Heute startet Netflix seinen 90 Millionen Dollar teuren Film mit Will Smith in der Hauptrolle. Ein Schuss in den Ofen:
Cast & Crew
Produktion: Overbrook Entertainment, Trigger Warning Entertainment und Grand Electric
Autor: Max Landis
Regie: David Ayer
Cast: Will Smith, Joel Edgerton, Noomi Rapace, Lucy Fry, Édgrar Ramírez, Ike Barinholtz u.v.m.
Produzenten: Eric Newman, David Ayer und Brian Unkless
Kamera: Roman VasyanovOfficer Daryl Ward (Will Smith) hat einiges mitgemacht: Kürzlich hat ein Orc-Verbrecher auf ihn geschossen. Sein Orc-Kollege Nick Jakoby (Joel Edgerton) hat – so der generelle Eindruck auf dem Revier – wohl eher nur so getan, als ob er Jagd auf seinen mörderischen Rassegenossen gemacht habe, ihn dann aber wohl laufen lassen. Wards Frau ist nun noch beunruhigter ob des brandgefährlichen Jobs ihres Mannes. Aber fünf Jahre muss er noch, komme, was wolle: Sonst geht ihm seine Pension flöten. Ach ja, und bevor er zur Schicht geht, soll er bitte noch die nervige Fee auf der Terrasse ins Jenseits befördern. Als sein Kollege Jakoby ihn schließlich zum Dienst abholt, sprüht Ward nicht gerade vor Freude. Und als Jakoby auch noch die Abkürzung durchs Elfengebiet der Stadt nimmt, reißt ihm endgültig der Geduldsfaden.
Sie werden gemerkt haben: Die Existenz von Elfen, Feen und Orcs ist in der Welt von «Bright» das Normalste überhaupt. Ihre anthropologische Einordnung in diese Gesellschaft bedarf allerdings ein paar kurzer Erklärungen: Während Feen nerviges Ungeziefer sind, vergleichbar mit Wespen oder Stinkkäfern in unserer Realität, sind Elfen die Krönung der Schöpfung, edel und hinreißend. Ihr Stadtgebiet ist bei weitem das schickste, ihre soziale Position gebietet eine gewisse Ehrerbietung. Doch durch ihren Makel – Hochmut und Narzissmus – wird ihnen gleichermaßen Ablehnung zuteil.
Orcs sind dagegen eine völlig marginalisierte Gruppe, gelten als minderwertig und rückständig. Jakoby ist der erste von ihnen, der es in den Polizeidienst von Los Angeles geschafft hat. Die rabiateren seiner Kollegen brüsten sich damit, dass ihre Vorfahren Orcs zu Tausenden abgeschlachtet haben. Man muss natürlich nicht sonderlich weit denken, um zu erkennen, welche Parallelen zu unserer Welt hier gezogen werden sollen. Wie man in «Bright» leider nie sonderlich weit denken muss…
Denn dramaturgisch beschäftigt sich der Film die meiste Zeit lieber mit einem opulenten mystischen Geflecht um einen magischen Zauberstab, den es vor einem bösen Wesen zu schützen gilt, und mit einer
Damsel in Distress, die man retten muss. Hierin liegt wohl das Hauptproblem des Films und der Grund für die abgrundtief uninspirierte Wirkung, die er ausstrahlt: Anstatt sich auf die interessante Idee zu konzentrieren, die ihm zugrunde liegt, wird daraus ein Kampf an allen Fronten, quer durch eine vage gehaltene und dabei völlig beliebige Mythologie, den Daryl Ward und sein Orc-Buddy nur gewinnen und die Narrative nur verlieren kann.
Ein schräger Vergleich, aber einer, der die Misere vielleicht ganz gut illustriert: Vor fünfzehn Jahren lief bei FOX für kurze Zeit eine Serie namens «Greg the Bunny». Ihre Prämisse war denkbar einfach: Sie spielte in einem Paralleluniversum, in dem Puppen und Menschen ganz natürlich, aber freilich konfliktträchtig zusammenleben. Der Ideenreichtum der Macher kannte eine Handvoll Folgen lang keine Grenzen, und konnte gleichsam trotz all der gerne abstrusen Verspieltheit gekonnt und zielsicher unsere reale Welt kommentieren.
«Bright», das freilich durch seinen Genre-Mix aus
Buddy-Cop-Drama und Mystery narrativ eine andere Stoßrichtung verfolgt, gelingt davon gar nichts. Bemüht auf cool getrimmt, brettert Will Smith zwei Stunden lang durch ein Sammelsurium aus Verfolgungsjagden und effektvollen Spielereien, deren visuelle Grenzenlosigkeit die inhaltliche Ideenlosigkeit nur umso deutlicher auffallen lässt. Markige Sprüche statt feiner Selbstironie, brachiale Allegorien auf unsere tatsächliche Realität statt subtiler, bedeutungsvoller Referenzen.
«Bright» isn’t very… bright.
«Bright» ist ab sofort bei Netflix verfügbar.