen würde. Das war sehr heftig und das habe ich so auch noch nie erlebt.
”
Jens Atzorn über seine «Die Bergretter»-Episode
Und ich kann mir vorstellen, dass zudem die Gewöhnung an die Wetterbedingungen eine Rolle spielt, erst recht, da Sie ja oft Projekte mit vielen Außendrehs haben? Die Eigenheiten der «Lena Lorenz»-Drehorte sollten Sie ja mittlerweile kennen, bei «Die Bergretter» hingegen ist das ja eine große, entscheidende Unbekannte …
Ja, das stimmt. Wobei das Wetter für mich als Darsteller, streng gesehen, nicht in meine Verantwortung fällt. (lacht) Ich bin vor Ort, und wenn das Wetter stimmt, dann drehen wir. Stimmt es nicht, habe ich halt frei oder wir ziehen eine andere Szene vor. Ein Großteil meiner Szenen spielte am Gletscher, wir haben in 3.000 Metern Höhe gedreht, und das war körperlich extrem anstrengend. Ständig pfeifte ein eiskalter Wind, gleichzeitig knallte die Sonne so sehr, dass man fingerdick Sonnencreme auftragen musste, weil man sonst Sonnenbrand bekommen würde. Das war sehr heftig und das habe ich so auch noch nie erlebt.
Beim Dreh einer Szene waren wir nur in Skimontur unterwegs, die nur warm hielt wenn man sich bewegte. Deshalb wurden wir in den Drehpausen immer in einen dicken Mantel gepackt damit wir nicht auskühlten.
Wie sieht bei solchen Rollen eigentlich der Castingprozess aus – wurden Sie zuvor abgefragt, ob Sie fit für diese Rolle sind, oder war es eher der Fall, dass sich die «Bergretter»-Macher dachten: "Naja, wenn er die Rolle will, wird er schon bereit sein, das durchzustehen …"
(lacht) Einen Gesundheitscheck oder Briefing gab es nicht – ich wurde lediglich gefragt, ob ich schwindelfrei sei. Beim Lesen des Drehbuchs war mir natürlich klar, dass wir viel am Berg drehen werden, doch ich glaubte nicht, dass wir tatsächlich die ganze Zeit auf 3.000 Metern Höhe filmen werden. Aber ich lasse mich gern auf solche Abenteuer ein. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich einen Stunt selber drehen sollte. Es gibt eine Szene, in der ich in eine Schlucht abstürze. Der Wunsch war, dass ich das selber drehe, was ich jedoch erst einen Tag vor dem Dreh erfahren habe. Ich sollte dann rückwärts aus ca. fünf Metern Höhe in einen Haufen Kartons springen. Das war durchaus eine spannende neue Erfahrung und hat mega Spaß gemacht.
„
Ich habe manchmal die Vermutung, dass einige Kritiker die Reihen mit den Heimatformaten von ganz früher verwechseln (lacht). Diese haben sich aber seither enorm weiterentwickelt und die Zuschauerzahlen sprechen für sich, die sind ja spitze!
”
Jens Atzorn
Gerade vor diesem Hintergrund, dass «Die Bergetter» ja ein Format ist, das seine Darsteller sehr fordert, wüsste ich gern: Wie gehen Sie damit um, dass einige der Fernsehfilmreihen, in denen Sie mitspielen, von Teilen des jüngeren Publikums pauschal gescholten werden und noch immer unter der Heimatfilmperspektive Betrachtung finden?
Das höre ich natürlich auch immer mal wieder. Aber auch das Gegenteil. z.B. bei «Lena Lorenz» wiederum erhalte ich durchaus positive Rückmeldung von vielen Frauen Mitte 20 bis Ende 30. Mir persönlich ist in erster Linie wichtig, dass die Rolle glaubhaft ist und etwas zu erzählen hat. Ich habe manchmal die Vermutung, dass einige Kritiker die Reihen mit den Heimatformaten von ganz früher verwechseln (lacht). Diese haben sich aber seither enorm weiterentwickelt und die Zuschauerzahlen sprechen für sich, die sind ja spitze!
Kritik ist aber durchaus willkommen, wenn man ihr anmerkt, dass sich da wer mit der Produktion wirklich auseinandergesetzt hat. Zumal wir uns ja stets bemühen, das uns Bestmögliche zu liefern: Bei «Lena Lorenz» zum Beispiel setzen sich Patricia Aulitzky, Eva Mattes und ich oft mit den Produzenten und Redakteuren zusammen, weil wir noch Anregungen für das Drehbuch haben.
Und das wird positiv aufgenommen?
Ja, das überrascht mich selber. (lacht) Das sind sehr ergiebige Unterhaltungen, bei denen wir Szenen überarbeiten und nochmal am Dialog schleifen. Ab und zu schicken wir auch Vorschläge und Ideen für den Handlungsverlauf. Und das wird durchaus positiv aufgenommen.
Besten Dank für das Gespräch.
Jens Atzorn ist am 21. Dezember 2017 um 20.15 Uhr in «Die Bergretter» im ZDF zu sehen.